Umfrage zur WM in Katar: Mehrheit in SH befürwortet WM-Boykott
Gucken oder nicht? Vor der Fußball-WM in Katar ist diese Frage umstritten. Laut einer NDR-Umfrage ist eine Mehrheit der Schleswig-Holsteiner dafür, die Weltmeisterschaft zu boykottieren.
Stell dir vor, es ist Fußball-WM, und niemand guckt zu - bei dieser Weltmeisterschaft ist das nicht völlig auszuschließen. Das liegt vor allem am Gastgeber Katar. Selten ist eine Weltmeisterschaft so umstritten gewesen wie diese. Auf der einen Seite steht der Sport - auf der anderen der Umgang des Lands mit Gruppen wie Homosexuellen und Frauen. Auch die Schleswig-Holsteiner sind uneins, ob sie das Event im Fernsehen verfolgen wollen oder nicht.
59 Prozent der Schleswig-Holsteiner will kein Spiel angucken
Die Umfrageplattform #NDRfragt, bei der registrierte Norddeutsche ihre Meinung zu bestimmten Themen abgeben, hat gefragt, ob die Menschen die WM-Spiele verfolgen wollen oder nicht. Das Ergebnis der nicht-repräsentativen Umfrage: 59 Prozent der #NDRfragt-Mitglieder aus Schleswig-Holstein haben angegeben, dass sie sich kein Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft anschauen wollen. Nur 20 Prozent wollen demnach Spiele angucken. Der Rest hadert noch.
Diskussionen in Familien
Die Diskussionen, ob die WM verfolgt werden sollte oder nicht, werden auch in vielen Familien geführt, wie Teilnehmer der Umfrage berichten.
Ich finde es traurig, dass eine Weltmeisterschaft im Fußball jetzt zum Streit in Familien und unter Freunden führt. Auch bei uns in der Familie ist die eine Seite dafür, die Spiele zu sehen - und die andere ist dafür, sie zu boykottieren. Brigitte aus Schleswig-Holstein
Mehrheit findet: Katar hätte nicht austragen dürfen
Der Aussage "Länder wie Katar, die sich nicht an die Menschenrechte halten, sollten weltweite Großveranstaltungen wie die Fußball-Weltmeisterschaft nicht austragen dürfen" stimmten 66 Prozent der Befragten zu, acht Prozent stimmten nicht zu, der Rest war unentschieden oder tendierte eher zu Ja oder Nein.
Viele wollen in den Dialog kommen
Einige der Befragten wüschen sich auch, dass Katar nicht so schnell verurteilt wird.
Wenn die WM nur in Länder mit einer blütenweißen Weste vergeben würde, gäbe es kaum Austragungsorte. Vielmehr sollten solche Veranstaltungen genutzt werden, um in den Dialog zu kommen. Einen Dialog ohne erhobenen Zeigefinger. Christoph aus Schleswig-Holstein
47 Prozent für Boykott
Viele der Befragten sind auch dafür, dass die Spiele in Katar boykotiert werden sollten, dass sich also Institutionen beispielsweise aus der Finanzierung der WM herausziehen sollten. 47 Prozent sprachen sich für einen Boykott aus, elf Prozent dagegen, der Rest der Befragten war unentschieden oder tendierte eher zu Ja oder Nein. Die Entscheidung des Internationalen Fußballverbands (Fifa) Katar zum WM-Austragungsland zu machen, sehen laut den Umfrageergebnissen 79 Prozent als falsch an. Als Grund gab eine Mehrheit der Befragten die Menschenrechtslage, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen beim Bau der Stadien an - und dass Geld bei der Vergabe eine wichtige Rolle spielte.
Infrastruktur und Sicherheitslage sollte bei Vergabe wichtige Rolle spielen
Bei der Vergabe der WM sollte die Fifa nach Meinung von 71 Prozent der Befragten auf die vorhandene Infrastruktur des Landes gucken, also ob Stadien bereits vorhanden sind - oder ob sie noch gebaut werden müssen. 63 Prozent der Befragten haben die Sicherheitslage im Land als ein wichtiges Entscheidungskriterium an.
Fünf Prozent trauen Nationalelf Finale zu
42 Prozent der Befragten war dagegen, dass die WM-Spiele bei Public-Viewings gezeigt werden, 16 Prozent sind dafür, der Rest der Befragten war unentschieden oder tendierte eher zu Ja oder Nein. Dass die Deutsche Nationalelf das Finale erreicht, glauben nur fünf Prozent der Befragten Schleswig-Holsteiner.
Die NDR Umfrage-Gemeinschaft #NDRfragt gibt es seit Ende Oktober. Mehr als 14.000 Norddeutsche haben sich inzwischen angemeldet.