TV-Doku "Unsere Meere": NDR Radiophilharmonie spielt Soundtrack ein
"Unsere Meere" heißt ein TV-Vierteiler, der im Frühjahr 2023 auf Arte und im NDR Fernsehen gezeigt wird. Mit der Unterwasserkamera geht es in die Nordsee und Ostsee. Die Musik dazu kommt von der NDR Radiophilharmonie.
Die NDR Radiophilharmonie ist komplett verkabelt. Alle Musikerinnen und Musiker haben Kopfhörer auf, damit sie die Klickgeräusche hören, die den Takt vorgeben. Die Musik wirkt tiefenentspannt. Man scheint zu hören, dass es um zwei Meere vor unserer Haustür geht. Oliver Heuss hat die Musik zu den Filmen komponiert: "Gerade bei der Nordsee, die ist ja in der Regel durch Ebbe und Flut bewegter als die Ostsee. Dadurch habe ich natürlich mehr Wellenbewegungen in den Streichern und mehr dynamische Verläufe. Die Ostsee ist in meiner Vorstellung etwas ruhiger. Das Wasser ist klarer. Deswegen ist die Nordsee auch musikalisch das wildere und die Ostsee, das etwas ruhigere Meer."
In der Serie "Unsere Meere" geht es um das Leben am und im Wasser. Klimawandel und Umweltverschmutzung spielen dabei eine Rolle. In der Rigaer Bucht etwa kämpfen Kegelrobben gegen starke Hitze, Miesmuschelfelder werden von einer Seestern-Invasion bedroht. Verfolgt hat das Tauchteam der Produktionsfirma Blue Planet Film. Einzelne Tiere wirken als Protagonisten. Doch nicht alle Arten eigneten sich, sagt Taucherin Martina Andres: "Wenn man zum Beispiel eine Delfingruppe hat, ist das natürlich dann schwierig, einem Tier zu folgen, weil die sind dann halt in der Gruppe unterwegs. Aber der Seehase zum Beispiel, das Seehasen-Männchen, das wirklich an der einen Stelle sitzt und seine Eier bewacht, das kann man dann natürlich fantastisch als Heldengeschichte machen. Das Tier ist immer da und es ist immer das gleiche Tier. Da kann man dann wirklich eine Superstory erzählen."
Verläufe und Klangcollagen für "Unsere Meere"
Wildes Skandinavien, Amerikas Naturwunder oder Mythos Kongo - Oliver Heuss übersetzt sichtbare Welten in Klangwelten, der Schwerpunkt seiner Kompositionen liegt auf Musik für Film und Fernsehen. In São Paulo geboren, studierte er in Boston, machte Jazz und landete Mitte der 1980er-Jahre als Keyboarder mit seiner Band Trio Rio den Hit "New York, Rio, Tokio". Jetzt sind die Meereswelten dran, wie sie einst Jean Sibelius in Tondichtung goss. Dessen Blick auf die Ostsee war allerdings ein anderer, als der von heute, sagt Oliver Heuss in Bezug auf seine eigene Musik: "In diesem Fall ist sehr viel unter Wasser gefilmt worden. Da gibt es ganz phantastische Lichtbrechungen. Die hat man vielleicht damals in der Sibelius-Zeit und in der Romantik noch nicht so gehabt, weil nicht so getaucht wurde. Aber jetzt haben wir natürlich noch einmal ganz andere Bilder, die dazu inspirieren, Verläufe und Klangcollagen zu bilden."
Immer wieder proben die Musikerinnen und Musiker der NDR Radiophilharmonie einzelne Passagen dieser Klangcollagen. Schließlich muss die Musik exakt zur Länge der Bilder passen. Wer die Augen schließt und an Nord- und Ostsee denkt, kann sie schon jetzt ausmachen, eine Welt unter Wasser mit Fischschwärmen oder Seeigeln.