LNG-Terminal in Wilhelmshaven offenbar vor dem Aus
Das seit Langem geplante Flüssigerdgas (LNG)-Terminal in Wilhelmshaven steht auf der Kippe. Lies und Althusmann wollen am Standort festhalten - notfalls auch ohne LNG.
Das Interesse der Wirtschaftspartner reicht für eine "Fortsetzung in bisheriger Form" nicht aus. Die Projektgesellschaft, die das sogenannte LNG-Terminal in Wilhelmshaven errichten sollte, stelle deshalb die bisherigen Planungen auf den Prüfstand, sagte Uniper-Sprecher Georg Oppermann zu NDR 1 Niedersachsen. In Wilhelmshaven sollte flüssiges Erdgas per Schiff ankommen. Ein Pipelinebau zum Gasspeicher-Standort Etzel war ebenfalls geplant. Die Gesellschaft, die zu 100 Prozent Uniper gehört, überlege nun, wie der Standort Wilhelmshaven als Importhafen für umweltfreundliches Gas genutzt werden könne. Langfristig sei auch der direkte Import von Wasserstoff eine Option.
Lies sieht Chancen für erneuerbare Energien
Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Olaf Lies (SPD) glaubt, dass ein Terminal für Wasserstoff oder synthetisch hergestelltes Gas ein möglicher Ersatz für ein Flüssiggas-Terminal sein könnte. "Wir brauchen weiter ein Terminal genau an der Stelle", betonte Lies am Freitag. Man sei ungeachtet aller Möglichkeiten weiterhin darauf angewiesen, Energie zu importieren. "Aber jetzt ist die Entscheidung gefallen, dass sie nur erneuerbar sein kann und nicht mehr fossil", so die Einschätzung von Lies. Der Minister nannte "grünen Wasserstoff oder grünes Methan" als mögliche Energieträger der Zukunft, die in Wilhelmshaven umgeschlagen werden könnten.
Althusmann: "LNG nicht fahrlässig aufgeben"
Einen "spürbaren Rückschlag" nannte Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) die Stellungnahme von Uniper. Althusmann appellierte an das Unternehmen "alle Möglichkeiten auszuschöpfen, neu zu denken, um das Energieimportvorhaben in veränderter Ausprägung fortzuführen". Die Option, den Standort Wilhelmshaven als Importhafen für Wasserstoff zu nutzen, sei ausdrücklich zu begrüßen, so der Wirtschaftsminister. Darüber hinaus dürfe man die Entwicklungschancen, die LNG als Energieträger bereits heute biete, nicht fahrlässig aufgeben.
Umweltschützer sehen Chance zugunsten erneuerbarer Energien
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wertet die Entscheidung als Erfolg für Umweltschutz und Klima. "Heute noch dreistellige Millionenbeträge in eine fossile Infrastruktur zu stecken, ist nicht nur klimapolitisch unsinnig, sondern macht auch ökonomisch überhaupt keinen Sinn", sagte Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner am Freitag. Mit der Abkehr vom geplanten LNG-Terminal habe Uniper die Chance, stärker in erneuerbare Energien zu investieren. Angesichts der Nähe zu sensiblen Naturräumen wie dem Nationalpark Wattenmeer sei der Standort in Wilhelmshaven jedoch weiterhin ungeeignet.
