Debatte um Lingens Wärmerekord immer hitziger
Ein "Tag für die Wettergeschichte" - so bezeichnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) den vergangenen Donnerstag. An 25 Orten in Deutschland wurde die 40-Grad-Marke geknackt. Am wärmsten war es mit 42,6 Grad im niedersächsischen Lingen in der Nähe zur holländischen Grenze. Doch sehr rasch gab es Zweifel. Der Dienst Wetteronline will den Rekordwert aus Lingen nicht anerkennen.

"Hitze-Rekord unbrauchbar", "Messung in Lingen inakzeptabel" - heißt es von dem privaten Wetterdienst im Internet. Die vom DWD gemessenen 42,6 Grad sollen nicht in die Rekordliste von Wetteronline aufgenommen werden. Der Grund: zu wenig Wind an der Lingener Messstation. Dichte Hecken und eine hohe Baumreihe würden dafür sorgen, dass sich die Hitze staue. Ähnlich hatte bereits am Freitag die Kritik von Meteorologe Jörg Kachelmann gelautet, der der Umgebung eine Einwirkung von drei Grad auf die Rekordmessung zugestand.
DWD weist Kritik an Messstation zurück
Die Bundesbehörde weist diese Kritik zurück. "Wir haben das ganze geprüft schon an dem Tag nach dem Rekord und da ging es nicht nur um die Messtechnik", sagt DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Zusätzlich seien auch die Umgebungsbedingungen untersucht worden? "Und die sind in Ordnung, was diese Temperaturmessung angeht", sagt Friedrich.
Es gebe zwar Bäume und Büsche neben der Messstation, aber auch genügend Freifläche: ein Freibad, einen Sportplatz und einen Kanal. Zwei Fühler, die auf Zehntel-Grad genau die Temperatur in zwei Meter Höhe im Schatten messen und Gras als Untergrund: Internationale Normen seien eingehalten worden.
Wetteronline sieht internationale Standards nicht erfüllt

Wetteronline sieht das anders. Standards der Weltorganisation für Meteorologie seien nicht erfüllt. Wetteronline stützt sich dabei einerseits auf Fotos vom Standort der Messstation. Die vermitteln laut DWD allerdings einen einseitigen Eindruck der Umgebung. Es gebe aber noch einen anderen Grund für die Zweifel, sagt Matthias Habel, Sprecher von Wetteronline: "Schon 2014 hat der Deutsche Wetterdienst ja beschlossen, dass die Wetterstation Lingen verlegt werden soll." Damals sei das damit begründet worden, dass die Bedingungen vor Ort nicht mehr dem entsprechen würden, was für vergleichbare Messungen erforderlich ist, so Habel.
Durchmischung der Luft nötig, um Überhitzung zu vermeiden
Die Station soll laut DWD tatsächlich verlegt werden. Weil das Gebäude anders genutzt werden solle und weil die Bäume in Zukunft einen Einfluss auf die Windmessungen haben könnten. Mit der exakten Messung von Temperaturen habe das aber nichts zu tun. Der Sprecher von Wetteronline ist erstaunt über diese Argumentation. "Denn die Temperatur ist natürlich immer auch abhänging von der Windstärke und der Windrichtung. Wir nennen das in der Meteorologie Durchmischung. Sprich: Wenn Wind herrscht, dann wird Luft durchmischt, vermischt." Dann könne es nicht zu dem Effekt der sogenannten Überhitzung kommen. "Und Überhitzung ist genau das, was wir in Lingen festgestellt haben", meint Habel.
Neuer Temperaturrekord erst mal nicht in Sicht
Der Deutsche Wetterdienst hält daran fest: Lingen war vergangene Woche der heißeste Ort Deutschlands. "Wir lassen uns da jetzt nicht durch externe Kritiken beeinflussen, dass wir das jetzt infrage stellen müssen", sagt Frierdrich. "Wir haben keinen Grund, jetzt an den Ergebnissen zu zweifeln."
In den kommenden Tagen wird es übrigens weder in Lingen noch an einem anderen Ort in Deutschland einen neuen Hitze-Rekord geben, die Woche wird deutlich kühler zuende gehen. Doch auch im August kann es durchaus noch einmal richtig heiß werden.
