VfL Wolfsburg - Werder Bremen: "Stadion hätte gebebt"
Acht Tore, aber null Stimmung - der 5:3-Sieg des VfL Wolfsburg im Nordduell gegen Werder Bremen geriet in Corona-Zeiten zu einem stillen Spektakel.
Den Reflex aus den Zeiten vor der Pandemie gab es noch. Doch als sich einige der siegreichen Profis des VfL Wolfsburg nach dem 5:3 (3:2) gegen Werder Bremen erwartungsvoll Richtung Fankurve drehten, war da - nichts. Es blieb ihrer Fantasie überlassen, wie die Stimmung hätte sein können nach einem derart fulminanten Nordduell.
Ridle Baku: "Ein unfassbar kurioses Spiel"
"Bei diesem tollen Spektakel mit so vielen Emotionen wäre das ein Spiel gewesen, bei dem das Stadion gebebt hätte", sagte VfL-Trainer Oliver Glasner. "Ein unfassbar kurioses Spiel", meinte Wolfsburgs Ridle Baku, der in diesem November schon einiges erlebt hat; zum Beispiel sein erstes Länderspiel. Acht Tore, Führung hüben wie drüben, zahlreiche sehenswerte Spielzüge - zumindest die siegreichen Niedersachsen durften sich nicht nur über drei Punkte, sondern auch eine Topleistung freuen.
Weghorst macht den Unterschied
Und über den Akteur, der den Unterschied ausmachte. "Gerade als Stürmer wünscht man sich natürlich einen solchen Abend. Auch wenn natürlich noch nicht alles gut war", sagte Doppeltorschütze Wout Weghorst. Mit seinen Saisontreffern fünf und sechs schoss der Niederländer sein Team zweimal in wichtigen Momenten in Front.
Seine weiterhin unbesiegten "Wölfe" waren in dem bislang vielleicht spektakulärsten Spiel dieser Bundesliga-Saison schlussendlich effizienter. Der VfL hat die Champions-League-Plätze im Blick. "Wir sollten sehr bescheiden bleiben. Wir wissen, dass wir Qualität haben. Wir wissen aber auch, dass wir immer sehr viel investieren müssen als Mannschaft. Wenn wir das weiter tun, werden wir sicher auch noch einige Punkte holen bis Weihnachten", trat Glasner auf die Euphoriebremse.
Kohfeldt ärgert sich "brutal"
Punkte sammeln lautet auch die Maxime von Florian Kohfeldt, der im Gegensatz zu Glasner schon seit sechs Spielen auf einen Dreier wartet: "Wichtig ist, dass wir so schnell wie möglich wieder in die Erfolgsspur kommen." Der Werder-Coach war nicht nur angesichts der fehlenden Atmosphäre in der leeren Volkswagen-Arena enttäuscht: "Die Fans vor dem Bildschirm hatten ganz sicher einen schönen Abend. Aber ist ärgere mich brutal über diese Niederlage, auch wenn sie kein Mega-Rückschlag war."
Bittencourt: "Ein Spiel auf des Messers Schneide"
Natürlich hätte der 38-Jährige die zweifelhafte Serie von fünf 1:1-Spielen hintereinander lieber mit einem Sieg beendet. Doch dafür fehlte es der grün-weißen Defensive in den entscheidenden Momenten am nötigen Zugriff. Aber auch Stoßstürmer Josh Sargent (Sprunggelenksverletzung) wurde vermisst. Und als die Gäste in der Schlussphase zumindest einen Punkt retten wollten, schwächte sie der Platzverweis von Kevin Möhwald (80.) zusätzlich.
Dennoch: "Ich hatte nie das Gefühl, dass dieses Spiel vorbei ist. Bis zur letzten Sekunde, als sie mit dem Schlusspfiff das 5:3 machen", berichtete Kohfeldt. Die vorherigen Partien wie der eindrucksvolle Auftritt beim 1:1 bei Bayern München geben ihm und seiner Mannschaft das Selbstvertrauen, nicht wieder einen Negativ-Lauf wie in der Horror-Saison 2019/20 zu bekommen.
"Das darf uns nicht umwerfen, und das wird uns auch nicht umwerfen." Werder-Coach Florian Kohfeldt
Das Warten auf einen Sieg geht an der Weser aber weiter. Müssen sich die Bremer Sorgen machen? Leonardo Bittencourt, der Werder in der 13. Minute in Führung gebracht hatte, findet das in Anbetracht dreier Auswärtstore nicht: "Es war ein Spiel auf Messers Schneide. Ein Spiel für ein ausverkauftes Haus."
