Stand: 30.05.2019 06:13 Uhr
Die "No. 5 Elbe" ist zurück in Hamburg
Bild vergrößern
Er ist wieder da: Der Lotsenschoner "No. 5 Elbe" wird im Sandtorhafen begrüßt.
Mehr als 130 Jahre lang segelte er in der Elbmündung, in der Nordsee und auf dem Atlantik, jetzt bekam er seine erste richtige Generalüberholung: Der Lotsenschoner "No. 5 Elbe" ist nach einer aufwendigen neunmonatigen Sanierung bei einer Werft im dänischen Hvide Sande nach Hamburg zurückgekehrt.
Das Schiff war am Dienstagmorgen in Dänemark aufgebrochen, über Nacht nach Cuxhaven gesegelt und am Mittwochabend gegen 17.15 Uhr schließlich zurück im Sandtorhafen eingelaufen. Mitglieder des Vereins "Freunde des Lotsenschoners No. 5 Elbe" nahmen den Segler begeistert in Empfang. Bereits am Wochenende soll er wieder erste Gästefahrten unternehmen.
"No. 5 Elbe": Harte Arbeit für ein neues Leben
Die "No.5 Elbe" gilt als Hamburgs letztes erhaltenes Seeschiff aus der Ära des Holzschiffbaus. Im dänischen Hvide Sande ist der Lotsenschoner aufwendig saniert worden.
Nur wenig bleibt im Rumpf des Lotsenschoners an altem Holz erhalten: Spanten, Planken, der Kiel und vieles mehr sind erneuert.
Die Planken sind zehn Zentimeter dick und müssen in einer Dampfkiste stundenlang gekocht werden, damit sie die Rumpfform annehmen.
Der Vorsteven - rechts im Bild - ist noch so gut erhalten, dass er nicht ausgetauscht werden muss.
Arbeiter haben ein Gerüst aufgebaut, um alle Stellen erreichen zu können.
Wenn die Planken am Rumpf befestigt sind, müssen sie noch glatt gehobelt werden.
Restauratorin Christiane Rosenkranz aus Elmshorn repariert Teile der Inneneinrichtung, die ausgebaut worden ist.
In der Achterkammer baut Restauratorin Christiane Rosenkranz ein historisches Schott wieder ein, der Lotsenschoner steht unter Denkmalschutz.
Im Salon ist die historische Inneneinrichtung mit Vlies geschützt. Der Ofen musste vorübergehend zur Seite gerückt werden.
In einer weiteren Halle werden Masten und Gaffeln des Lotsenschoners überholt.
Takler Jochen Gnass wartet und repariert die Wanten des Lotsenschoners. Damit die Drähte nicht am Holz scheuern, näht er einen Schutz aus Leder.
Die Planken sind mit Tausenden Schrauben und Nägeln am Rumpf befestigt. Der Lotsenschoner ist besonders stabil gebaut.
Die Planken werden aus Eiche gebaut. Das Holz muss viele Jahre trocken lagern, bevor es verbaut werden kann.
Auf den Millimeter genau muss die Planke zugesägt werden, gerade Linien gibt es nicht auf dem Schiff.
Das elegante Heck des Lotsenschoners ist über Wasser noch so gut erhalten, dass es nicht erneuert werden musste. Ansonsten aber ist der Rumpf fast ein Neubau.
Dann der Schock: Am 8. Juni kollidiert das Schiff auf der Elbe mit einem Containerfrachter - und sinkt.
Seit 2002 wieder in Deutschland
Das Schiff hat eine äußerst bewegte und bewegende Geschichte. Gebaut 1883 bei der Stülcken-Werft in Hamburg, diente der Lotsenschoner mehrere Jahrzehnte dazu, Lotsen in der Nordsee an Bord der einlaufenden Schiffe zu bringen - und wieder zurück. Nach der Außerdienststellung wurde die "No. 5 Elbe" in den 1920er-Jahren in die USA verkauft, diente dem Autor und Abenteurer Warwick Tompkins und seiner Familie als schwimmendes Zuhause. Tompkins segelte mehrmals über den Atlantik und setzte dem Schiff, das damals "Wander Bird" hieß, mit Büchern und Filmen ein Denkmal. Seit 2002 ist der Lotsenschoner wieder in Deutschland, nimmt bei Tagestörns auch Gäste mit an Bord.
Ehrenamtliche unterstützen Restaurierung
Das Schiff wurde in Dänemark grundüberholt: Die Spanten, quasi die Rippen des Lotsenschoners, waren nach mehr als 130 Jahren nicht mehr fest genug. Rund zwei Drittel von ihnen mussten erneuert werden, dazu der komplette Kiel und alle Planken. "Von außen ist eigentlich alles beim Alten geblieben. Von innen ja erst recht", sagte Joachim Kaiser von der Stiftung Hamburg Maritim, der das Schiff gehört. "Wir haben im Grunde diese Restaurierung um die historische Inneneinrichtung herum ausgeführt. Das war die größte Reparatur, die das Schiff je gehabt hat in einem Stück. Das wird man so schnell nicht wieder müssen - aber auch nicht können."
Ehrenamtliche halfen mit bei der Restaurierung, die im September 2018 begonnen hatte. Rund 1,5 Millionen Euro haben die Arbeiten insgesamt gekostet. Das Geld kam unter anderem vom Bund, von der Stadt Hamburg und von privaten Spendern.
Weitere Informationen
NDR 90,3
Der Lotsenschoner "No. 5 Elbe" wird in einer dänischen Werft aufwendig saniert. Das Hamburger Hafenkonzert berichtet von der Generalüberholung und der Geschichte des Schiffes.
Audio (37:07 min)
Fast eine Million Euro hat der neue Hamburger Traditionsschiffsanleger Bremer Kai gekostet. Doch die Anlage kann nur eingeschränkt genutzt werden - wegen Gefahrgütern in der Nachbarschaft. (26.03.2019)
mehr
Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 |
NDR 90,3 Aktuell |
30.05.2019 | 06:18 Uhr