Corona: Kann sich SH eine zweite Welle leisten?
In einigen Ländern der Welt werden momentan täglich neue Rekordwerte bei den Corona-Infektionen gemeldet. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn warnt davor, dass der Ballermann auf Mallorca kein zweites Ischgl werden dürfe. "Die Gefahr einer zweiten Welle ist real", sagt der CDU-Politiker. Bislang haben zwischenzeitlich geschlossene Geschäfte, verwaiste Hotels und leere Restaurants möglicherweise dafür gesorgt, dass die Corona-Pandemie in Deutschland relativ gut unter Kontrolle geblieben ist. Viele Unternehmen haben aber mit den Vorgaben, Regeln und Hygienekonzepten zu kämpfen - einige mussten bereits Insolvenz anmelden. Was ist, wenn die Infektionszahlen wieder steigen und viele Branchen erneut ausgebremst werden?
"Kredite können Insolvenz nicht verhindern"
Professor Jens Boysen-Hogrefe arbeitet im Prognosezentrum des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Sollte eine zweite Corona-Welle kommen und Schleswig-Holstein treffen, müsste das Land erneut helfen, sagt er - aber zielgerichtet: "Wenn es nur darum geht, einen Engpass zu überbrücken, aber der Ausblick eigentlich gut ist, dann macht es sehr viel Sinn, mit einem Kredit zu arbeiten."
Je länger die Krise aber dauere, je mehr breche den Unternehmen das Eigenkapital weg. Dann könnten auch Kredite eine Insolvenz nicht verhindern, so Boysen-Hogrefe. Zuschüsse müssten in dem Fall her, sagt er, gegebenenfalls sogar Beteiligungen des Staates.
Land würde wieder Geld in die Hand nehmen
Um die jetzt schon entstandenen Folgen der Corona-Krise abzufedern, hatte die Landesregierung eine Milliarde Euro bereitgestellt. Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) sagte NDR Schleswig-Holstein, dass sie bei einem erneuten Herunterfahren der Wirtschaft wieder Geld in die Hand nehmen würde: "Wir wissen, wenn wir jetzt helfen, dass es mittelfristig gut ist für unser Land. Das sind Schulden, die müssen zurückgezahlt werden. Aber viel schwieriger wäre es für unsere Kinder und Enkel, wenn wir jetzt unser Wirtschaftssystem komplett ruinieren, weil wir nicht helfen."
Boysen-Hogrefe: Andere Lohndynamik im Öffentlichen Dienst
Das Land müsste erneut Geld am Kapitalmarkt aufnehmen - im Moment glücklicherweise sogar zu Negativzinsen. Langfristig aber wäre die Haushaltsbelastung wohl nicht folgenlos, sagt Professor Boysen-Hogrefe: "Da werden alle dran zu knappsen haben. Die Lohndynamik im Öffentlichen Dienst wird eine andere sein. Die ein oder andere Stelle könnte möglicherweise wegfallen, wenn man konsolidieren muss."
Konjunktur-Forscher verweist auch auf Lernfortschritte
Der Konjunktur-Forscher sagt aber auch, dass Politik und Gesellschaft in der Krise dazugelernt hätten. Die Maskenpflicht und zum Beispiel deutlich mehr Corona-Tests könnten dafür sorgen, dass regional bei einem Corona-Ausbruch sehr schnell gehandelt werden könne.
