Vor Stadt-Derby: Elf Verletzte bei Angriff auf Lokal
Am Freitagabend vor dem Fußball-Zweitligaduell zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli haben sich zwei verfeindete Fan-Gruppen in einer Kneipe am Großneumarkt eine heftige Auseinandersetzung geliefert. Auch Reizgas kam zum Einsatz. Nach Angaben der Polizei erlitten zehn Unbeteiligte und der Wirt Atemwegsreizungen, zwei von ihnen auch Kopfplatzwunden. Rettungskräfte versorgten die Betroffenen in einem Großraumrettungswagen, darunter waren zwei schwangere Frauen. Vier Menschen kamen ins Krankenhaus.
Vermummte sprühen Reizgas in Lokal
Die Polizei geht davon aus, dass 15 vermummte St. Pauli-Fans gegen 21 Uhr die bayrische Gaststätte gestürmt und 20 Anhänger des HSV attackiert hatten. Die Angreifer zertrümmerten offenbar zunächst eine Fensterscheibe und sprühten anschließend Reizgas in die Bierstube. Die HSV-Fans warfen Bierkrüge nach ihren Kontrahenten. Das Gasthaus war zum Zeitpunkt der Attacke mit 50 weiteren Gästen sehr gut besucht gewesen. Stühle und Barhocker wurden bei der Auseinandersetzung zertrümmert, die Feuerwehr rückte mit etwa 40 Leuten an.
Polizei trennt Fan-Gruppen auf dem Kiez
Im Laufe des Abends war die Polizei auch dem Kiez im Einsatz. Rund um die Reeperbahn waren die Einsatzkräfte damit beschäftigt, ein Zusammentreffen verfeindeter Fan-Lager zu verhindern. Dabei wurden die Beamten und Beamtinnen teilweise mit Glasflaschen beworfen. In der Nacht zum Sonnabend wurden sieben Menschen festgenommen und später wieder freigelassen. Es wird geprüft, ob sie bei den Ausschreitungen am Großneumarkt dabei waren.
Getrennte Anreise
Zwei große Fanmärsche beider Lager kamen am Vormittag am HSV-Stadion an. Rund 1.800 St. Pauli-Fans reisten mit Sonder-S-Bahnen zum Bahnhof Othmarschen an und setzten von dort aus ihren Weg zu Fuß oder mit Shuttle-Bussen ins Stadion fort. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, um einen direkten Kontakt mit den HSV-Anhängern zu vermeiden, die über die S-Bahnstation Stellingen ankamen.
Rund 1.500 Polizisten im Einsatz
Im Stadion kam es trotzdem zu Übergriffen. Aus dem HSV-Bereich flogen Leuchtraketen in den St.-Pauli-Fanblock. Etwa 1.500 Beamte waren im Einsatz, darunter auch Polizisten und Polizistinnen aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie von der Bundespolizei. Da die Partie als Risikospiel eingestuft ist, galt im Volksparkstadion Alkoholverbot.
Polizeisprecher: Fan-Trennung hat sich bewährt
Nach dem Spiel blieb es nach Angaben der Polizei weitgehend friedlich. "Die Ereignisse von Freitagabend, aber auch das Verhalten im Stadion vor Spielanpfiff zeigen, dass der Einsatz von 1.500 Beamten absolut notwendig war", sagte Polizeisprecher Timo Zill. "Das Konzept der strikten Fantrennung hat sich nunmehr das vierte Mal in Folge bewährt."
