Martin Köttering, Präsident der Hochschule für bildende Künste Hamburg, gestikuliert am Podium der HfbK (Archivbild von Oktober 2022) © picture alliance/dpa | Georg Wendt Foto: Georg Wendt
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AUDIO: Wachsender Druck auf HfBK-Präsident Martin Köttering (3 Min)

Neuer Ärger um Ruangrupa: Heftige Kritik an HFBK-Präsident Köttering

Stand: 20.10.2023 14:08 Uhr

Im vergangenen Jahr hatte die Berufung der HFBK-Gastprofessoren zu massiven Protesten geführt. Nun haben die beiden Ruangrupa-Künstler ein Video geliked, in dem die Morde in Israel gefeiert werden. Der Druck auf den Präsidenten wächst.

von Danny Marques Marcalo

Daniel Sheffer ist völlig fassungslos. Er ist der Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Bornplatzsynagoge. Er will jüdisches Leben in Hamburg stärken. Ruangrupa an der HFBK? Für ihn das totale Gegenteil davon. "Professor Köttering und die Hochschulleitung der HFBK waren sich völlig bewusst, was sie hier tun", sagt Sheffer. Es habe die Hinweise der documenta gegeben, die Warnungen und Proteste von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde und auch von ihm selbst. "Alles egal. Das Projekt Ruangrupa, Gastprofessoren, die Juden- und Israelhasser sind, es wurde durchgezogen."

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Das ist Köttering und der HFBK dann auch in der Stadtgesellschaft ziemlich um die Ohren geflogen. Zumal bis heute unklar ist, was Reza Afisina und Iswanto Hartano in Hamburg eigentlich unterrichtet haben. Gespräche, auch ein Symposium, führen bei Ruangrupa zu keiner Einsicht, die Einwände der Juden in Hamburg seien abgetan worden, findet Stefan Hensel, Hamburgs Antisemitismusbeauftragter.

"Eigentlich haben die sich die ganze Zeit dumm gestellt, ich würde sagen, die haben immer darüber gelacht, was die Hochschulöffentlichkeit und generelle Öffentlichkeit in Hamburg zu dem Thema gemacht hatten." Letztendlich, sagt Hensel ebenfalls, hätten alle Kritiker an der Gastprofessur erneut Recht behalten, das zeige die neuerliche Entgleisung.

Die HFBK steht unter Aufsicht der Wissenschaftsbehörde und damit unter der von Katharina Fegebank von den Grünen. Auf NDR-Anfrage bekräftigt sie ihr Vertrauen in die Hochschul-Führung. Antisemitismus habe in Hamburg keinen Platz, die Diskussionen hätten auch Positives gehabt. "Nicht zuletzt konnte die HFBK in diesem Zusammenhang ihre Partnerschaften in Israel stärken und ausbauen. Die Haltung des Präsidiums war und ist dabei immer klar und solidarisch an der Seite von Jüdinnen und Juden und Israels gewesen", so die Wissenschaftssenatorin und Zweite Bürgermeisterin.

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Sami Musa, für die FDP in der Bürgerschaft, würde gerne wissen, wie die Senatorin auf die Berufung der Ruangrupa-Künstler eingewirkt habe. "War es klug, an der Gastprofessur festzuhalten? Hier kann es sinnvoll sein, dass die Behörde gemeinsam mit allen Hamburger Hochschulen Leitlinien festlegt, wie man in solch sensiblen Situationen zukünftig vorgeht", erklärt die Politikerin.

Sheffer sieht Versagen Kötterings

Auch Anke Frieling von der CDU erwartet mehr von der Hochschule: "Es hat sich deutlich gezeigt, dass ein, zwei Diskussionsveranstaltungen nicht helfen, um strukturellem Antisemitismus wirkungsvoll zu begegnen. Hier muss die Arbeit an der HFBK dringend regelmäßig fortgesetzt werden, um dem Antisemitismus an den Hochschulen keinen Nährboden zu bieten."

Daniel Sheffer von der Bornplatzsynagoge geht das nicht weit genug. Das Liken der Künstler des Israelfeindlichen Videos unterstreiche das Versagen von Martin Köttering und der HFBK. "Ich fordere die persönliche Verantwortung für diejenigen, die Hass auf Juden und Hass auf Israel in unserer Gesellschaft eine Plattform bieten. Das ist eine Form geistiger Brandstiftung, die Folgen davon spüren wir jüdischen und nicht-jüdischen Menschen jetzt am eigenen Leib." 

Die beiden ehemaligen Gastprofessoren an der HFBK weisen zurück, dass sie sich über die Nachrichten aus Israel freuten. Es handele sich um einen brutalen Krieg gegen unschuldige Menschen.

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