WM-Spiele zeigen? Geteilte Meinungen bei Gastronomen in SH
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist umstritten. Einige Restaurantinhaberinnen und -inhaber in Schleswig-Holstein haben sich deshalb entschieden, die WM-Spiele nicht zu zeigen. Der Branchenverband Dehoga hält dagegen wenig von einem TV-Boykott.
Weil das Gastgeberland Katar wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik steht, überlegen Gastronominnen und Gastronomen in Schleswig-Holstein, ob sie die Spiele übertragen sollen. Einige Kneipen, zum Beispiel in Schenefeld, Kiel und Schleswig haben bereits angekündigt, sich an einem TV-Boykott zu beteiligen.
Sportsbar will lieber Regionalliga zeigen
Auch in der Sportsbar "Puzzle" in Lübeck bleiben die Bildschirme aus. Gastwirt Claus Staab hat sich gegen eine Übertragung der Spiele entschieden. "Weil es keinen interessiert. Hier oben ist wirklich der Tenor: Wir wollen es nicht gucken, wir boykottieren es. Die paar Leute, die es gucken, die gucken es dann sowieso zu Hause." Die Bar will deshalb eher Spiele der Regionalliga Nord zeigen.
Tatsächlich wollen auch viele Menschen im Norden die WM-Partien gar nicht anschauen. In einer Umfrage des NDR gaben 59 Prozent der Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner an, dass sie kein Spiel sehen wollen.
Dehoga: TV-Boykott ist nicht die Lösung
Doch es gibt laut Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) auch viele Kneipen- und Bar-Besitzerinnen und -Besitzer, die trotzdem die WM übertragen. So etwa Stefan Plambeck in der Bar "Hochwasser", ebenfalls in Lübeck. "Weil ich Stammpublikum habe", sagt der Gastwirt. "Weil ich zwölf Monate im Jahr für Fußball eine Menge Geld bezahle, jeden Monat." Es habe außerdem viele Nachfragen dazu gegeben, so Plambeck. "Ich möchte auch den Stammgästen jetzt nicht verwehren, das zu sehen."
Der Chef des Hotel- und Gaststättenverbands in Schleswig-Holstein, Stefan Scholtis, hält ebenfalls wenig von einem TV-Boykott. Der, so Scholtis, könne ohnehin nichts an den schlechten Umständen in Katar ändern. Stattdessen würden Gastronominnen und Gastronomen sich eher selbst schaden. "Wenn ich jetzt sage, ich übertrage die WM nicht, schade ich damit in erster Linie mir, meinen Mitarbeitern und dem Umsatz selbst und schade der Mannschaft, wenn sie weiß, dass sie in der Heimat nicht komplett gesehen wird", sagt der Dehoga-Landesvorsitzende.
Keine Public-Viewing-Großveranstaltungen
Große Public-Viewing-Veranstaltungen wird es in Schleswig-Holstein nicht geben. In Kiel und Flensburg hatten sich die Ratsversammlungen dagegen ausgesprochen. Eine Eventfirma aus Flensburg wird deutlich: Sie wolle ihre Werte nicht auf Eis legen, nur weil es sich um König Fußball handele. Das Unternehmen zeigt deshalb keine Spiele - weder in der Flens-Arena noch im Deutschen Haus oder im Punsch-Wald.