"ANIMIERT" startet im Horst-Janssen-Museum
Im Horst-Janssen-Museum in Oldenburg startet die Ausstellung "Janssen ANIMIERT". Menschen werden hier durch den Zeichner und durch Filme anderer Künstler zur Kunst animiert.
Ein Strichmännchen mit Armen und Beinen direkt am Kopf schwebt über einen riesigen Monitor - ein Kopffüßler. Die meisten Kinder zeichnen so ihre ersten Menschen. Das verwundert zunächst, denn mit dieser simplen Kinderzeichnung nähert sich die Künstlerin Petra Lottje einem der begnadetsten Zeichner des 20. Jahrhunderts.
Verbindungen zum Kindsein
"Es geht um einen begnadeten Zeichner, es geht aber auch um einen extremen Exzentriker", erzählt Lottje und ergänzt: "Als ich mir überlegt habe, was ich machen kann für diese Ausstellung, habe ich mich dafür entschieden, mehr auf die Person einzugehen als auf die künstlerische Arbeit. Ich habe festgestellt, dass viele von Janssens Exzentriken ähnlich sind, wie die eines ganz kleinen Kindes."
Janssen sei impulsiv gewesen und habe sich viel mit der eigenen Vergänglichkeit auseinandergesetzt. Er habe den Tod herausgefordert in der Art eines Kindes, das ein Tier immer wieder ärgert, bis es anfängt zu beißen. In einem der drei Filme von Petra Lottje zieht ein Strichmännchen einer übergroßen Ratte am Schwanz. Bis die Ratte zurückschlägt.
Janssens Arbeit als Kompass

Janssen sei sich selbst immer treu geblieben, ob er wütend gewesen ist, geliebt hat, oder starke Angst gefühlt hat, sagt die Künstlerin.
"Uns geht es am Ende oder in der Basis doch allen gleich", so Lottje: "Wir haben alle vor denselben Dingen Angst, wir fragen uns alle ein Stück weit: Wer sind wir und wie möchten wir unser Leben gestalten? Und da ist Janssen natürlich eine gute Figur, um sich daran ein wenig entlangzuhangeln und abzuarbeiten."
Offener Umgang mit Makel
Fünf Künstlerinnen und Künstler haben sich in der Ausstellung von Horst Janssens Werken zu Animationsfilmen inspirieren lassen - gezeichnet im Stil eines frühen Trickfilms oder gezeichnet und auf dem Computer bearbeitet. Die Filme erzählen Geschichten oder lassen Janssens Stillleben mit toten Tieren bewegt erscheinen, also lebendig.
Bettina Munk hat ein Foto von Horst Janssen in jungen Jahren als Basis für ihren Film genommen. Der Künstler lächelt darauf und präsentiert dabei wie selbstverständlich eine große Zahnlücke.
"Heute wäre so ein Künstlerbild, also jemand, der sich in der Öffentlichkeit präsentiert und ernst genommen werden möchte, eigentlich gar nicht mehr denkbar", sagt Munk und fügt ergänzend hinzu: "Im 21. Jahrhundert sind die Künstler und Künstlerinnen zu Unternehmern geworden. Da würden sie mit diesem Künstlerbild mit den eingeschlagenen Zähnen gar nicht mehr ankommen."
Bewegtbild zentraler Bestandteil
Bettina Munk lässt den Mund mit der Zahnlücke in ihrem Film übergroß werden und überblendet oder zerteilt dazu gezeichnete Selbstporträts des Künstlers. Sie lenkt den Blick auf Details. Die Museumsdirektorin Jutta Moster-Hoos hat die fünf Künstlerinnen und Künstler mit den Animationsfilmen beauftragt: "Das Bewegtbild und der Film scheinen mir so zentral in der aktuellen Kunst. Wir bemühen uns ja immer um den Brückenschlag in die Gegenwart, heutige Künstler auf Janssen gucken zu lassen. Ist er inspirierend? Löst er was aus?"
Neben den Filmen sind Zeichnungen der fünf Künstlerinnen und Künstler zu sehen, sowie Zeichnungen und Radierungen von Horst Janssen, die sie inspiriert haben. Alles zusammen erreicht die Schau eines ganz bestimmt: Sie schärft den Blick - für Horst Janssen und für die Zeichnung an sich.
"ANIMIERT" startet im Horst-Janssen-Museum
Die Besucher der besonderen Ausstellung in Oldenburg sollen durch Zeichnungen und Filme zur Kunst animiert werden.
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Horst-Janssen-Museum
Am Stadtmuseum 4-8
26121 Oldenburg - Telefon:
- 0441 235-2891
- E-Mail:
- info@horst-janssen-museum.de
- Öffnungszeiten:
- Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
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