Hochwasser am Fischmarkt in Hamburg © NDR Foto: Screenshot

Fluten in Hamburg: Was Forscher in 80 Jahren erwarten

Stand: 07.08.2022 20:51 Uhr

Liegen die Altstadt von Finkenwerder, das Werksgelände von Airbus und große Teile des Alten Lands in 80 Jahren unter Wasser? Dieses erschreckende Szenario ist Teil einer neuen Simulation, die ein Forscherteam von der Hafencity Universität um Geoinformatiker Güren Tan Dinga erstellt hat.

Das Szenario könnte dann eintreten, wenn sich die Erderwärmung stark beschleunigt und der erhöhte Meeresspiegel die Deiche brechen lässt. "Man muss berücksichtigen, dass es sich erneut um Prognosen handelt. Und es ist wichtig, die Rahmenbedingungen mit zu berücksichtigen", sagte der Forscher dem Hamburg Journal. "Allerdings ist es schon wichtig zu sehen, dass es Szenarien gibt, in denen die Hochrechnungen und Prognosen nicht sonderlich gut ausfallen."

10.000 Quadratkilometer in Norddeutschland unter Wasser?

Ein Szenario von Forschenden der HafencityUniversität zeigt, wie Teile Hamburgs im Jahr 2100 überschwemmt werden könnten. © Screenshot
Ein Worst-Case-Szenario von Forschenden der HafencityUniversität zeigt rot überschwemmte Gebiete von Hamburg im Jahr 2100.

So könnten im schlimmsten Fall bis zum Jahr 2100 mehr als 10.000 Quadratkilometer Norddeutschlands überflutet werden. Dieses so genannte "dritte Szenario" basiert auf neuesten Erkenntnissen zu den Prognosen des UN-Weltklimarates, muss aber noch weiter erforscht werden.

Tritt es ein, würden sich die Wassermassen entlang der Elbe bis in den Süden Hamburgs erstrecken. "Das dritte Szenario ist quasi der Worst Case, geht aber auch eben mit unfassbar vielen Unsicherheiten einher", sagt Dinga.

Hamburg verweist auf Deicherhöhungsprogramm

Wie gut wäre Hamburg vorbereitet? Die Umweltbehörde schreibt auf Anfrage des Hamburg Journals: "Aktuell läuft ein neues Bauprogramm, das den Meeresspiegelanstieg bis 2050 berücksichtigt – hierdurch werden die Deiche um einen weiteren knappen Meter auf 8,30 bis 10 Meter über Normalhöhennull erhöht (…). Für die Zeit bis 2100 laufen in Kooperation mit den Küstenbundesländern bereits die Planungen für weitere Deichverstärkungen."

Elbsperrwerk ist vom Tisch

Ein zeitweise diskutiertes Sperrwerk in der Elbe, das gegen Fluten schützen soll, sei dagegen vom Tisch: "Das ist gerade aus ökologischen Gesichtspunkten keine realistische Option. Auch die Investitionen wären immens. Wichtiger ist, tatkräftig alles zu tun, um den Klimawandel aufzuhalten."

"Unser eigenes Verhalten ändern"

Geoinformatiker Dinga geht grundsätzlich bei der Aussage mit. "Wir sollten, bevor wir an den Deichbau denken, vielleicht daran denken, unser eigenes Verhalten zu ändern. Und das gilt nicht nur für den Einzelnen und Privatbürger, sondern für die gesamte Gesellschaft." Dann gebe es die Chance, den Klimawandel zu bremsen.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 07.08.2022 | 19:30 Uhr

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Klimaschutz

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