Theater Osnabrück dreht Kurzfilme im Museumsquartier
Das Osnabrücker Museumsquartier zeigt darstellende Kunst in seinen Räumen. Fünf Kurzfilme verbinden Schauspiel, Tanz und Musik mit den Kunstwerken von Felix Nussbaum.
Bildende Kunst im Museum - das ist das Normalste der Welt. Darstellende Kunst im Museum gibt es hingegen nicht ganz so häufig. Im Osnabrücker Museumsquartier schon: Dort ist das Theater Osnabrück zu Gast für das Kooperationsprojekt "Connecting Arts". In fünf Kurzfilmen verbinden sich Tanz, Gesang, Schauspiel und Orchestermusik mit den Kunstwerken von Felix Nussbaum und der einzigartigen Architektur von Daniel Libeskind. Wöchentlich gibt es ein neues Video auf den Internetseiten der Kooperationspartner. Die ersten beiden Folgen sind bereits zu sehen.
Erstes Video: Erkundung des Felix-Nussbaum-Hauses

Im ersten Video erkundet eine Person das Museum. Eine junge Frau, schwarz gekleidet mit Kapuzenpullover, betritt das Felix-Nussbaum-Haus. Sie wirkt misstrauisch, als wolle sie nicht bemerkt werden. Sie schleicht durch einen Ausstellungsraum. Dort sieht sich eine Besucherin in Zeitlupe Nussbaums Werk "Le Réfugié - Der Flüchtling" an. Ein uniformierter Museumsmitarbeiter gleitet in einer spitz zulaufenden Ecke des Raumes an der Wand entlang. Mit einer Taschenlampe leuchtet er den engen Winkel zwischen den betongrauen Wänden aus. Dann fällt der Lichtkegel auf Nussbaums "Selbstbildnis mit grünem Hut".
Frau mit Kapuze als roter Faden
Diese Figuren stammen aus Mauro de Candias Tanzproduktion "Kunstraub" und werden vom fiktiven Ausstellungraum auf der Bühne in den realen Museumsraum versetzt. Die Frau mit Kapuze bildet den roten Faden der fünf Episoden. Die Tänzerin Ayaka Kamei fliegt durch die Räume und begegnet dort Figuren verschiedener Genres. Sie alle werden mit Felix Nussbaums Bildern konfrontiert und mit der kühlen, beklemmenden Architektur Daniel Libeskinds, der das Museum entworfen hat.
"Mephisto" trifft auf Felix Nussbaum
Im Mittelpunkt der zweiten Episode steht das Schauspiel mit Klaus Manns "Mephisto". Protagonist des Stücks ist Theatermann Hendrik Höfgen, der in der Rolle des Mephisto durch das Museum irrt. Er sieht sich Nussbaums Werken und dessen Lebensgeschichte ausgesetzt: Als Jude von den Nationalsozialisten verfolgt, starb der gebürtige Osnabrücker 1944 in Auschwitz. Höfgen seinerseits machte unter den Nationalsozialisten am Theater Karriere. Fragen nach Schuld und Verantwortung hallen durch die Ausstellung.
Projektidee stammt vom Museumsquartier
Dramaturg Alexander Wunderlich glaubt, dass Darstellerinnen und Musikerinnen im Felix-Nussbaum-Haus viele neue Impulse bekommen können: "Um hier direkt auf das Museumsquartier einzugehen muss man einfach sagen, dass die Räume für solche Entdeckungen und Experimente großartig sind. Die Architektur und die inhaltliche Auseinandersetzung auch mit der Biografie von Felix Nussbaum, bringt enormes Potenzial für interdisziplinäre künstlerische Prozesse mit sich." Die Idee für die Kooperation "Connecting Arts" kam vom Museumsquartier. "Sie stellten die Frage, ob es überhaupt möglich ist, darstellerische Akteurinnen mit theatralen Stoffen in Verbindung zur Architektur von Daniel Libeskind und zu den Bildern und letztendlich natürlich zu der Biografie von Felix Nussbaum in dem Museumsraum filmen zu lassen", berichtet Wunderlich.
Fazit: Es ist möglich. Alle Sparten des Theaters finden in den fünf Kurzfilmen ihren eigenen Zugang zu Kunst und Architektur. Nach Tanz und Schauspiel folgen Musiktheater, Kinder- und Jugendtheater und schließlich bespielt auch das Orchester die Museumsräume. Alle treffen sie auf die junge Frau mit der dunklen Kapuze. Sucht sie den Ausgang? Findet sie ihn? Vielleicht gibt es in der letzten Episode Antworten. Vielleicht auch nicht.
