Eintracht Braunschweigs Sven Köhler ballt jubelnd die Fäuste. © picture alliance / dpa Foto: Swen Pförtner

Braunschweiger Siegesserie - Daher rührt der Erfolg der Eintracht

Stand: 24.04.2025 13:35 Uhr

Nach drei Siegen in Serie hat sich Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig einen Puffer auf die Abstiegsränge erspielt. Nun geht es am Sonntag nach Regensburg - mit einem weiteren Dreier wäre der Klassenerhalt so gut wie geschafft. Aber die Partie beim Schlusslicht ist kniffelig.

von Johannes Freytag

Zwar strotzen die Niedersachsen nach ihrer Erfolgsserie gegen die Aufstiegskandidaten Paderborn (3:2), HSV (4:2) und Kaiserslautern (2:0) vor Selbstvertrauen, vor dem möglicherweise entscheidenden Schritt in Richtung Ligaverbleib muss Trainer Daniel Scherning aber sein Team umbauen - gleich drei Leistungsträger der vergangenen Wochen fallen gelbgesperrt aus.

Vor allem das Fehlen von Lino Tempelmann ist schmerzhaft, der Winterneuzugang von Schalke 04 hat seit seinem Wechsel in die Löwenstadt keine Spielminute verpasst und erzielte in 13 Partien sechs Tore, darunter den Siegtreffer gegen Darmstadt (1:0) und die punktbringenden Tore bei den Remis in Magdeburg und im Niedersachsenderby in Hannover. Jüngst gegen Kaiserslautern war er mit einem Treffer und einer Vorlage "Man of the match".

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Sechs weiteren BTSV-Profi droht Gelb-Sperre

Aber auch Leon Bell Bell und Paul Jaeckel waren in den vergangenen Wochen mit starken Leistungen Garanten für den Aufschwung. Für das gesperrte Trio stünden Fabio Kaufmann, Fabio Di Michele Sanchez und Kevin Ehlers parat. Pikant: Den drei Nachrückern droht im Liga-Endspurt bei der nächsten Verwarnung ebenfalls eine Sperre, das gilt auch für Jannis Nikolaou, Ermin Bicakcic und Max Marie.

Scherning gibt sich jedoch gelassen: "Mir war klar, dass das irgendwann kommt. Aber wir haben einen großen Kader, gutes Trainingsniveau und Vertrauen in jene, die jetzt nachrücken."

Erfolg durch neue taktische Grundordnung

Vertrauen hat auch die Vereinsführung, die Mitte März trotz der sportlichen Krise am Coach festhielt. Das hat sich nun ausgezahlt. Denn der Trainer hat nach dem destaströsen 1:5 gegen Hertha BSC nicht nur die taktische Grundordnung umgestellt (von einem 3-4-3 auf ein defensiveres 5-3-2), sondern der Mannschaft vor allem eine andere Spielidee eingeimpft. Der BTSV präsentiert sich seitdem deutlich kompakter, defensiv organisierter und auf gezielte Konterstrategien ausgelegt.

Auffällig ist dabei, dass die Blau-Gelben weniger auf Ballbesitz setzen. Der klare taktische (Erfolgs-)Plan der jüngsten drei siegreichen Partien: Nach einer stabilen ersten Hälfte wird der Fokus im zweiten Durchgang auf Kontrolle ohne Ball gelegt, unterstützt durch tiefe Staffelung und Konzentration auf Konter- und Umschaltmomente.

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Daten belegen effizienteres Offensivspiel

Wie die Datenanalyse von Global Soccer Network (GSN) zeigt, zeichnet sich das Braunschweiger Offensivspiel durch eine bessere Raumaufteilung, zielgerichtete Angriffsführung und eine deutlich höhere Effektivität im Torabschluss aus.

Drei Tore im Schnitt erzielte das Scherning-Team zuletzt pro Spiel, davor waren es 0,93. Die Steigerung von 220 Prozent ist der höheren Torabschlussrate (+40 auf 67 Prozent) und vor allem der besseren Verwertung klarer Torchancen (+20 auf 30 Prozent) geschuldet. Damit hat sich die Quote für die "Expected Goals" um 25 Prozent von 1,29 auf 1,61 erhöht.

Fehler in der Defensive besser abgesichert

Die Systemumstellung zeigt sich aber nicht nur in der offensiven Effizienz, sondern hat vor allem zu einer spürbaren defensiven Stabilisierung geführt. Der kompakte Block aus fünf Verteidigern und drei zentralen Mittelfeldspielern schließt Räume in der Tiefe wie in der Breite. Der Gegner wird gezwungen, Angriffe auf die Flügel oder aus der Distanz zu suchen - mit entsprechend geringerer Erfolgswahrscheinlichkeit.

Die Eintracht kassiert seitdem weniger Gegentore pro Spiel (1,33 statt früher 1,85), auffällig ist dabei, dass es zuletzt weder nach Kontern noch nach ruhenden Bällen im Braunschweiger Kasten klingelte. Zwar agiert der BTSV nicht fehlerfrei - die Zahl der Ballverluste hat leicht zugenommen -, aber die individuellen Fehler sind besser abgesichert, weil der Rückraum besetzt bleibt und die Restverteidigung organisiert ist.

Abstiegswahrscheinlichkeit nur noch minimal

Braunschweig hat in diesen drei Begegnungen nicht einfach Spiele gewonnen - es hat eine Spielidee gefunden, die trägt. Und darin liegt der eigentliche Fortschritt: nicht im Wechsel der Formation, sondern im Aufbau einer funktionierenden, wiederholbaren Spielstruktur, die Spieler entlastet, Räume öffnet, Dynamik erzeugt und Vertrauen schafft.

Durch die nicht erwartbaren drei Siege hintereinander gegen Top-Clubs der 2. Liga hat sich die Abstiegswahrscheinlichkeit der "Löwen" drastisch verringert: Die Gefahr des Abrutschens auf den Relegationsplatz liegt nur noch bei sechs Prozent, für den direkten Abstieg bei einem Prozent. Sollte in Regensburg ein Dreier gelingen und die Konkurrenz aus Münster und Ulm gleichzeitig nicht punkten, kann der BTSV den Sekt schon mal kaltstellen.

Mögliche Aufstellungen:

Regensburg: Pollersbeck - Wurm, Ballas, Ziegele - Pröger, Handwerker - Kühlwetter - Suhonen, Hein - Ganaus, Adamyan
Braunschweig: Hoffmann - Ehlers, Köhler, Nikolaou - Rittmüller, Krauße, Di Michele Sanchez - Kaufmann, Marie - Philippe, Tachie

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