Solarmodule hängen an einem Balkon. © dpa Foto: Stefan Sauer
Solarmodule hängen an einem Balkon. © dpa Foto: Stefan Sauer
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AUDIO: Balkon-Solaranlagen - Lohnt sich das? (4 Min)

Balkonkraftwerke: Antrags-Portal überlastet

Stand: 22.06.2023 14:22 Uhr

Am Mittwoch haben Interessierte wieder Förderanträge für die Installation von Photovoltaik-Systemen auf dem Balkon stellen können. Zeitweise ließ sich das Online-Portal jedoch nicht öffnen. Statt der geplanten 3.000 Anträge wurden nur 627 angenommen.

Technische Probleme haben am Mittwoch dafür gesorgt, dass nur wenige Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner einen Förderantrag für ein eine Mini-Solaranlage stellen konnten. Wegen des großen Interesses hatte die Landesregierung ein zusätzliches Antragsfenster geöffnet und im Vorfeld das verfügbare Fördervolumen auf 3.000 Anträge erhöht. Doch der Server war über weite Strecken des Antragszeitraums überlastet und deshalb nicht erreichbar, teilte das Umweltministerium am Donnerstag mit. In dieser Zeit konnten keine Förderanträge gestellt werden. Insgesamt habe das Antragsportal deshalb nur 627 Anträge angenommen, welche die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) nun bearbeiten wird, hieß es vom Ministerium.

Serverkapazitäten wurden verdoppelt - doch das reichte nicht aus

"Die letzten Antragszeiträume haben uns gezeigt, dass die Balkonkraftwerke sehr beliebt sind", sagte Staatssekretär Joschka Knuth. "Entsprechend hatte unser Dienstleister Dataport im Vorfeld Maßnahmen umzusetzen, um die Leistungsfähigkeit des Antragstools zu erhöhen." Unter anderem sei die Serverkapazität verdoppelt worden. "Leider haben sich die Maßnahmen als unzureichend herausgestellt", berichtet Knuth. Er entschuldigte sich bei den Bürgerinnen und Bürgern, die vergeblich versucht hatten, einen Förderantrag zu stellen. In den sozialen Medien erreichten NDR Schleswig-Holstein am Mittwoch zahlreiche Beschwerden deswegen. Andere Menschen berichteten davon, dass sie den Antrag öffnen und ausfüllen konnten.

Fehlersuche gemeinsam mit Dataport

Dataport soll nun die Ursachen für die Serverausfälle ausfindig machen. Danach wollen das Unternehmen und die Landesregierung die Probleme bewerten und "Maßnahmen vereinbaren, die künftig einen reibungslosen Ablauf der Antragsverfahren für PV-Balkonanlagen sicherstellen", so Knuth. Eine Sprecherin von Dataport sagte NDR Schleswig-Holstein, es habe 25.000 Aufrufversuche und 18.000 Anmeldungen gegeben - das sei deutlich mehr gewesen als erwartet. Bereits um kurz nach 17 Uhr sei der Andrang auf den Online-Dienst so hoch gewesen, dass das System die Zugriffe nur langsam verarbeiten konnte. Weil immer mehr Menschen auf das Portal zugreifen wollen, hätten einzelne Server nicht mehr reagiert.

Zwischengespeicherte Anträge können später weiter genutzt werden

Nutzerinnen und Nutzer, deren Antrag erfolgreich gestellt wurde, haben laut Dataport eine E-Mail mit einer Bestätigung sowie einen Datenbegleitschein erhalten. Weitere rund 1.700 Anträge seien von den Antragsstellenden auf ihren eigenen Rechnern zwischengespeichert worden und können laut Dataport für eine erneute Antragstellung genutzt werden. Wenn das Klimaschutzministerium die technischen Probleme geklärt hat, soll der Förderantrag auch wieder online gehen. Ein genaues Zeitfenster ist noch nicht bekannt. Laut Klimaschutzminister Tobias Goldschmidt (Grüne) wird es noch bis 2026 weitere Möglichkeiten geben, um von einer Förderung zu profitieren.

Laut Schleswig-Holstein Netz AG sind im vergangenen Jahr 1.100 solcher Mini-Solaranlagen landesweit neu angemeldet worden. Dass die Balkonkraftwerke boomen, hängt auch damit zusammen, dass Schleswig-Holstein die Installation der Mini-Photovoltaik-Systeme mit bis zu 200 Euro bezuschusst. Die Beantragung der Förderung ist ausschließlich zu den vorgegebenen Zeiträumen digital über den Menüpunkt "Klimaschutz für Bürgerinnen und Bürger" im Bereich Landwirtschaft und Umwelt im Serviceportal des Landes Schleswig-Holstein möglich. Um den Antrag zu stellen, müssen unter anderem der Zahlungsbeleg für die Anlage sowie technische Datenblätter als Nachweis hochgeladen werden. Die Anlage musste zudem nach dem Start des Förderprogrammes am 16.01.2023 erworben worden sein.

Balkonkraftwerk: Lohnt sich das überhaupt?

Ob sich ein Balkonkraftwerk für einen lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die Anschaffungskosten, die Ausrichtung des Moduls (möglichst wenig Schatten) und der aktuelle Strompreis des Versorgers. Doch laut Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein rechnet sich die Anschaffung meistens.

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Ein Beispiel: Ein Standardsolarmodul mit 380 Watt Leistung, montiert an einem Balkon mit wenig Schatten, liefert etwa 280 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Das entspricht etwa dem jährlichen Verbrauch eines Kühlschranks und einer Waschmaschine in einem Zwei-Personen-Haushalt.

Wie funktionieren Balkonkraftwerke?

Die im Handel erhältlichen Geräte bestehen meist aus einem oder wenigen Solarmodulen und einem sogenannten Wechselrichter. Je nach Anbieter sind bereits Bauteile zur Anbringung mitgeliefert oder müssen separat bestellt werden. Nach der Montage oder Aufstellung an einem geeigneten Standort schließt man das Solarmodul an den Wechselrichter an. Dieser wandelt den Gleichstrom, den das Modul aus dem Sonnenlicht produziert, in Wechselstrom um.

Über ein Kabel lässt sich die Anlage mit einer Steckdose in der Wohnung oder auf dem Balkon verbinden. Geräte, die an das Stromnetz des Haushalts angeschlossen sind, etwa Waschmaschine, Computer und alle Geräte, die auf Standby-Modus stehen, nutzen nun vorrangig den eingespeisten Solarstrom.

SH fördert auch moderne Heizsysteme

Mit dem Förderprogramm "Klimaschutz für Bürgerinnen und Bürger" unterstützt Schleswig-Holstein zudem den Kauf so genannter nicht-fossiler Heizungssysteme. Also: Wärmepumpen, Solarkollektoranlagen, Biomasseheizungen und Anschlüsse an das Fernwärmenetz. Je nach System bezuschusst das Land die Installation mit bis zu 2.000 Euro.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 22.06.2023 | 14:00 Uhr

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