Corona und Grippe: Mediziner in SH warnen vor Doppelwelle
Die Corona-Schutzmaßnahmen hatten auch vor einer Ansteckung mit der Grippe geschützt. Nach Lockerung von Maskenpflicht und Abstandsregeln rechnen Infektionsmediziner damit, dass sich jetzt viele wieder mit der Grippe anstecken könnten.
Fieber, Husten, Gliederschmerzen: Die Krankenhäuser in Schleswig-Holstein melden bereits erste Grippefälle, einige der Patientinnen und Patienten werden auf Intensivstationen behandelt. In den vergangenen Jahren hatten Corona-Schutzmaßnahmen wie die Maskenpflicht und Kontaktverbote offenbar dazu geführt, dass die Grippeviren keine Chance hatten. Diese Maßnahmen gibt es kaum noch - deshalb rechnen Mediziner damit, dass es erstmals seit Corona wieder viele Infektionen mit Influenza geben wird. Und dieses Mal auch schon früher und nicht erst im Januar oder Februar, wie es sonst in Schleswig-Holstein üblich war.
Empfehlung für Ältere und Vorerkrankte: Grippeimpfung
Infektionsmediziner wie Jan Rupp von der Universitätsklinik Schleswig-Holstein in Lübeck (UKSH) oder Helmut Fickenscher von der Christian-Albrechts-Universität in Kiel betonen, dass es jetzt wichtig sei, sich gegen Grippe impfen zu lassen - Covid und Influenza seien ein doppeltes Risiko für Ältere und Vorerkrankte. "Das wird natürlich insgesamt den Druck auf die Notaufnahmen und Krankenhäuser größer machen, weil wir noch mehr Menschen isolieren müssen. Und umso mehr müssen wir schauen, dass Risikopatienten jetzt die Möglichkeit ergreifen, sich zu schützen - im Rahmen von Impfungen oder auch persönlichen Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel Masken tragen, wenn sie mit vielen Personen zusammenkommen oder in engen Innenräumen sind", erklärt Rupp. Auch Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) ruft zur Grippeimpfung auf - die soll es bald auch in den Corona-Impfstellen des Landes geben.
Mediziner fordern Eigenverantwortung statt Testpflicht
Außerdem plädieren die beiden Mediziner für mehr Eigenverantwortung. Lockdowns und scharfe Vorschriften seien falsch und auch nicht mehr durchsetzbar. Dass beispielsweise Krankenhauspersonal noch engmaschig getestet werde, sei nach Einschätzung von Jan Rupp und Helmut Fickenscher nicht sinnvoll. Die Folge seien zu viele Ausfälle - und das sei gefährlich. Wenn jemand ein Virus hat, aber keine Symptome, dann solle er oder sie mit Maske weiterarbeiten dürfen.