Der Tennissport als Inspiration für Film, Literatur und Musik
Die Welt des Tennis findet sich auch in der Kultur wieder. Etwa in Woody Allens Krimi-Drama "Match Point", im Roman "Unendlicher Spaß" von David Foster Wallace oder in den Musikstücken von Vito Žuraj.
In den 80er- und 90er-Jahren, als Boris Becker und Steffi Graf das Welttennis dominierten, war fast jeder Deutsche ein Tennisfan. Dann verschwand zeitweise das große Interesse an dem Sport. Frischen Wind gab es in den letzten Jahren zum Beispiel durch Superstars wie die Amerikanerin Serena Williams und den Schweizer Roger Federer. Beide hängen ihre Profikarriere nun an den Nagel. Das Auf und Ab eines Sports, der nicht nur Zuschauerinnen und Zuschauer bewegt, sondern auch immer wieder Inspiration ist für Filme, Literatur und Musik.
Tennis-Thema in Woody Allens Krimi-Drama "Match Point"
Chris Wilton, ein smarter Tennislehrer in der Londoner High Society, begegnet in Woody Allens Melodrama "Match Point" von 2005 der Verlobten eines Freundes: Nola, gespielt von Scarlett Johansson. Sie zieht nicht nur auf dem Tennisplatz und an der Tischtennis-Platte alle Aufmerksamkeit auf sich. Eine heiße Affäre beginnt. Als Nola allerdings etwas zu anhänglich wird, will Chris sie loswerden.
Unvergessen die legendäre Schlüsselszene: Nachdem der junge Tennislehrer seine anstrengende Geliebte erschossen hat, versucht er, alle Beweise zu vernichten. Ihren Ehering wirft er in die Themse. Der prallt jedoch unbemerkt von einem Geländer ab und fällt zurück ans Ufer - wie ein Tennisball an der Netzkante.
"Es gibt Augenblicke in einem Match, da trifft der Ball die Netzkante. Mit ein bisschen Glück fällt er nach vorn und man gewinnt. Oder vielleicht auch nicht - und man verliert." Filmszene
Auch "Die Royal Tenenbaums" und "Battle of the Sexes" befassen sich mit Tennis
Wer Tennis spielt, braucht Talent - aber auch Glück. Das weiß nicht nur das ehemalige Tenniswunder Richie in Wes Andersons "Die Royal Tenenbaums", inzwischen ein Versager, sondern auch die Profispielerin Billie Jean King, Heldin in der Filmbiografie "Battle of the Sexes", die 1973 zu spüren bekommt, wie schlecht es um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen steht:
Er: "Hör mal, ich hab' 'ne tolle Idee: Männliches Chauvinistenschwein gegen beinbehaarte Feministin. Nichts für ungut. Du bist doch 'ne Feministin, oder?"
Sie: "Ich spiele Tennis und bin zufällig 'ne Frau. Ach und übrigens: Ich rasiere meine Beine."
Filmszene
Der Sport als Abbild der Gesellschaft. Voller Metaphern, Bilder, Anspielungen.
Bedeutende Tennis-Literatur von Robert Musil und David Foster Wallace
Eng beieinander liegen Niederlage und Triumph beim Tennis. Kein Wunder also, dass er auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller inspiriert. Das Verhältnis von Körper und Geist verhandelt Robert Musil in seinem Text "Als Papa Tennis lernte". Die gesellschaftlichen Konventionen von 1931 lesen sich heute zugegebenermaßen etwas ungewohnt:
Als Papa Tennis lernte, reichte das Kleid Mamas bis zu den Fußknöcheln. Es bestand aus einem Glockenrock, einem Gürtel und einer Bluse, die einen hohen, engen Umlegekragen hatte als Zeichen einer Gesinnung, die bereits anfing, sich von den Fesseln zu befreien, die dem Weibe auferlegt sind. Denn auch Papa trug an seinem Tennishemd einen solchen Kragen, der ihn am Atmen hinderte. Leseprobe
Bedeutende Tennis-Literatur stammt auch aus der Feder des 2008 verstorbenen US-Amerikaners David Foster Wallace. Seitenlang beschreibt er Ballwechsel, erzählt in Zeitlupe, zerlegt zum Beispiel den Anblick der Vorhand in Einzeldetails. Ulrich Blumenbach hat Foster Wallaces Tennis-Roman "Infinite Jest - Unendlicher Spaß" und seine präzise Sport-Sprache ins Deutsche übersetzt. "Er wollte die Welt schildern, indem er den Phänomenen maximal auf den Leib rückt, also ihnen möglichst nahekommen wollte", sagt Blumenbach. "Das ist eine ganz verrückte Erfahrung: Man fühlt sich nicht abgestoßen von dem, was man nicht versteht, sondern es entwickelt einen eigenen Sog."
Die Menge ist ein Tableau, regungslos und aufmerksam. Ich drehe den Stock in der Hand, lasse einen neuen gelben Ball aufprallen und versuche herauszubekommen, wo in diesem Liniengewirr ich den Aufschlag bloß platzieren soll. Leseprobe
Musikalische Tennisspiel-Interpretationen von Vito Žuraj
Ballwechsel, Hin und Her, das Tänzerische, das Melodische, das Rhythmische am Tennis lässt sich auch musikalisch einfangen. "Crosscourt", "Tiebreak" oder auch "Top-Spin" - etliche Stücke hat der Slowene Vito Žuraj komponiert, in denen er das Tennisspiel interpretiert. Er selbst steht auch immer wieder auf dem Platz. Großes Tennis.