Seelsorge für Muslime in Niedersachsen
Aufbruchsstimmung in der islamischen Seelsorge
Die islamische Seelsorge in Niedersachsen ist im Aufbruch. Seit Dezember 2012 können beispielsweise muslimische Strafgefangene landesweit von islamischen Seelsorgern betreut werden. Und auch in der Krankenhaus-Seelsorge tut sich etwas. Zum ersten Mal starteten im vergangenen Jahr der Muslimische Landesverband Schura und die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers die Fortbildung "Seelischer Beistand für muslimische Patienten" gemeinsam mit dem Bistum Hildesheim und dem Landesverband der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion, kurz Ditib. Neun islamische Seelsorger wurden ausgebildet, die ersten arbeiten nun in Krankenhäusern in Hannover. Bisher engagieren sich jedoch, so Avni Altiner, der Vorsitzende der Schura Niedersachsen, nur muslimische Ehrenamtliche in der Seelsorge. Auf Dauer sei das nicht zu leisten. Die muslimischen Verbände fordern daher vergleichbare Strukturen wie etwa in der christlichen Seelsorge. Diskutiert wird unter anderem über einen islamischen Wohlfahrtsverband.
Der Aufbau braucht Zeit, Geld und eine qualifizierte Ausbildung.
Vor allem in den Krankenhäusern steigt die Nachfrage nach professioneller muslimischer Seelsorge. Das Thema gewinnt immer mehr an Bedeutung. Bei den Staatsvertragsverhandlungen des Landes Niedersachsen mit den muslimischen Verbänden wird darüber gesprochen. Und auch bei der Deutschen Islamkonferenz stehen Wohlfahrtpflege und Seelsorge künftig im Mittelpunkt. Denn eines ist sicher: der Aufbau der islamischen Seelsorge braucht Zeit, Geld und eine qualifizierte Ausbildung. Und Wolfgang Reinbold, Islambeauftragter der Hannoverschen Landeskirche, ergänzt: "Das ist eine Sache, bei der die Kirchen helfen können, aber auch die Universitäten und die muslimischen Verbände in Kooperation Ausbildungsgänge auflegen müssen. Es wird noch Jahre dauern, bis wir Leute haben, die im Krankenhaus hauptamtlich arbeiten. Es ist also ein langer Prozess. Wichtig ist aber, dass wir diesen Weg gehen und dass Vertrauen entsteht. Und da bin ich guter Dinge."
- Teil 1: Erste Hilfe für die Seele
- Teil 2: Aufbruchsstimmung in der islamischen Seelsorge