Stand: 20.01.2020 15:52 Uhr

Radon im Haus kann Lungenkrebsrisiko erhöhen

Monitor eines ein Radonmessgerät. © picture alliance/dpa-Zentralbild Foto: Hendrik Schmidt
Messungen können zeigen, wie hoch die Belastung mit Radon in der Raumluft ist.

Radon ist ein radioaktives Gas, das im Untergrund durch den natürlichen Zerfall von Uran entsteht. Das Edelgas bahnt sich seinen Weg durch den Boden und gelangt so an die Oberfläche. Normalerweise verteilt es sich in der Luft und stellt dann für Menschen keine Gefahr dar. Allerdings kann sich Radon durch Risse im Fundament oder durch Abflüsse im Boden in Wohnräumen anreichern und die Raumluft vergiften.

Radon ist krebserregend

Sobald das radioaktive Radon eingeatmet wird, zerfällt es in der Lunge. Es führt zu einer Bestrahlung der Lungenzellen und kann so Krebs auslösen. Bis zum tatsächlichen Ausbruch der Krankheit können jedoch Jahrzehnte vergehen. Experten zufolge ist etwa jeder 50. Krebstod in Europa auf die Wirkung von Radon zurückzuführen.

Konzentration in der Raumluft ist entscheidend

Das Bundesamt für Strahlenschutz warnt schon lange vor Radon. Wie hoch das Risiko ist, hängt von der Konzentration des Gases und der täglichen Aufenthaltsdauer in den betroffenen Räumen ab. Gemessen wird die Konzentration in der Einheit Becquerel (Bq). Ein Becquerel entspricht einem radioaktiven Zerfall pro Sekunde. In Deutschland befinden sich durchschnittlich 60 Bq Radon in einem Kubikmeter Raumluft. Deutsche und internationale Radon-Studien belegen, dass das Lungenkrebsrisiko pro 100 Bq um 10 bis 16 Prozent ansteigt. Für die höchste Radonkategorie (entsprechend 140 bis 3.000 Bq pro Kubikmeter, Mittelwert 252 Bq/Kubikmeter) ergab sich im Vergleich zur Referenzkategorie (0 bis 50 Bq/m³, Mittelwert 38 Bq/Kubikmeter) ein um 40 Prozent erhöhtes Lungenkrebsrisiko.

Bundesweite Studie zu Radon in Wohnungen

Die Radon-Belastung ist regional unterschiedlich. In Norddeutschland ist sie etwas niedriger als in anderen Gebieten. Es gibt aber vereinzelt Gebäude im Norden, in denen bis zu 8.000 Bq pro Kubikmeter gemessen wurden. Derzeit läuft im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz eine Studie zur Radon-Konzentration in Wohnräumen: Die Behörde lässt erforschen, wie hoch die Radon-Konzentration deutschlandweit in Wohnungen ist. In 6.000 zufällig ausgewählten Wohnungen wurden dafür im Sommer 2019 je zwei Messgeräte aufgestellt, die ein Jahr lang die Radon-Konzentration in der Raumluft messen sollen. Das Gesamtergebnis der Messungen soll bis Ende 2020 vorliegen.

Die seit Februar 2018 geltende Strahlenschutzverordnung besagt, dass in Gebäuden möglichst nicht mehr als 300 Becquerel Radon pro Kubikmeter Raumluft enthalten sein sollen. Besser für die Gesundheit ist es, in dauerhaft genutzten Wohnräumen unter 100 Becquerel zu kommen, wie die Weltgesundheitsbehörde (WHO) empfiehlt. Für einen solchen Wert müssten allerdings sehr viele Häuser saniert werden.

Was kann man gegen Radon in Wohnräumen tun?

Wird eine erhöhte Radon-Konzentration in der Raumluft gemessen, kann man einfache Maßnahmen einleiten: Die einfachste ist häufiges, stoßweises Lüften. Wenn das nicht hilft, müssen Undichtigkeiten wie Risse und Fugen in Boden, Wänden oder Rohrdurchführungen beseitigt werden. Eine radondichte Sperrschicht zwischen Untergrund und Gebäude oder zumindest zwischen Keller und Wohnbereich kann die Radonkonzentration in der Raumluft weiter senken.

Experten zum Thema

Prof. Dr. Sebastian Haen, Oberarzt
II. Medizinische Klinik und Poliklinik (Onkologie, Hämatologie, Knochenmarktransplantation mit Abteilung für Pneumologie)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
(040) 74 10-0
www.uke.de

Dr. Bernd Hoffmann, Physiker
Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)
Köpenicker Allee 120-130
10318 Berlin
https://www.bfs.de

Dirk Jung
Zertifizierte Radon-Fachperson
E-Mail: jung@radonfachperson.de

Weitere Informationen
Wismut Uranbergarbeiter-Studie
www.bfs.de/DE/bfs/wissenschaft-forschung/projekte/wismut/wismut_node.html,
Studie "Radon in homes and risk of lung cancer: collaborative analysis of individual data from 13 European case-control studies" (auf Englisch)
www.bmj.com/content/bmj/330/7485/223.full.pdf

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Visite | 21.01.2020 | 20:15 Uhr

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