FC St. Pauli zwischen Polizei-Frust und DFB-Pokal-Lust
Mit Rückenwind aus dem Fußball-Zweitliga-Derby will der FC St. Pauli heute auch im DFB-Pokal beim Bundesliga-Dritten SC Freiburg bestehen. Doch die personelle Lage könnte besser sein - und dann hallt auch der Polizeieinsatz beim Derby immer noch nach.
Vier Tage nach dem höchsten Derby-Sieg gegen den HSV (3:0) seit 1960 wird in Hamburg vor allem über den Polizeieinsatz vor dem Spiel diskutiert. "Das Präsidium des FC St. Pauli ist entsetzt und schockiert über die Vorfälle und fordert Konsequenzen", heißt es nun in einer Mitteilung des Vereins. Präsident Oke Göttlich habe insbesondere auf das direkte Umfeld des Stadions als einen Schutzraum für Fans verwiesen. Das Vorgehen der Polizei bezeichnete er als brutal. Dies sei nicht hinnehmbar.
Gegen den Bundespolizisten, der auf einem im Internet veröffentlichten Video einen am Boden liegenden Fan erst in die Seite und dann Richtung Kopf schlägt, ist mittlerweile Anzeige erstattet worden. Ruhe dürfte allerdings nicht so schnell in die Sache kommen. Zumal der Club erklärte, bereits im August einen Brief an die DFL geschickt zu haben, um "eine intensive und grundlegende Diskussion über den Umgang mit Fans" anzustoßen. Bei der An- und Abreise sowie vor und im Stadion gehe es "um nicht weniger als Grundrechte, die selbstverständlich auch für Fußballfans gelten".
Schultz: "Brauchen in Freiburg guten Plan"
Trainer Timo Schultz und sein Team hingegen wollen die Nebenschauplätze ausblenden. Zumal ihnen der Derby-Sieg Rückenwind verschafft hat. "Das gibt uns natürlich Auftrieb. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir brauchen als Mannschaft einen guten Plan und müssen im Kollektiv funktionieren", forderte Schultz vor dem Auswärtsspiel in Freiburg (18 Uhr, im Audiolivestream und Ticker im NDR Livecenter). Und noch eine Weisheit hinterher: Im Pokal sei "immer etwas möglich", bekräftigte der Coach.
St. Pauli will Personalproblemen trotzen
Personell sieht es bei den Kiezkickern - besonders in der Defensive - allerdings nicht gut aus. Neben Rechtsverteidiger Manolis Saliakas, der in der ersten Pokalrunde beim SV Straelen (4:3) nach einem groben Foulspiel Rot gesehen hatte, und Innenverteidiger David Nemeth (Adduktorenprobleme) fällt bei den Hanseaten mit Jakov Medic (Schulterverletzung) der Abwehrchef aus. "Bei ihm finden in den nächsten zwei Tagen weitere Untersuchungen statt", sagte Schultz am Dienstag und fügte hinzu, dass der Kroate auch im kommenden Ligaspiel noch ausfallen könnte. Zudem ist Luca Zander, der Saliakas ersetzen sollte, angeschlagen - und Schultz will "kein Risiko eingehen".
"Wir rechnen uns in jedem Spiel etwas aus, auch wenn wir gegen den SC Freiburg viel investieren müssen." St.-Pauli-Trainer Timo Schultz
In welcher Besetzung die Hamburger auch immer antreten werden, der Trainer ist optimistisch: "Wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft sind. Es ist unangenehm, gegen uns zu spielen", sagte der 45-Jährige und ergänzte: "Wir rechnen uns in jedem Spiel etwas aus, auch wenn wir gegen den SC Freiburg viel investieren müssen."
Für drei Spieler ist das Duell derweil ein Wiedersehen. St. Paulis Carlo Boukhalfa wechselte im Sommer von der Dreisam an die Elbe. Auf der anderen Seite stehen mit Daniel-Kofi Kyereh und auch Michael Gregoritsch zwei ehemalige Kiezkicker im Kader. "Ich freue mich auf das Wiedersehen", betonte Schultz. Ob der angeschlagene Kyereh rechtzeitig fit wird, entscheidet sich aber erst kurzfristig. "Wir müssen das 100-prozentige positive Signal morgen bekommen von Kofi. Und das 100-prozentige Signal der Ärzte und Physios. Wenn auch nur ein bisschen Risiko dabei ist, machen wir's nicht", sagte Freiburgs Coach Christian Streich am Dienstagnachmittag.
Mögliche Aufstellungen
Freiburg: Flekken - Kübler, Ginter, Schlotterbeck, Günther - Eggestein, Keitel - Doan, Grifo - Höler, Gregoritsch
St. Pauli: Vasilj - Dzwigala, Fazliji, Smith, Paqarada - Aremu, Boukhalfa - Irvine, Hartel - Amenyido, Matanovic