Stand: 20.12.2019 06:00 Uhr

Was macht eine gute Wetter-App aus?

Das Wetter spielt in unserem Leben eine große Rolle: Schon früher warteten Menschen ungeduldig auf die Wetterkarte in der Tagesschau. Sie wollten wissen, ob sie am nächsten Morgen zur Arbeit einen Schirm einpacken müssen oder ob Glatteis droht. Heute boomen die Wettervorhersagen im Internet und in Handy-Apps. Einer Studie zufolge schauen Menschen am häufigsten auf ihr Smartphone, um das Wetter zu checken - zumindest in den USA ist das so. Doch inwieweit können Menschen sich auf diese Vorhersagen verlassen?

von Eva Werler

Wetterbeobachtungssatellit auf Umlaufbahn über einem Hurrikan © picture alliance / imageBROKER Foto: John Pulsipher
Wetter-Satelliten liefern Daten aus aller Welt, aber auf die Auswertung für regionale Vorhersagen kommt es an.

Statistisch betrachtet waren Wettervorhersagen noch nie so gut wie heute: Es gibt unzählige Messstationen - auf der Erde, über dem Meer, in der Wüste und im All. Die Computer haben sich in ihrer Rechenleistung ständig gesteigert, können also Daten bis ins kleinste Detail auswerten. Und dennoch haben viele Menschen das Gefühl, dass die Verlässlichkeit von Wettervorhersagen schlechter geworden sei. Die Prognosen auf ihrem Handy hätten oft wenig mit dem wirklichen Wetter zu tun.

Daten aus den USA sind zu ungenau

Besonders die auf vielen Handys vorinstallierten Wetter-Apps seien das Problem, meint Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. "Denn das sind Apps, die mit globalen, frei verfügbaren Daten handeln. Meistens kommen die aus den USA. Dort laufen Wettervorhersagen-Modelle, die für Europa allerdings nicht diese Auflösung haben, die wir hier berechnen können. Und damit hat man eine relativ schlechte Qualität - vor allem, wenn man sein ortsgenaues Wetter wissen will."

Jedes Flugzeug liefert Wetter-Daten

Apps, die in Deutschland vertrieben werden, seien grundsätzlich besser. Denn diese arbeiten mit deutschen Wettermodellen und Daten. "Der Deutsche Wetterdienst als eine staatliche Institution gibt seine Messdaten unentgeltlich und frei an alle heraus", sagt Friedrich. Die Messinstrumente des Deutschen Wetterdienstes seien heute so vielfältig wie nie zuvor: Neben Wetter-Satelliten liefert auch jedes Flugzeug, das abhebt, und jedes Schiffe auf den Weltmeeren Wetter-Daten. "Dann haben wir Radiosonden, die an Wetter-Ballons hängen, nach oben steigen und uns Wetter-Daten liefern - und wir haben Wetter-Radargeräte, die uns jeden Regentropfen melden", erklärt Friedrich. "Das ist eine Fülle von Daten, die muss man dann sehr schnell zu Vorhersagen verarbeiten."

Sommer-Gewitter aus dem Nichts

Ein Blitz schlägt neben einem Windrad in einer flachen Landschaft ein. © dpa Foto: Julian Stratenschulte
Bei extrem lokalen Sommer-Gewittern kann auch der Deutsche Wetterdienst nur mit wenigen Minuten Vorlauf eine Warnung herausgeben.

Und genau an dem Punkt wird es schwierig, auch oder gerade für die Wetter-Apps. Das richtige Computer-Programm muss her - also eins, das sowohl globale als auch regionale Daten verarbeitet. Und ebenso muss das Programm die Entwicklung der zurückliegenden Jahre berücksichtigen. Das ist in Zeiten des Klimawandels mitunter nicht einfach - selbst für den Deutschen Wetterdienst. "Wenn es zum Beispiel diese besonderen Unwetter im Sommer gibt, ist das für uns extrem schwierig", räumt Wetter-Experte Friedrich ein. "Wenn es ganz lokale Gewitter sind, die sich aus dem Nichts innerhalb von Minuten bilden. Die ganz klein sind, nur Ortsteile betreffen. Da können wir Warnungen nur mit wenigen Minuten Vorlaufzeit machen."

Aber auch in dieser hochtechnologisierten Zeit spielt die Erfahrung von Meteorologen eine wichtige Rolle - zum Beispiel wenn unterschiedliche Vorhersagen auf dem Tisch liegen und der Meteorologe nun in kurzer Zeit entscheiden muss, ob er eine Unwetterwarnung herausgibt oder nicht.

"Jeder könnte sich Meteorologe nennen"

Aber wer darf sich Meteorologe nennen? Diese Frage ist für viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein Ärgernis. "Es ist so, dass im Prinzip jeder Wettervorhersage machen darf", sagt Micha Gryschka, der an der Leibniz Universität Hannover am Institut für Meteorologie und Klimatologie lehrt. Der Beruf des Meteorologen sei nicht geschützt. "Es könnte sich quasi jeder Meteorologe nennen. Und dann im Internet seine Vorhersagen verkaufen, worauf auch immer die basieren. Im schlimmsten Fall handelt es sich dann um Kaffeesatz-Leserei."

Wie erkennt man eine seriöse Wetter-App?

Wer sicher gehen möchte, dass er einen seriösen und guten Wetterdienst nutzt, der solle einen Blick ins Impressum werfen, empfiehlt Klimatologe Gryschka. Die Quellenangabe sei dabei entscheidend. Wer seriös Wettervorhersagen machen will, der bediene sich immer an Daten von staatlichen Wetterdiensten.

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Ein Sonnenuntergang am Strand in Dangast. © NDR Foto: Heiko de Boer

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 20.12.2019 | 06:50 Uhr

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