Welt der Musik

"Anwalt guter Musik" - Otto Klemperer zum 50. Todestag

Sonntag, 25. Juni 2023, 18:00 bis 19:00 Uhr

Otto Klemperer © picture-alliance / dpa | dpa
Otto Klemperer © picture-alliance / dpa | dpa
Otto Klemperer gilt als einer der großen Dirigenten des 20. Jahrhunderts.

Richard Wagners Enkel über den Dirigenten Otto Klemperer Wieland Wagner (1917-1966) charakterisierte Otto Klemperer einmal mit folgenden Worten: "Ratio und Eros - klare Disposition und elementares tänzerisches Gefühl - verbinden sich bei ihm mit einem kompromisslosen, fanatischen Willen, den Geist des Werkes in seiner reinsten Form zu interpretieren."

Der Philosoph Ernst Bloch über Otto Klemperer Bloch (1885-1977) war über Jahrzehnte freundschaftlich mit Klemperer verbunden. Er würdigte Klemperer um 1973 so: "Während er dirigierte, erschien er nicht etwa in vergrößerter oder auch verkleinerter Form in dem, was dirigiert wird, in Beethoven, Bach, Bruckner, Brahms usw., sondern nur das Werk war da, doch so, als wäre es zum ersten Mal erklungen…"

Vorbild Gustav Mahler

Klemperer, am 14. Mai 1885 in Breslau geboren, gehört zu jenen Musikern, die das Glück hatten, dem Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler mehrfach zu begegnen und ihn auch als Interpreten zu erleben. Zuerst sah er Mahler im Alter von etwa acht Jahren in Hamburg auf der Straße. Später hörte er in Wien mehrere Aufführungen der Musik u.a. von Beethoven, Wagner und Smetana, die Mahler dirigierte: "Die Hauptsache schien mir die Einfachheit seines Musizierens", wie Klemperer schrieb. "Seine Tempi waren absolut selbstverständlich und entsprechend überzeugend. Dasselbe gilt für seine äußere Gestik… er war als Mensch und Musiker ohne Eitelkeit - also unbestechlich." Auf Bitte von Otto Klemperer schrieb ihm Gustav Mahler in Wien ein kurzes Empfehlungsschreiben - auf einer Visitenkarte - die Klemperer lebenslang aufbewahrte und die ihm nach eigener Aussage "alle Türen öffnete."

Komponist Klemperer

Klemperer hat zwei Jahre lang Komposition bei Hans Pfitzner studiert, später auch privat einige Stunden bei Arnold Schönberg genommen. Zwar wurden und werden Klemperers Werke selten aufgeführt, aber das Komponieren bedeutete ihm viel. Er schrieb Sinfonien, eine Messe, Kammermusik, Lieder und eine Oper. Seine 1969 entstandene 2. Sinfonie konnte er mit dem Philharmonia Orchestra in London aufnehmen.

Viele Stationen

Als Dirigent durchlief Otto Klemperer ab 1906 eine ganze Reihe von beruflichen Stationen an verschiedenen Opernhäusern: Prag, Hamburg, Barmen, Straßburg, Köln und Wiesbaden, bevor er 1927 für vier Jahre an der Berliner Kroll-Oper angestellt war, deren von der üblichen Opernroutine befreite Aufführungen auch heute noch als im besten Sinn innovativ gelten.1933 musste er - aus einer jüdischen Familie stammend - Deutschland verlassen, dirigierte in verschiedenen europäischen Ländern und in den USA, wo er Chefdirigent des Los Angeles Philharmonic Orchestra wurde. Von 1947-1950 arbeitete er in Budapest an der Ungarischen Staatsoper, wo er mit großem Erfolg Werke von Bach bis Wagner aufführte. In den fünfziger Jahren wurde Zürich sein Lebensmittelpunkt und ab 1959 konnte er als Chefdirigent des Philharmonia Orchestra in London viele weitere seiner musikalischen Pläne verwirklichen.

Eine Sendung von Thomas Böttger

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