"Masterplan Ems": Zwischenbilanz nach zehn Jahren Laufzeit gezogen
Um wirtschaftliche Interessen und Naturschutz rund um die Ems abzustimmen, ist vor zehn Jahren ein Vertrag geschlossen worden. Am Donnerstag haben die Verantwortlichen Zwischenbilanz gezogen.
Vertragspartner sind das Land Niedersachsen, Umweltverbände (BUND, NABU, WWF), die Landkreise Emsland und Leer, die Stadt Emden sowie die Meyer Werft. Umweltminister Christian Meyer (Grüne) zeigte sich beim Festakt im Rathaus in Westoverledingen (Landkreis Leer) zufrieden. Die im sogenannten Masterplan Ems vorgesehenen Ziele seien bislang erreicht worden. Der Minister lobte, dass der Vertrag helfe, ein Gleichgewicht von Ökonomie und Ökologie an dem angeschlagenen Fluss zu schaffen.
Ems: Im Sommer fehlt Sauerstoff
Durch Begradigungen und Vertiefungen ist die Ems stärker als andere Flüsse mit Schlick belastet, heißt es auf der Masterplan-Webseite. Vor allem im Sommer sei deshalb in Teilen des Flusses kein Sauerstoff verfügbar.
WWF-Kritik: Problem der Verschlickung bleibt
Eine gemischte Bilanz zog der ebenfalls beteiligte Naturschutzverband WWF. In den vergangenen zehn Jahren sei zwar schon viel erreicht worden, es gebe aber noch Probleme. Kritisch sehe die Stifung, "dass innerhalb von zehn Jahren das Schlickproblem nicht gelöst, der Sauerstoffhaushalt noch nicht saniert ist und jedes Jahr monatelang kein Fisch in der Ems leben kann", sagte Beatrice Claus vom WWF. Lob gab es von der Umweltschützerin hingegen dafür, dass unter anderem nun Lebensräume für Wiesenvögel im Binnenland entwickelt würden.
35 Hektar großes Biotop an der Ems eingeweiht
Im Frühjahr wurden laut Minister Meyer zwei sogenannte Polder - Biotope mit flusstypischen Lebensräumen - an der Ems fertig gebaut. Einer davon wurde bei der Jubiläumsfeier am Donnerstag eingeweiht: der Tidepolder Coldemüntje bei Westoverledingen, der rund 35 Hektar groß ist. Über ein Einlassbauwerk im Deich strömt dort nun Emswasser mit dem Takt der Gezeiten auf die Polderfläche. So sollen dort ursprünglich typische Flachwasserzonen und Wattflächen entstehen.
Anpassung des Emssperrwerks an Gezeiten geplant
Das Problem der Verschlickung soll eine geplante Anpassung des Emssperrwerks bei Gandersum an die Gezeiten lösen. Die entsprechenden Planungsverfahren dafür laufen aktuell - 2027 könnte die Tidesteuerung laut niedersächsischem Umweltministerium starten. Einen Testbetrieb gab es bereits.
Schlechte Wasserqualität: Strafzahlungen an die EU drohten
Der "Masterplan Ems" wurde im März 2015 beschlossen, weil der Fluss seit Jahrzehnten unter massiver Verschlickung und einem damit einhergehenden Sauerstoffmangel leidet. Naturschützer sehen Ausbaggerungen des Flusses als Hauptursache. Die sind aus Sicht der maritimen Wirtschaft aber notwendig, etwa für die Schifffahrt. Wegen des schlechten Zustandes der Ems drohten damals ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission und damit Strafzahlungen. Seit es den Masterplan gibt, wird die EU nun halbjährlich über die Fortschritte an der Ems informiert.
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