Rätsel Plastikmüll: Forschungsschiff "Sonne" zurück in Emden
Einen Monat lang war das Forschungsschiff "Sonne" auf den Spuren des Plastikmülls im Atlantik unterwegs. Nun ist das Schiff des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Emden eingetroffen.
Die Forscher haben untersucht, wie das Plastik von den Küsten ins Meer und von dort in die Tiefsee gelangt. Das sei immer noch ein Rätsel, so die Wissenschaftler. Denn nur ein Prozent könne man nachverfolgen, über den Verbleib der restlichen 99 Prozent wisse man nichts. Seit Dienstagnachmittag ist das Schiff zurück im Emder Hafen. Mit an Bord: Jede Menge Plastikmüll wie zum Beispiel Tüten, Kisten und Eimer, die in bis zu vier Kilometern Tiefe entdeckt wurden. Aber vor allem auch Mikro-Plastikteilchen. Viele seien von Tiefsee-Mikroorganismen besiedelt, die offenbar gelernt haben, mit oder sogar vom Kunststoff zu leben, so die Kieler Forscher. Mit Wasserschöpfern und speziellen Netzen wurden in den vergangenen Wochen an der Oberfläche und in bis zu 3.000 Metern Tiefe Proben entnommen. Außerdem hat eine Unterwasserkamera Aufnahmen vom Meeresboden gemacht.
Können Tiefsee-Organismen Plastik verdauen?
Die spannende Frage, die die Wissenschaftler nun beschäftigt, ist: Haben die Organismen der Tiefsee etwa ein spezielles Enzym entwickelt, das den Müll verdauen und damit vernichten kann? Das wollen die Geomar-Forscher jetzt genauer untersuchen und das Enzym im Labor nachzüchten. Wenn dies gelänge, könnte es eines Tages weltweit auf den Müllhalden eingesetzt werden, um den Plastikabfall zu reduzieren, hieß es. Die Idee sei, den Müll an Land zu bekämpfen, bevor er ins Meer kommt, sagte Expeditionsleiter Aaron Beck NDR 1 Niedersachsen. Der andere Weg - Plastik in großen Mengen aus dem Meer zu fischen - sei unmöglich, haben die Forscher bei ihrer Expedition festgestellt.
Unterwegs im nordatlantischen Müllstrudel
Die "Sonne" war südlich der Azoren unterwegs. Sieben Wissenschaftler vom Geomar waren dabei, dazu noch Auszubildende und weitere Forscher aus Portugal, Belgien und den Niederlanden. Von der Biskaya aus ging es entlang des sogenannten nordatlantischen Müllstrudels. Dort landen mit der Strömung große Mengen des Plastikmülls aus Europa und Nordamerika. Obwohl sich das Gebiet mehr als 1.000 Kilometer vom Festland entfernt befindet, ließen sich dort vermehrt Plastikteile nachweisen, sagte Beck.
