Wie Selke, Elfadli und Co. den HSV besser gemacht haben
Der HSV ist zurück in der Fußball-Bundesliga. Dass es im siebten Anlauf geklappt hat, hat auch mit den Sommertransfers der Hamburger zu tun. Davie Selke und Co. entpuppten sich als fehlende Puzzleteile und hatten großen Anteil am Aufstieg.
Wenn man sich auf die Suche nach den Gründen begibt, wieso es für den HSV am Ende der siebten Zweitliga-Saison mit der Rückkehr in die Beletage geklappt hat, gibt es nicht den einen. Da ist - trotz der Patzer gegen Braunschweig (1:3 und 2:4), in Ulm (1:1) und in Regensburg (1:1) - unter anderem die leicht verbesserte Bilanz gegen Kellerteams. Da ist die trotz der langfristigen Ausfälle der offensiven Stammspieler Robert Glatzel und Ludovit Reis beste Angriffsleistung der Zweitliga-Geschichte des Clubs. Und da ist, der Schwächephase im April zum Trotz, ein Mehr an Stabilität - mental und körperlich.
Niveau des Kaders gestiegen
Das hängt einerseits miteinander zusammen - und bedingt sich in Teilen -, geht vor allem aber auch auf die Ergänzungen des Sommers zurück. Weil sie eine andere Mentalität reingebracht haben, eine andere Robustheit - oder weil sie als Spieler zwischen Bank und Startelf das Niveau des Kaders und im Training angehoben haben. Allen voran sind da Top-Torschütze Davie Selke und Abwehrboss Daniel Elfadli zu nennen - aber auch Emir Sahiti oder Adam Karabec.
Selke - Torjäger und Mentalitätsspieler
Noch vor der Aufstiegsparty gegen Ulm sprach Trainer Merlin Polzin eine Eloge auf Selke, lobte dessen "Power am Ball, gegen den Ball, in der Kabine". Neben den bislang 22 Saisontoren, mit denen er den Ausfall Glatzels ein gutes Stück weit kompensiert hat, sind es sicher vor allem sein körperliches Spiel auf dem Rasen, sowie seine Mentalität auf und neben dem Feld, die dem HSV in dieser Saison zugute gekommen sind. Einer Mannschaft, die in der Vergangenheit allzu häufig in entscheidenden Momenten psychisch oder physisch im Sinne einer Robustheit eingeknickt ist.
Selke hat das - nicht alleine, aber doch federführend - nicht zugelassen, hat auch während der Durststrecken im vergangenen Herbst sowie im April den Prozess, die Einheit und den Zusammenhalt hervorgehoben, hat die gefestigteren Strukturen betont, auch starkgeredet, während andere ins Grübeln gekommen sein mögen. Der 30-Jährige, der nach Bekanntwerden des Transfers durchaus kritisch in der Hansestadt beäugt wurde, hat damit nicht nur anderen Führungsspielern wie Kapitän Sebastian Schonlau, Ludovit Reis oder Jonas Meffert ein Stück weit den Rücken freigehalten, sondern im April auch seinem nur wenige Jahre älteren Coach.

Und natürlich hat Selke in verschiedenen Phasen der Saison auch wichtige Signale gesendet - sein Jubel mit einem Balljungen beim Sieg gegen Magdeburg (3:1) ging durch die Republik; sein Sprint vor die Nordtribüne beim 5:0 gegen Fürth nach dem Premierentreffer Otto Stanges, dem er ein Mentor und dem er im Glauben verbunden ist; seine Masken-Tore von Münster im ersten Spiel nach seiner Jochbeinverletzung, die zum Last-Minute-Sieg und dem Ende des Aufsteiger-Auswärts-Fluch führten.
Elfadli - Stabilisator und Allrounder
Ein anderer, der auf weit weniger sichtbare Art und Weise dem Team mehr Stabilität verliehen hat, ist Elfadli. Ursprünglich hatte der HSV ihn bereits in der Vorsaison holen wollen, war da aber noch in Magdeburg abgeblitzt. Warum die Hamburger ihn haben wollten, hat er nach holprigen Anfangswochen schnell gezeigt. Zunächst hauptsächlich als Meffert-Backup oder -Ergänzung für das defensive Mittelfeld geholt, wurde er schnell in der Innenverteidigung eingesetzt und avancierte da zum unumstrittenen Boss.
Der 28-Jährige brachte der in der Vergangenheit oft zimperlich-verzagten Defensive mehr Tempo, Robustheit und Resolutheit - bis zu dem Grad, dass er dem NDR mit einem Augenzwinkern sagte, ihm tue nach einer Partie aufgrund seiner Spielweise der Körper gehörig weh. Elfadli hat es geschafft, dem zuvor oft wankelmütigen Dennis Hadzikadunic zu mehr Stabilität zu verhelfen, so dass dieser sogar Kapitän Sebastian Schonlau verdrängte.
Elfadli aber auf seine defensiven Stärken zu reduzieren, griffe zu kurz. Da stehen zum einen seine drei Tore und vier Vorlagen gegen. Zum anderen sind es aber auch seine Läufe aus der Verteidigung, mit denen er speziell Spielern wie Reis und Meffert als Anspielstation dient - oder ihnen Räume verschafft, in denen er Mittelfeldspieler bindet.
Sahiti und Karabec - Niveau angehoben, direkt geholfen
Wie wichtig in einem Mannschaftssport Transfers wie die von Sahiti oder Karabec sind, hat sich in dieser Saison beim HSV gezeigt. Denn der Kosovare und der Tscheche haben nicht nur den Kader breiter gemacht, sondern auch das Trainingsniveau im Volkspark gehoben, wie es Polzin stets fordert, und Stammspielern Druck gemacht. Durch die Verletzungen von Bakery Jatta und Reis kamen sie direkt in Verantwortung und waren in weiten Teilen der Spielzeit Stammkräfte.
Beide - Karabec mit sieben Scorerpunkten in 29 Partien und Sahiti mit vier in 20 Spielen - haben das Vertrauen zurückgezahlt. Beide haben aber auch mit gleichermaßen wichtigen wie schönen Treffern geglänzt: Karabec' Schlenzer zum zwischenzeitlichen 2:1 gegen Darmstadt in der Hinrunde (Endstand 2:2) oder Sahitis 3:2-Siegtreffer kurz vor Schluss in Berlin.
So gibt es nicht den einen Grund - und schon gar nicht den einen Spieler -, weshalb es für den HSV in dieser Saison mit dem Aufstieg geklappt hat. Die Sommer-Neuzugänge waren, anders als in vielen Jahren zuvor, aber definitiv einer davon.
