VIDEO: Duftkerzen und Duftstäbchen: Gemütlich oder gefährlich? (7 Min)

Paraffin oder Stearin? Wie erkennt man gute Kerzen?

Stand: 14.11.2023 16:45 Uhr

Warmes, weiches Kerzenlicht gehört zur Advents- und Weihnachtszeit wie Plätzchen. Das Angebot an Kerzen ist groß, bei Preis und Zusammensetzung gibt es Unterschiede. Worauf sollten Käufer achten?

Ob schmal oder dick, farbig oder weiß, glatt oder gedreht: Kerzen sind in fast allen erdenklichen Formen und Farben erhältlich. Hergestellt werden sie aus Paraffin, Stearin oder Bienenwachs, häufig auch aus einer Mischung von Paraffin und Stearin. Noch relativ neu auf dem Markt sind Produkte aus Soja- und Rapsöl.

Die meisten Kerzen bestehen aus Paraffin

Die meisten Kerzen werden aus Hartparaffin produziert. Es schmilzt bei etwa 55 Grad Celsius und hat eine gute Brennqualität. Da Paraffin ein Stoff ist, der beim Raffinieren von Erdöl entsteht, gehört er nicht zu den umweltfreundlichen Produkten. Außerdem muss Paraffin zunehmend importiert werden.

Für Kerzen aus Stearin wird meist Palmöl verwendet

Deutlich seltener bestehen Kerzen aus Stearin, das überwiegend aus pflanzlichen Rohstoffen wie Palmöl oder Kokosfett gewonnen wird. Es schmilzt erst bei etwa 65 Grad und ist weniger elastisch als Paraffin. Stearinkerzen sind schwerer und teurer. Obwohl Stearin als nachwachsender Rohstoff gilt, sehen es Umweltschützer ebenfalls kritisch. Zum Anbau des gängigen Rohstoffs Palmöl werden nämlich vor allem in Südostasien - etwa in Indonesien und Malaysia - große Flächen Urwald gerodet.

Alternativen aus Bienenwachs oder Pflanzenwachs

Kerzen aus Bienenwachs scheinen die umweltfreundlichste Lösung zu sein. Doch Bienenwachs muss als Naturprodukt zu 99 Prozent importiert werden. Damit verkehrt sich die Umweltbilanz dieser Kerzen meist ins Negative. Bienenwachskerzen dürfen keine Zusatzstoffe enthalten. Der natürliche Rohstoff ist nur begrenzt verfügbar, deshalb sind Bienenwachskerzen teurer als Kerzen aus anderem Wachs.

Kerzen aus Pflanzenwachs auf der Basis von Raps-, Sonnenblumen- oder Sojaöl gelten als vegane und nachhaltige Alternative. Allerdings sollte man auf die Anbaubedingungen achten und möglichst Kerzen aus heimischen Bio-Rohstoffen kaufen. Der Preis ist im Vergleich recht hoch.

Zusätze in bunten Kerzen und Duftkerzen

Kerzen aus Paraffin oder Stearin sind zunächst weiß. Um farbige Kerzen herzustellen, werden dem Rohstoff fettlösliche Farbpigmente zugesetzt - es entstehen durchgefärbte Kerzen. Billiger zu produzieren sind getränkte Kerzen: Dabei tauchen die Hersteller weiße Kerzen in eine Mischung aus Wachs und Farbpigmenten, um sie in einen bunten Mantel zu hüllen.

Am besten brennen ungefärbte Kerzen, denn Farbstoffe können den Docht verstopfen und das Brennverhalten negativ beeinflussen. Paraffin und Stearin verbrennen weitgehend geruchlos. Duftkerzen werden Duftstoffe in unterschiedlicher Intensität zugesetzt. Sie können Allergien verursachen. Besonders empfindliche Menschen sollten deshalb vorsichtig sein und lieber auf solche Produkte verzichten.

Schadstoffe: Rauch und Ruß vermeiden

Fünf brennende Kerzen in verschiedenen Farben © imago images / blickwinkel
Gute Kerzen brennen ruhig und ohne zu rußen ab.

Das Verbrennen von Kerzen entzieht der Raumluft Sauerstoff und setzt Schadstoffe wie Ruß und Feinstaub frei. Beginnt die Kerze zu flackern oder zu rußen, nimmt die Belastung mit Feinstaub deutlich zu. Daher sollten Kerzen nicht in Zugluft stehen oder mit zu langem Docht brennen, so die Verbraucherzentrale. Den Docht bei Bedarf kürzen. Brennt sich die Flamme weit in das Wachs ein, bekommt sie nicht genügend Sauerstoff und es bilden sich mehr Schadstoffe. Zum Löschen den Docht in das flüssige Wachs drücken, so entsteht kein Rauch. Haben in einem Raum längere Zeit Kerzen gebrannt, sollte danach gut gelüftet werden.

Worauf es beim Docht ankommt

Der Docht einer Kerze besteht meist aus geflochtenen Baumwollfäden. Je dicker die Kerze, desto dicker der Docht. Der Docht zieht flüssiges Wachs nach oben, das verbrennt. In der Mitte der Flamme ist die Temperatur jedoch niedriger als am Rand. Deshalb ist es wichtig, dass sich der Docht etwa in einem Viertelkreis krümmt und in die heißere Zone des Feuers reicht. Dort kommt die Dochtspitze in Kontakt mit Sauerstoff, glüht und brennt nach und nach ab. Die ideale Dochtlänge liegt bei 1 bis 1,5 Zentimeter.

Gute Qualität von Kerzen erkennen

Die Qualität von Kerzen lässt sich vor dem Kauf schlecht einschätzen. Ein Anhaltspunkt kann das RAL-Gütezeichen sein. Produkte, die damit gekennzeichnet sind, wurden mit Blick auf hochwertige Rohstoffe sowie raucharmes und tropffreies Abbrennen geprüft.

Als weiteres Merkmal guter Kerzen gilt das Gewicht. Je schwerer eine Kerze bei gleicher Größe ist, desto länger sollte sie brennen. Pro Stunde verbrennen etwa sieben bis zehn Gramm Wachs - bei Stearin tendenziell etwas weniger. Dabei spielen allerdings auch die Stärke des Dochts und die Größe der Flamme eine Rolle. Das optimale Verhältnis von Docht und Durchmesser zu finden, gilt als hohe Kunst der Kerzenherstellung.

So brennen Kerzen sauber und sicher ab

So schön ihr Licht auch ist - wo Kerzen brennen, sollte man wegen der Brandgefahr immer ein paar Vorsichtsmaßnahmen treffen:

  • Kerzen immer senkrecht hinstellen und nie unbeaufsichtigt abbrennen
  • einen hitzebeständigen, nicht brennbaren Untersetzer verwenden
  • die sogenannte Brennschüssel, also den Untergrund, sauber halten
  • Kerzen vor Zugluft schützen
  • zu brennbaren Gegenständen wie Vorhängen ausreichend Abstand wahren
  • zwischen einzelnen Kerzen einen Mindestabstand von zehn Zentimetern einhalten, sonst können sie sich durch die entstehende Hitze verformen, schneller und ungleichmäßig abbrennen und tropfen

Weitere Informationen
Bienenwachs, ein Docht und eine Schere liegen auf einem Tisch. © MIRELLA PAPPALARDO Foto: MIRELLA PAPPALARDO

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 13.11.2023 | 20:15 Uhr

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