Keira Knightley als Whistleblowerin
Der Fall Edward Snowden ist das beste Beispiel für das, was Whistleblower in Kauf nehmen, wenn sie Staatsgeheimnisse verraten. Die Öffentlichkeit mag sie noch so sehr als Helden feiern, für ihre Regierung werden sie zum Staatsfeind. Wer nicht ins Exil flüchtet, dem drohen drakonische Gefängnisstrafen. So ging es auch der Britin Katharine Gun, deren Geschichte seit Mitte November im Kino erzählt wird. Keira Knightley spielt die Hauptrolle im Film "Official Secrets".
Filmtrailer: "Official Secrets"
Regisseur Gavin Hood liefert in "Official Secrets" eine überzeugende Mischung aus Polit-Thriller und Justiz-Drama. In der ruhigen Erzählweise liegt die Kraft des Films, denn nichts ist erfunden.
"Schuldig oder unschuldig?", wird die junge Frau vor Gericht gefragt. Die Antwort darauf wird sie erst später geben, denn der Film springt zunächst in der Zeit zurück - dahin, wo das Justiz- mit einem Gewissensdrama beginnt. 2003, vor der amerikanischen Invasion im Irak, arbeitet Katharine Gun als Übersetzerin beim britischen Nachrichtendienst.
E-Mail mit brisantem Inhalt
Sie ist ein kleines Licht, aber das streng geheime Memo, das per Mail an alle geht, landet auch bei ihr - und empört sie zutiefst. Der amerikanische Geheimdienst NSA fordert darin die britischen Kolleginnen und Kollegen auf, belastendes Material gegen UN-Delegierte zu sammeln, um diesen dann die Zustimmung zur UN-Resolution für einen Irakkrieg abpressen zu können.
Keira Knightley spielt die Whistleblowerin Katharine Gun
Katharine alias Keira Knightley ringt mit sich. Sie riskiert Kopf und Kragen, wenn sie ein solches Geheim-Dokument öffentlich macht. Aber sie weiß auch, dass US-Präsident Bush und ihr Premierminister Blair lügen, wenn sie behaupten, Beweise für die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak zu haben. Die britische Bevölkerung, die ohnehin mit großer Mehrheit den Krieg ablehnt, muss das erfahren, findet Katharine. So macht sie - schlotternd vor Angst - eine Kopie des Memos und spielt es der Presse zu. Der "Observer" berichtet; die Hatz auf die Whistleblowerin beginnt.
Ralph Fiennes als engagierter Anwalt
Und nun? Kann Katharine sich als wackere Heldin fühlen? Oder als miese Verräterin? Soll sie sich verstecken oder sich stellen? Keira Knightley spielt eindringlich eine Frau, die zwischen allen Stühlen sitzt - zumal sie auch noch das Aufenthaltsrecht ihres kurdischen Ehemanns gefährdet. Im Prozess steht ihr schließlich Ralph Fiennes als engagierter Anwalt zur Seite.
Nur wandern Whistleblower trotzdem für Jahre ins Gefängnis. So bleibt bis zuletzt spannend, wie der Richter den Fall der Britin Katharine Gun denn nun einstufen wird. Plädoyers und Urteil - so viel sei verraten - fallen ziemlich überraschend aus.
"Official Secrets": Wahre Begebenheiten, keine Erfindungen
Regisseur Gavin Hood liefert hier eine überzeugende Mischung aus Polit-Thriller und Justiz-Drama. Gerade in der ruhigen Erzählweise liegt die Kraft des Films, weil gar nicht aufgebauscht werden muss, was ohnehin schon ungeheuerlich war. Nichts in "Official Secrets" ist ja erfunden. Auch der Journalist Martin Bright vom "Observer" spielte wie im Film eine wichtige Rolle bei der Entlarvung der Irakkriegs-Lüge - mithilfe von Katharine Guns geleaktem Memo.
Also eine Heldin! Da bezieht der Film klar Stellung und verbeugt sich - ohne aufdringliches Pathos - vor einer mutigen Frau.
Official Secrets
- Genre:
- Spionagekrimi
- Produktionsjahr:
- 2019
- Produktionsland:
- Großbritannien, USA
- Zusatzinfo:
- mit Keira Knightley, Matt Smith (IV), Ralph Fiennes, Adam Bakri
- Regie:
- Gavin Hood
- Länge:
- 112 Min.
- FSK:
- ab 6 Jahre
- Kinostart:
- 21. November 2019
