Moderator Leeroy Matata ist zu Gast bei DAS! auf dem roten Sofa. © Screenshot

Sein Rollstuhl hat ihn nie gebremst: Leeroy Matata

Stand: 19.10.2022 13:13 Uhr

Sein Rollstuhl hat ihn nie gebremst: 1996 in Bonn geboren, wurde bei ihm im Alter von sechs Jahren juvenile Osteoporose diagnostiziert. Heute ist Leeroy Matata Moderator, Journalist und YouTuber.

Leeroy Matata ist auch begeisterter Rollstuhlbasketballer. Fünf Jahre spielt er in der Jugendabteilung, steigt in die Oberliga auf, es folgen U-19 und 2016 die Nominierung für die U-22-Nationalmannschaft. Heute befragt er im preisgekrönten Funk-Format "Leeroy will's wissen!" Menschen mit schweren oder ungewöhnlichen Schicksalen. "Zuhören, ist die beste Antwort" - mit dieser Devise hat er es mit seinen 25 Jahren zu einem der erfolgreichsten YouTuber Deutschlands gebracht.

Du hast eine Mission, wie würdest du die auf den Punkt bringen?

Leeroy Matata: Ich möchte, dass wir einander wieder anfangen, mehr zuzuhören. Ich habe mir sehr viele Gedanken über unser gesellschaftliches Zusammenleben gemacht. Gerade in den letzten Jahren habe ich das Gefühl, dass wir auseinanderdriften. Da sind Themen hinzugekommen, wie Corona oder die Energiewende, jetzt auch noch der Krieg vor der Haustür und jeder hat seine Meinung dazu. Ich finde es total wichtig, dass wir uns austauschen. Aber der Austausch kommt ein bisschen ins Stocken. Ich glaube, dass für ein gutes Gespräch das Zuhören erst mal wichtig ist. Deshalb dachte ich mir als junger Mensch irgendwann mal, dass es Sinn macht auch Menschen, die sich nicht so gehört fühlen, eine Plattform zu schenken. Und das habe ich jetzt auf YouTube.

Ich würde gerne mit dir über Josi reden. Das war nämlich ein Gespräch, was mich besonders beeindruckt hat. Josi war magersüchtig. Wie würdest du sie als Menschen beschreiben?

Matata: Als eine unfassbar strahlende junge Frau, unfassbar eloquent und das, obwohl sie körperlich durch die Magersucht so schwach war. Das hat sie durch ihr Grinsen und Strahlen und den Nachdruck in ihren Worten wieder wettgemacht. Während so eines Gespräches vergisst man, dass diese Person eigentlich krank ist.

Die Überschrift war: Wie ist es magersüchtig zu sein? Wenn man das Gespräch sieht, hat man das Gefühl, es besteht noch eine Hoffnung für sie und dass sie es aus der Magersucht schaft, aber das hat nicht mehr geklappt.

Matata: Wenn sie selber sagt, dass am Ende eine von zehn an der Magersucht stirbt, denkt man: 90 Prozent schaffen es damit zu überleben. Dass Josi dann die eine von zehn ist, das habe ich nicht gedacht. Bevor das Video ausgestrahlt wurde, ist sie dann verstorben. Das hat mich total schockiert und das hat auch mein Team aus der Bahn geworfen. Wir sind dann mit ihren Eltern in Kontakt gekommen, die unfassbar herzlich sind. Sie haben uns am Ende überzeugt und sich gewünscht, dass dieses Video online gestellt wird.

Leeroy, du lässt dich von Rückschlägen nicht einschüchtern. Deine Lebensgeschichte ist nicht ganz glatt verlaufen. Wie alt warst du, als festgestellt wurde, dass du eine Knochenkrankheit hast?

Matata: Ich war vier Jahre alt, da hat es angefangen, dass ich nicht mehr laufen konnte. Kurz darauf gab es dann auch die Diagnose, dass ich so etwas Ähnliches wie Glasknochen habe - juvenile Osteoporose. Bisher hatte ich 65. Knochenbrüche und ich hoffe, dass nicht noch mehr dazukommen. Aber bis heute ist das mein Leben gewesen und ich habe gelernt damit umzugehen.

Das hat ja auch deine Kindheit geprägt, du musstest oft ins Krankenhaus und konntest nicht an dem teilhaben, was die anderen Kinder gemacht haben. Was hat dir denn geholfen, dieses Selbstbewusstsein und diese Stärke zu entwickeln?

Matata: Meine Familie, meine Mutter und die Positivität, die um mich herum war, weil Aufgeben war keine Option. Später hatte ich das Glück, dass ich eine sportliche Karriere als Basketballer angefangen habe. Dabei habe ich als pubertärer junger Mann mein erstes Selbstbewusstsein wieder gefasst, weil ich gemerkt habe, wenn ich hart für etwas arbeite, dann kann ich damit auch erfolgreich sein.

Bei dieser Krankheit auf einem professionellen Niveau Basketball zu spielen, dazu gehört ja schon etwas. Warum hast du aufgehört?

Matata: Ich habe jetzt sogar wieder angefangen und habe meine ersten Spiele hinter mir und mache das eher hobbymäßig neben meinem Beruf, weil es zeitlich natürlich schwierig ist. Wenn ich nur ein bis zweimal die Woche zum Training kommen würde, das funktioniert nicht.

Hast du am Ende einen Rat an junge Menschen. Du bist ja für viele auch ein Held und ein Idol. Was sollte man beherzigen, wenn man so ein rundes, zufriedenes und erfülltes Leben führen möchte, wie du?

Matata: Glaubt an euch selbst und an euren Traum. Das hat bei mir funktioniert. Deshalb wünsche ich euch, dass ihr glücklich werdet. Und ich denke, dass ist erst mal das Wichtigste.

 

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | DAS! | 18.10.2022 | 18:45 Uhr

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