Lukas L. und Max M. wurden wegen ihrer sexuellen Orientierung angegriffen © Screenshot

Hamburg: Mehr Gewalt wegen sexueller Orientierung

Stand: 01.05.2022 09:49 Uhr

In Hamburg hat sich die Zahl Straftaten, die sich gegen die sexuelle Orientierung richten, im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) will konsequent gegen solche Straftaten vorgehen.

Ausgelassen weggehen auf dem Kiez: für Max M. und Lukas L. geht das seit Oktober 2021 nicht mehr. Damals besuchen die beiden Freunde unweit der Reeperbahn eine Halloween-Party in einer Szene-Bar für Schwule. Beim Frischeluftschnappen draußen werden sie plötzlich von einer Männergruppe verbal beleidigt, erzählt Lukas L.: "Ich meinte dann zu den Typen, dass sie bitte einfach weitergehen sollen. Und das war Provokation genug, dass sie angefangen haben, auf Max einzuschlagen." Nachdem die Gruppe dann gegangen ist, kommt sie nochmal zurück und schlägt erneut auf die beiden Männer ein. Erst beim zweiten Mal seien Leute dazwischen gegangen, schildert Max M. den Vorfall: "Das darf einfach nicht passieren".

Straftaten gegen LGBTIQ* nehmen zu

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Christoph Kahrmann, Co-Vorsitzender des Vereins "Hamburg Pride": "Die Community ist besorgt".

Die Polizei verzeichnet solche Angriffe als "Straftaten gegen die sexuelle Orientierung". Interessenvertreter fordern nun besseren Schutz für LGBTIQ*-Personen. Die Abkürzung LGBTIQ* steht für Lesben, Schwule (Gays), Bisexuelle, Transsexuelle, Intersexuelle und Queere. Christoph Kahrmann, Co-Vorsitzender des Vereins "Hamburg Pride": "Die Community ist schon besorgt, wo der Kiez doch eigentlich bunt ist, findet jetzt wieder Hasskriminalität statt. Wir stellen fest, dass einfach auch Beschimpfungen wieder zugenommen haben, abwertende Kommentare bis hin zu Handgreiflichkeiten. Und das ist eine besorgniserregende, Entwicklung, wo es wirklich klare und gute Strategien und Maßnahmen Brauch, um den entgegenzuwirken".

Zahl der Straftaten verdoppelt

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Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) will konsequent gegen Straftaten wegen sexueller Orienterung vorgehen.

Im letzten Jahr hat sich die Zahl der Straftaten wegen sexueller Orientierung mehr als verdoppelt. Sie lag 2021 bei 67 Fällen und sollte aufgrund einer Dunkelziffer noch höher sein. Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) hält Prävention, Beratung und Unterstützung für wichtig und auch Einschreiten in Situationen, in denen es zu Gewalt kommt. Er verspricht: "In der Strafverfolgung werden wir es an Klarheit und Konsequenz nicht fehlen lassen". Zwei Ansprechpersonen für LGBTIQ* bei der Polizei Hamburg sollen Vertrauen schaffen und sensibilisieren. Marco Burmester-Kröger ist einer von ihnen. Er erklärt, warum es wichtig ist, dass die Straftaten angezeigt werden: "Wir wollen die Täter dingfest machen, aber wir brauchen diese Zahlen auch, um Lagebilder zu erstellen, um gezielte Maßnahmen ergreifen zu können. Die Strafanzeige ist auch die Arbeitsgrundlage für polizeiliches Handeln." Zwei der Angreifer von Max M. und Lukas L. konnte die Polizei ermitteln. Gewalt gegen Homosexuelle wird auch das Thema des diesjährigen Christopher Steet Day (CSD) in Hamburg im Sommer sein.

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 30.04.2022 | 19:30 Uhr

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