Nach Polizeischüssen: Mehr als 8.000 Demonstrierende in Oldenburg

Stand: 26.04.2025 14:07 Uhr

Nach den tödlichen Polizeischüssen auf den schwarzen 21-jährigen Lorenz versammelten sich Tausende Menschen in Oldenburg zu einer Demonstration. Die Initiative "Gerechtigkeit für Lorenz" hatte dazu aufgerufen.

Schätzungen der Polizei zufolge nahmen etwa 8.000 bis 10.000 Menschen an der Kundgebung auf dem Oldenburger Pferdemarkt mit anschließendem Protestzug teil. Das waren deutlich mehr als erwartet. Angemeldet waren laut der Stadt Oldenburg 2.000 Menschen - aber schon im Vorfeld war mit bis zu 5.000 Teilnehmenden gerechnet worden. Nach Angaben der Polizei verlief die Versammlung, die um 21.30 Uhr beendet wurde, bis auf kleinere Zwischenfälle friedlich.

Mehrere Brände nach der Demonstration in Oldenburg

Nach der Demonstration kam es laut Polizei zu mehreren kleinen Bränden außerhalb der Innenstadt. Ob diese und wenn ja welche der insgesamt zwölf Feuer mit der Demo im Zusammenhang stehen, ist nach Angaben der Beamten noch unklar. Unbekannte hatten demnach unter anderem eine Straßenbarrikade errichtet und angezündet, es brannten mehrere Mülltonnen und ein Auto wurde mit einem Molotowcocktail in Brand gesteckt. Verletzt wurde niemand.

Oldenburgs Bürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) © Screenshot
AUDIO: Oldenburgs Bürgermeister: "Kraftvolles, aber friedliches Signal" (6 Min)

Familie von Lorenz bat um friedliche Demonstration

"Wir setzen auf ein starkes, friedliches Zeichen der Solidarität - für Gerechtigkeit, für Wahrheit, für Menschlichkeit", hieß es in einer Mitteilung der Initiative vorab. Um Provokationen zu vermeiden, zeigten sich die Beamten laut Polizei bewusst nicht präsent bei der Demo. Sie seien aber zahlreich aufgestellt gewesen. Nach Angaben einer NDR Reporterin war die Stimmung friedlich - fast andächtig. Viele der Demonstrierenden seien immer noch fassungslos angesichts der Geschehnisse. "So viele Fragen, so viel Wut", "Justice for Lorenz" oder "No Justice, No Peace" stand auf vielen der teils kritischen Schilder.

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Die Familie von Lorenz hatte eindringlich um eine gewaltfreie Demonstration gebeten. "Wir distanzieren uns klar von jeglicher Gewaltverherrlichung - auch im Internet", hatte auch die Initiative betont. Der Reporterin zufolge wünschten sich die Menschen auf der Demo vor allem eines: eine schnelle Aufklärung des Vorfalls und endlich gegen Alltagsrassismus vorzugehen.

Demos und Solidaritätsbekundungen auch in Hannover und Braunschweig

Auch in Hannover fand eine Demonstration unter dem Motto "In Gedenken an Lorenz" statt. Rund 160 Teilnehmer hatten sich nach Angaben der Polizei zu einem Demonstrationszug versammelt. Dieser endete am Küchengartenplatz im Stadtteil Linden. In Braunschweig wurden nach Angaben der Stadt drei Kundgebungen in den kommenden Tagen angekündigt - eine fand am Freitagabend statt.

Lorenz A. stirbt nach Schüssen aus Polizeiwaffe

Der 21-jährige Lorenz A. war am 20. April in der Oldenburger Innenstadt durch mehrere Schüsse aus einer Polizeiwaffe verletzt worden. Er starb später in einer Klinik. Der Fall hat in Oldenburg und in der Region Bestürzung ausgelöst - auch weil zu dem Polizeieinsatz noch viele Fragen offen sind.

Initiative fordert "lückenlose Aufklärung"

Die Initiative "Gerechtigkeit für Lorenz" fordert daher eine lückenlose Aufklärung. "Es darf keine Vertuschung, keine Bagatellisierung und kein Schweigen geben. Wir wollen wissen, was genau in jener Nacht passiert ist - und warum ein junger Mensch sterben musste", heißt es in der Mitteilung. "Wir erwarten, dass Polizei und Staatsanwaltschaft transparent und konsequent handeln - im Sinne von Gerechtigkeit."

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Hallo Niedersachsen | 25.04.2025 | 19:30 Uhr

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