Der französischer Filmregisseur Jean-Luc Godard 2002 bei einer Vorlesung in Zürich. © picture alliance / Keystone Foto: Christof Schuerpf

Nouvelle-Vague-Regisseur Jean-Luc Godard ist tot

Stand: 14.09.2022 13:56 Uhr

Jean-Luc Godard hat das Kino mit Filmen wie "Außer Atem" der 1960er-Jahre geprägt, wie kaum ein zweiter. Am Dienstag nahm der Franko-Schweizer Beihilfe zum Suizid in Anspruch und starb im Alter von 91 Jahren an seinem Haus am Genfer See. Das bestätigte ein Berater der Familie.

Jean-Luc Godard hat die Sprache des Kinos nachhaltig geprägt. Er gilt als Mitschöpfer der Nouvelle Vague. Am Dienstag ist der Regisseur freiwillig aus dem Leben geschieden. "Herr Godard hat die in der Schweiz legale Hilfe zu einem freiwilligen Abschied in Anspruch genommen", teilte Patrick Jeanneret, ein Berater der Familie, am Dienstag der französischen Nachrichtenagentur AFP mit. "Er war nicht krank, sondern nur erschöpft", sagte ein Verwandter der Familie gegenüber der französischen Zeitung "Libération". "Es war seine Entscheidung und es war wichtig für ihn, dass es bekannt wurde."

"Außer Atem": Godards avantgardistisches Meisterwerk

Jean-Luc Godard ist bekannt für gesellschaftskritische Filme. Allen voran "Außer Atem" von 1960. Im coolen Gangsterfilm mit dem Originaltitel "À bout de souffle" spielen Jean Paul Belmondo und Jean Seberg die Hauptrollen. "Dieser Film verstößt schon fast krankhaft, fast systematisch gegen alle geltenden Regeln", sagte Godard einmal. "Mir war es ein inneres Bedürfnis damit zu zeigen, dass alles erlaubt ist."

Seiten eines Kalenders © Fotolia_80740401_Igor Negovelov
AUDIO: "Außer Atem": Ein Film, wie man ihn nicht kannte (14 Min)

Godards große Erfolge in den 1960er-Jahren

Zu Beginn seiner Karriere arbeitete Godard wie ein Besessener. In den 1960er-Jahren drehte er 16 Filme - einige davon sogar parallel. Berühmt geworden sind neben "Außer Atem" auch Filme wie "Die Verachtung" und "Elf Uhr Nachts".

Die späteren Filme wurden allerdings keine großen Kassenschlager mehr. Zu intellektuell, zu rätselhaft und zu wenig Mainstream waren viele seiner Filme nur noch in kleinen Programmkinos oder auf den großen Festival zu sehen. Das störte Godard wenig, er hatte seine ganz eigene Ansicht von dem, was das Kino leisten sollte. "Das Kino ist etwas Einzigartiges", sagte Godard. "Es sollte das zeigen, was sie sonst nie zu sehen bekommen. Das wahre Leben sehen sie überall."

2010: Ehrenoscar ohne Anwesenheit

2010 erhielt der am 3. Dezember 1930 in Paris geborene Künstler einen Ehrenoscar. Zur Verleihung kam der medienscheue Regisseur nicht einmal persönlich, geehrt wurde er trotzdem.

Zuletzt war im Kino aus seinem Spätwerk der Film "Bildbuch (Le Livre d’image)" von 2018 zu sehen. Der Experimentalfilm über den Status Quo der Welt lief nur in wenigen Kinos - zu sehen war er unter anderem beim Filmfest Hamburg.

Arte zeigt drei Godard-Filme im Programm

Zu seinen Ehren hat Arte sein Programm geändert und zeigt drei Filme aus verschiedenen Schaffensphasen des großen Filmemachers und Wegbereiters der Nouvelle Vague im Programm und schon vorab in der Arte Mediathek.

  • "Die Verachtung", 14. September, 20.15 Uhr
  • "Vorname Carmen", 14. September, 23.35 Uhr
  • "Bildbuch", 15. September, 1 Uhr

Mit Informationen von Sabine Wachs, ARD Studio Paris.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 13.09.2022 | 12:20 Uhr

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