Angeklagte sitzen vor Prozessbeginn im Amtsgericht Altona in einem Gerichtssaal. © picture alliance/dpa Foto: Daniel Reinhardt

Hamburg: AfD-Unterstützer wegen Körperverletzung vor Gericht

Stand: 01.04.2022 12:51 Uhr

Wegen einer gewaltsamen Auseinandersetzung an einem AfD-Werbestand vor dreieinhalb Jahren müssen sich seit Freitag vier Unterstützer der Partei vor dem Amtsgericht Hamburg-Altona verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern im Alter von 53, 62, 73 und 81 Jahren gefährliche Körperverletzung vor. Der Vorfall hatte sich im September 2018 auf dem Wochenmarkt im Stadtteil Groß Flottbek ereignet. Ein Mann habe Broschüren von einem Werbestand der AfD heruntergewischt und dabei den Tisch umgestoßen.

44-Jähriger sagt aus

Das mutmaßliche Opfer, ein 44 Jahre alter Erzieher, sagte am Freitag vor Gericht aus. Er sei mit seinem Sohn auf den Wochenmarkt-Platz gekommen und habe zwischen den Marktständen einen Infotisch der AfD gesehen. Eine Frau sei auf ihn zugekommen und habe ihm einen AfD-Flyer in die Hand gedrückt. Er habe gedacht "Lass mich in Ruhe mit dem Scheiß" und habe mit einer Handbewegung die Flyer vom Tisch gewischt.

"Angst um mein Leben"

"Dann habe ich mich in einer Situation wiedergefunden, in der ich Angst um mein Leben hatte", sagte der 44-Jährige. Mehrere Männer hätten ihn festgehalten. Einer davon setzte ihm laut Anklage ein Messer an den Hals. Dieser habe gezischt: "Ich schlitz Dich auf, Du Sau." Die Männer sollen ihn zu Boden gebracht und sich auf ihn gekniet, ihn geschlagen und getreten haben, bis eine Polizistin kam.

Schnittwunde an der Hand

"Die Flyer runterzuwerfen war sicher keine tolle Aktion," sagte der 44-Jährige. "Aber das rechtfertigt es ja wohl nicht, mit dem Messer auf mich loszugehen." Er habe sich gewehrt und sein Kontrahent habe das Messer fallen lassen. Wer ihn damit bedrohte, könne er nicht sagen. Außer der Schnittwunde an der Hand sei er nicht verletzt worden.

81-Jähriger Angeklagter sagt aus

Von den Angeklagten sagte am Freitag nur der 81-Jährige aus. Für ihn ist der 44-Jährige immer noch ein Täter, den er auf dem Boden festhielt, bis er mit Handschellen gefesselt wurde. "Es ging nur darum, ihn festzuhalten, bis die Polizei kommt." Dass von einem Messer die Rede war, habe er erst danach gehört. Der 81-Jährige erklärte, dass er den umgestürzten Tisch während eines Gespräches bemerkt hatte und seinem Kollegen im Gerangel mit einem Mann zu Hilfe gekommen sei.

Das Gericht will weitere Zeuginnen und Zeugen hören und hat noch zwei Verhandlungstermine angesetzt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 01.04.2022 | 13:00 Uhr

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