Welt der Musik

25. Todestag Swjatoslaw Richter

Sonntag, 24. Juli 2022, 18:00 bis 19:00 Uhr

1915 in Schitomir (Ukraine) geboren, verlebte Richter seine Kindheit und Jugend in Odessa. Sein Vater war ein sehr guter Pianist und der erste Lehrer des jungen Swjatoslaw, der sich aber hauptsächlich für das Opernrepertoire und nicht so sehr für die Klavierliteratur interessierte. Auch Fingerübungen und Tonleitern habe er "nie" gespielt, beteuerte Richter.

Um 1930 begann der junge Pianist seine Tätigkeit als Korrepetitor am Opernhaus von Odessa, lernte dadurch viele Opern und die Arbeit mit Sängern genau kennen. Allerdings habe er immer "wie im Konzert" gespielt und offenbar dadurch seine Klaviertechnik nicht eingebüßt, wie das vielen Korrepetitoren geschieht.

Heinrich Neuhaus

Pianist Swjatoslaw Richter im Jahre 1972. © picture-alliance / akg-images Foto: Brigitte Hellgoth
Am 01. August 1997 starb der russische Pianist Svjatoslav Richter im Alter von 82 Jahren.

Ab 1937 studierte Richter in Moskau bei dem berühmten Pianisten und Pädagogen Heinrich Neuhaus, dem Lehrer vieler bedeutender Pianisten - unter ihnen Emil Gilels. Neuhaus habe ihn erst "zum Pianisten gemacht", so Richter, der sehr hart am Klavier arbeitete und in wenigen Jahren große Fortschritte erreichte. Neuhaus machte Richter auch mit Sergej Prokofjew bekannt und ermöglichte seinem Schüler - den er als "primus inter pares" bezeichnete - die ersten Konzerterfahrungen als Solist vor dem anspruchsvollen Moskauer Publikum. Die stalinistischen "Säuberungen" und Schauprozesse hat Richter in Odessa und Moskau hautnah miterlebt. Sein Vater wurde als angeblicher "deutscher Spion" 1941 vom KGB erschossen.

Sieger beim Klavierwettbewerb

1945 gewann Richter den sowjetischen "Allunions-Wettbewerb" für Pianisten in Moskau und wurde schnell eine Berühmtheit im russischen Musikleben. Zunächst durfte er nur in den Ostblockstaaten (Tschechoslowakei, Polen, Ungarn, Bulgarien und Rumänien) auftreten, ab 1960 auch im Westen. Sein Debüt in der New Yorker Carnegie Hall wurde zum Triumph. Ebenso sein Debüt 1961 in London und in vielen anderen Ländern. Bis zwei Jahre vor seinem Tod im Jahr 1997 folgten tausende von Konzerten und zahlreiche Aufnahmen auf Tonträgern. Da ihn sein Gedächtnis im Jahr 1973 schon einmal während eines Konzerts im Stich gelassen hatte, entschloss sich Richter um 1977, öffentlich immer nach Noten zu spielen. Er begründete das dann aber damit, dass man als Interpret dem Komponisten auf diese Weise seinen "Respekt" bezeugen solle.

In unserer Sendung kommt auch die aus Tiflis (Georgien) stammende großartige Pianistin Elisso Virsaladze zu Wort, die Richter gut kannte und die erklärt, wie er sich als Jury-Mitglied beim Internationalen Tschaikowski-Wettbewerb 1958 in Moskau verhielt. Übrigens war dies das einzige Mal, dass der große Pianist in einer Jury saß, denn eigentlich verabscheute er Musikwettbewerbe.

Eine Sendung von Thomas Böttger.

 

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