"Einfach mal was Schönes": Sehenswerte Komödie von Karoline Herfurth
"Einfach mal was Schönes" durchbricht die klassische romantische Komödie mit durchaus ernsten und schmerzhaften Wahrheiten. Die großartige Besetzung verhilft dem Film über mögliche Schwachpunkte hinweg.
Mann: Ich dachte, das wäre mal was anderes für ein erstes Date.
Karla: Ist doch super!
Filmszene
So ganz überzeugend klingt das nicht, wenn Karla sich bemüht, Spaß zum Ausdruck zu bringen, den sie zweifelsfrei nicht hat, während sie versucht beim ersten Date mit dem Typen und seinem GSG9-tauglichen Traningsplan mitzuhalten. Der Sex im Auto hinterher ist dann schon schön. Bis das Handy klingelt und der Mann von seiner Gattin die Brötchenbestellung für die Kinder entgegen nimmt.
Wenn die biologische Uhr tickt
Karla hat einfach kein Glück mit Männern. Sie ist 39, Radiomoderatorin einer Nachtsendung, die kaum jemand hört, aber ihre biologische Uhr tickt unüberhörbar:
Karla: Ich hab' mich entschieden, ein Kind zu bekommen.
Vater: Hast du jetzt doch einen Freund?
Karla: Äh, nein, ich mach' das allein.
Filmszene
So ganz stimmt und geht das natürlich auch nicht. Künstliche Befruchtung oder Co-Elternschaft - Karla zieht mehr oder weniger alles in Betracht, ohne Erfolg. Außerdem muss sie sich auch noch um ihre alkoholkranke Mutter und ihre Schwestern kümmern, von der die eine ihren Mann und die drei Kinder betrügt, und die andere vor ihrer Hochzeit mit einer Profifußballerin auch mehr Panikattacken als Schmetterlinge im Bauch hat.
Und dann läuft ihr auch noch dieser supersüße Krankenpfleger über den Weg, genau so romantisch, wie Karla es sich wünscht. An Ole ist gar nichts auszusetzen, außer dass er Karla als potentieller Vater zu jung erscheint. Und als er zufällig von ihrem Kinderwunsch erfährt, ist die Sache scheinbar gelaufen:
Ole: Aber so was musst du mir doch sagen, damit ich mich entscheiden kann, ob ich mich verliebe.
Karla: Was kann ich dafür, dass du fucking 28 bist.
Ole: Vielleicht will ich ja auch irgendwann mal Kinder.
Karla: Aber ich will es jetzt.
Filmszene
"Einfach mal was Schönes": Hybrid-Version der klassischen romantischen Komödie
"Einfach mal was Schönes" durchbricht die klassische romantische Komödie, wie sie Karoline Herfurth noch in ihrem Regiedebut "SMS für Dich" 2016 großartig inszeniert hat, mit durchaus ernsten und schmerzhaften Wahrheiten. Hier geht es nicht nur um die große Liebe, hier geht es vor allem um Konventionen, Erwartungen, Familien- und Rollenbilder. Herfurth wagt gewissermaßen eine "Hybrid-Version" der klassischen romantischen Komödie. Denn sie will und zeigt auf der einen Seite Klischees inklusive Cinderella-tauglichem Hochzeitsfeuerwerk, auf der anderen Seite eine Fehlgeburt auf der Toilette. Das ist heftig, zeigt aber deutlich auch ihr Anliegen, im unterhaltsamen Mainstream-Film auf wahrhaftige Probleme von Frauen aufmerksam zu machen.
Die großartige Besetzung, von Nora Tschirner über Ulrike Kriener bis hin zur Hauptdarstellerin Karoline Herfurth, die ein tolles Paar mit Aaron Altaras als Ole abgibt, verhilft dem Film über mögliche Kipppunkte hinweg. "Happy Ends gibt's nur im Kino", sagt Karla einmal zu Ole. "Einfach mal was Schönes" zeigt keines im herkömmlichen Sinne - und ist deshalb umso sehenswerter.
Einfach mal was Schönes
- Genre:
- Komödie
- Produktionsjahr:
- 2022
- Produktionsland:
- Deutschland
- Zusatzinfo:
- Mit Karoline Herfurth, Nora Tschirner, Aaron Altaras u.a.
- Regie:
- Karoline Herfurth
- Länge:
- 116 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 17. November 2022