Welt der Musik

Ein ausgezeichneter Musiker - Arthur Rubinstein zum 40. Todestag

Sonntag, 18. Dezember 2022, 18:00 bis 19:00 Uhr

Das Klavier war nach Arthur Rubinsteins Worten für ihn "wie eine geliebte Frau". Ohne Klavier könne er nicht sein, es habe ihn immer getröstet in schwierigen Momenten. "Wenn ich plötzlich spiele, wird mir wohl zumute." Mit 17 war der junge Pianist einmal an Scharlach erkrankt und musste einige Wochen das Bett hüten. Ihm wurde das Klavier ans Bett geschoben. "Ich habe geweint!" Es ging ihm näher ans Herz als seine Familie wiederzusehen.

Das Klavier - wie eine geliebte Frau

Dazu muss man wissen, dass Arthur Rubinstein schon als zehnjähriger Junge alleine in Berlin lebte, um bei einem Schüler von Franz Liszt (Heinrich Barth) seine Ausbildung als Pianist fortzusetzen. Begonnen hatte es am 28. Januar 1887 im polnischen Łodz. Dort wurde Arthur Rubinstein als Kind eines Textilfabrikanten geboren.

Pianist Arthur Rubinstein am Klavier © IMAGO / Leemage
Arthur Rubinstein war einer der größten Klaviervirtuosen des 20. Jahrhunderts.

Als er dreieinhalb war, konnte er schon die Stücke seiner älteren Schwestern auf dem Klavier auswendig nachspielen und bekam Unterricht. Ein Wunderkind! Die Mutter fuhr mit ihm nach Berlin und stellte ihn dem Brahms-Freund Joseph Joachim vor. Der meinte aber, mit vier Jahren sei es noch zu früh, Rubinstein als Schüler aufzunehmen. Ein paar Jahre später empfahl Joachim dann den Eltern Heinrich Barth. Vorher, mit sieben debütierte das Wunderkind noch in Warschau als Pianist.

Ausbildung bei einem Schüler von Franz Liszt

Seinen Lehrer Heinrich Barth habe er geliebt, sagte Rubinstein später, aber musikalisch sei er weniger gut mit ihm zurechtgekommen. Er sei zu konservativ gewesen und haben ihm die neue Musik der Zeit vorenthalten, Debussy und andere. Mit 13 Jahren trat der Jung-Pianist zum ersten Mal in Berlin auf, unter anderem mit dem A-Dur-Klavier KV 488 von Mozart. Am Dirigenten-Pult: Joseph Joachim. Er wurde gefeiert. Viel später sollte der Musikkritiker Joachim Kaiser von Rubinsteins Mozart-Spiel sagen, es klinge wie "auf Samt", perlend und leuchtend.

Rückblickend hat Arthur Rubinstein immer betont, dass er als junger Pianist faul gewesen sei. Ihm gefiel, dass man ihn einen Bonvivant nannte. Frauen, guter Wein, exquisites Essen waren ihm immer wichtig. Mit siebzehn ging Rubinstein nach Paris, er hatte sich von seinem Lehrer getrennt, von der "pedantischen Tyrannei", wie er sagte. Das Debüt in Paris war ein Erfolg. Erste Konzerte in den USA brachten nicht die erhoffte Resonanz, der noch nicht 20-jährige Pianist geriet in eine Krise.

Ich war immer zu faul, um zu üben

Bis zum wirklichen internationalen Durchbruch sollte es noch eine Weile dauern, bis 1937, Rubinstein war schon fünfzig. Ein Grund war, dass Rubinstein durch die aufkommende und immer mehr zunehmende Schallplattenindustrie bekannter wurde. Und dass Rubinstein durch das Hören seiner eigenen Aufnahmen begann, viel ernsthafter zu üben. Die gnadenlose Genauigkeit einer Aufnahme überzeugte Lebemann Rubinstein. Er konnte jetzt seine eigenen Fehler hören und wollte sie nicht so stehen lassen. Die Schallplatte sei sein einziger Lehrer gewesen, sagte er.

Die Schallplatte als Lehrer

"Ich halte mich nicht für einen sehr großen Pianisten, ich halte mich für einen ausgezeichneten Musiker, der musikalisch Klavier spielt." Der alte Arthur Rubinstein war ehrlich, aber er konnte auch gelassen auf ein erfolgreiches Pianisten-Leben zurückblicken. In Deutschland spielte er allerdings seit 1914 nicht mehr. In den Jahren bis 1933 hatte es sich zeitlich nicht mehr ergeben. Aber dann kamen die Nationalsozialisten an die Macht. Im Krieg wurde ein Großteil von Rubinsteins jüdischer Familie in Polen ermordet. Grund genug, Deutschland endgültig den Rücken zu kehren. Aber er spielte gelegentlich in Orten nahe der deutschen Grenze. Junge Leute sollten ihn hören können.

Ein Künstler, der musikalisch Klavier spielt

Rubinstein starb mit 95 Jahren am 20. Dezember 1982 in Genf, mit 89 hatte er sein letztes Konzert in London gegeben. Bis ins hohe Alter ist er also aufgetreten, als Solist, solo oder mit Orchester, oder als Kammermusiker. Viele Kollegen berichten von seiner nie nachlassenden Energie. Das Musizieren hat ihn nie ermüdet, es gab ihm Kraft.

Eine Sendung von Elisabeth Richter.

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