In Langballigau steht nach einer Sturmflut ein Campingplatz unter Wasser. © NDR Foto: Finn Jensen
In Langballigau steht nach einer Sturmflut ein Campingplatz unter Wasser. © NDR Foto: Finn Jensen
In Langballigau steht nach einer Sturmflut ein Campingplatz unter Wasser. © NDR Foto: Finn Jensen
AUDIO: Spendenkonten und Aktionen: Große Hilfsbereitschaft nach Sturmflut (1 Min)

Hilfsangebote nach der Flut: Wie Betroffene unterstützt werden können

Stand: 26.10.2023 15:25 Uhr

Nach der Ostsee-Sturmflut wollen viele Menschen helfen. Einige Kommunen haben deshalb Spendenkonten eingerichtet oder vernetzen Hilfsbereite und Betroffene. Auch zahlreiche private Spendenaufrufe werden geteilt.

Sturm und Hochwasser haben am Wochenende große Schäden an der Ostseeküste von Schleswig-Holstein angerichtet. Einige Häuser sind unbewohnbar, Keller liefen voll, Möbel und Inventar sind zerstört. Auch viele Unternehmen, Restaurants, aber auch Campingplätze oder Ferienanlagen sind betroffen. Weil Versicherungen bei Sturmfluten oftmals nicht greifen, stehen Betroffene vor großen finanziellen Herausforderungen. Hinzu kommen die Aufräumarbeiten und Reparaturen, die an vielen Orten nötig sind und viel Zeit in Anspruch nehmen.

In dieser Situation wollen viele Menschen helfen, Geld spenden oder selbst mit anpacken. Dafür gibt es in den betroffenen Kreisen und Kommunen verschiedene Möglichkeiten.

Flensburg: Spendenkonto wird eingerichtet

In Flensburg soll nach Angaben des Stadtsprechers Clemens Teschendorf ein zentrales Spendenkonto eingerichtet werden. Informationen dazu werde es voraussichtlich ab Freitag auf der Internetseite der Stadt geben. Dort soll dann für Betroffene auch eine Übersicht über die Anlaufstellen eingestellt werden. Größere Aufräumaktionen gebe es in Flensburg derzeit nicht, das Technische Betriebszentrum (TBZ) räume öffentliche Bereiche und hole mit Sondertouren Sperrmüll ab. Teschendorf verweist noch einmal darauf, dass dieses Angebot derzeit nur für von der Flut betroffene Menschen gilt. Der Stadtsprecher schließt allerdings nicht aus, dass es später auch Aufräumaktionen mit Freiwilligen geben werden. "Wir wollten erstmal keine Arbeitskräfte binden, die woanders, zum Beispiel beim Renovieren gebraucht werden", erklärt er.

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Eckernförde: Zentrales Spendenkonto und Aufräumaktionen

So hat die Stadt Eckernförde (Kreis Rendsburg-Eckernförde) gemeinsam mit dem Wirtschaftskreis, dem Rotary Club, dem Lions Club und dem Round Table 80 ein Spendenkonto bei der Eckernförder Bank eingerichtet. (IBAN DE28 210920230 011844400, Träger ist die Fördergesellschaft LCE). Außerdem können sich Hilfesuchende an die eigens eingerichtete E-Mail-Adresse fluthilfefonds@stadt-eckernfoerde.de wenden.

Sachspenden nimmt die Stadt derzeit nicht zentral entgegen. Die Stadt kündigte jedoch an, auf ihrer Internetseite über Aufräumaktionen zu informieren, an denen sich Freiwillige beteiligen können. So wurden am Mittwoch lose Klinkersteine der Strandpromenade aufgesammelt. Mitarbeitende der Stadtverwaltung wollen aber erst einmal weiter Schäden sichten und die Verkehrssicherheit auf den Wegen wiederherstellen. Danach werde man sehen, wo und was gemeinsam aufgeräumt werden kann, heißt es auf der Internetseite. Die Stadt bittet dringend darum, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen und gesperrte Bereiche weiter nicht zu betreten.

Katastrophenschutz: Nicht einfach an betroffene Orte fahren

Auch der Leiter des Brand- und Katastrophenschutzes im Kreis Schleswig-Flensburg, Jörg Reinhardt, rät davon ab "sich einfach mit einer Schaufel ins Auto zu setzen und loszufahren". Viele Zufahrtswege seien noch überflutet oder aufgeweicht, die Zu- und Abfahrten müssten deshalb von der Feuerwehr koordiniert werden. "Es wäre fatal, wenn dort jemand stecken bleibt und dann den Weg für die Einsatzfahrzeuge blockiert oder gar selbst in Gefahr gerät", so Reinhardt. Wer helfen will, sollte Kontakt mit einem Amt oder einer Gemeinde aufnehmen. Das habe beispielsweise in Maasholm, wo durch die Flut Deiche gebrochen waren, gut funktioniert. Dort meldeten sich mehrere lokale Unternehmen, die Bagger oder Lkw zur Verfügung hatten, bei der Einsatzleitung der Feuerwehr und transportierten dann Material und halfen beim Deichaufbau.

Kreise: Direkt an Städte und Gemeinden wenden

Zentrale Angebote über den Kreis gibt es nicht, bislang seien dort auch nur zwei konkrete Anfragen dazu eingegangen. Das liegt laut Reinhardt aber auch daran, dass der Weg über die einzelnen Gemeinden und Leitstellen gut funktioniere und es in den betroffenen Orten eine starke Gemeinschaft gebe, in der die Hilfe untereinander koordiniert wird. Inzwischen steht laut Reinhardt eine Übergangsphase an. "Der Bedarf an helfenden Händen im klassischen Sinn nimmt ab, weil immer mehr Maschinen zum Einsatz kommen", sagt er. Dennoch werde auch weiterhin Hilfe bei den Aufräumarbeiten benötigt, je nach Ort aber in unterschiedlicher Form. Auch die Kreise Ostholstein und Rendsburg-Eckernförde verweisen darauf, sich direkt bei den Städten und Gemeinden nach Unterstützungsbedarf oder Spendenaktionen zu erkundigen.

Schleswig: Stadt vernetzt Hilfsangebote und Bedarf

Dass viele Menschen Hilfe anbieten wollen, erlebt auch die Stadt Schleswig. Die Stadt und das Stadtmarketing arbeiten dort zusammen daran, Hilfesuchende und Hilfsbereite zu vernetzten. Wer Unterstützung braucht oder anbieten will, kann sich an die E-Mail-Adresse des Stadtmarketings mail@sm-sl.de oder bei einer dafür eingerichteten Hotline unter 04621 814 333 melden. Bisher seien über 50 Hilfsangebote eingegangen, sagt Helge Schütze vom Stadtmarketing Schleswig. "Da war alles dabei von Finanzangeboten über Inventar, einige wollten auch Essen vorbeibringen", berichtet er. Diese Angebote seien alle gelistet worden - denn die Geschädigten melden sich laut Schütze erst jetzt nach und nach. "Es ist einmal ein Schamgefühl, das überwunden werden muss", vermutet er. "Zum anderen muss ich ja erstmal definieren können, was ich überhaupt brauche."

Es seien aber schon Menschen vernetzt worden. So hätte zum Beispiel eine Fußballmannschaft ihr Training abgesagt, um stattdessen Keller auszuräumen. Auch Sachspenden werden über diesen Weg direkt verteilt, es gibt keine zentrale Annahmestelle in der Stadt. Dennoch könne man natürlich zum Beispiel Kleidung zu bekannten Trägern wie der Arbeiterwohlfahrt bringen, sagt Schütze. Einzig Geldspenden nimmt die Stadt nicht entgegen und hat auch kein zentrales Spendenkonto eingerichtet. Laut Schütze wäre es zu kompliziert, das Geld dann zu verteilen oder einzelne Betroffene zu nennen, an die gespendet werden soll. Er verweist auf etliche private Spendenaktionen, etwa über Plattformen wie gofundme.com.

Etliche private Spendenaktionen

Tatsächlich wurden auf gofundme.com und anderen Plattformen wie betterplace.me zahlreiche Aufrufe geteilt, oft für Einzelschicksale hinter zerstörten Restaurants, Campingplätzen oder Geschäften. Auch in sozialen Netzwerken werden viele private Spendenaufrufe geteilt. NDR Schleswig-Holstein kann diese Angebote nicht verifizieren oder im Einzelnen prüfen, an welche Empfängerinnen und Empfänger das Geld geht. Daher könne wir hier keine Übersicht über alle privaten Spendenaktionen geben.

Land plant Fonds und Härtefallregelung

Ein zentrales Spendenkonto des Landes gibt es nach Informationen von der NDR Schleswig-Holstein bisher nicht. Die Landesregierung hat sich mit den Kommunen auf einen gemeinsamen Wiederaufbaufonds geeinigt, aber noch keine konkrete Summe genannt. Eine Härtefallregelung soll denjenigen helfen, bei denen keine Versicherung greift. Außerdem tritt ein Katastrophenerlass in Kraft, wie Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) am Mittwoch mitteilte. Das Bundesfinanzministerium habe dem vorausgegangenen Vorschlag aus Schleswig-Holstein zugestimmt. Der Katastrophenerlass ermöglicht unter anderem steuerliche Erleichterungen für Privatpersonen und Unternehmen, wie Stundungen oder das Aufschieben von Vollstreckungsmaßnahmen.

Ostholstein will zusätzlichen Hilfsfonds einrichten

Im Kreis Ostholstein hat der Landrat Timo Gaarz (CDU) zusätzlich einen eigenen Hilfsfonds vorgeschlagen. Ein seit dem Jahr 2020 bestehender Strukturfonds könne aus seiner Sicht um ein einmaliges Element eines Sturmflut-Sonderfonds erweitert werden. Gaarz sieht vorrangig Land und Bund in der Pflicht und peilt deshalb ein Volumen von 1,5 Millionen Euro als komplementäres Angebot an.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 26.10.2023 | 16:00 Uhr

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