Gäste sitzen bei sommerlichem Wetter vor einem Café in Esens. © NDR Foto: Thomas Stahlberg

Café ohne Kinder: Gute Idee oder unfaire Behandlung?

Stand: 02.08.2022 18:37 Uhr

Ein Café in Esens in Ostfriesland verbietet Kindern unter 10 Jahre den Zutritt. Der Grund: Einige Eltern würden sie nicht richtig beaufsichtigen. An der Idee scheiden sich die Geister.

"Ich bin entsetzt", sagt eine wütende NDR Userin aus dem nahe gelegenen Westerholt. Ihrer Ansicht nach sollten nicht die Kinder, sondern die Erwachsenen vor der Tür bleiben. Dieser Meinung sind auch viele andere Anruferinnen und Anrufer, die sich an dem Call-in bei NDR 1 Niedersachsen beteiligt haben. Für sie sind die Eltern in der Verantwortung, dass die Kinder nicht zu laut und zu wild im Café werden. "Man sollte auch immer auf das Alter achten", ergänzt eine Mutter von drei Kindern. Ihre Erfahrung war, dass es mit kleinen Kindern schwer in einer Gaststätte ist. Auf der anderen Seite erfährt der Gastwirt viel Unterstützung: Ein anderer Hörer sagt über Kinder im Café: "Wenn die hyperaktiv sind, wenn sie rumspringen und toben, stört das andere Gäste." Verständnis für beide Seiten zeigt eine Facebook-Userin: "Es darf gerne einen Ort ohne Kinder geben, solange es nicht Mode wird und Kinder generell unerwünscht werden. Das Geschrei können doch nur liebende Eltern ertragen und ignorieren", schreibt sie mit einem Zwinker-Smiley dahinter.

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Kinder-Verbot im Café: Gute Idee?

Mehrheit auf Facebook findet Kinder-Verbot gut

Bei einer Abstimmung des NDR auf Facebook sprach sich eine klare Mehrheit für das Kinder-Verbot aus. Auch auf Instagram äußerten sich Nutzerinnen und Nutzer. Die Userin "catlmaus" schrieb, sie sei zwar Mutter von fünf Kindern, finde es aber gut, wenn es "auch mal kinderfreie Zonen" gebe. Man habe ja die Möglichkeit zu wählen. Für "s.middeljans" ist eine Kinder-Verbotszone ein "absolutes NoGo". Da "würden wir nicht mehr hingehen", heißt es in dem Post.

Situation im Café löste Entscheidung bei Betreiber aus

Die Entscheidung, sein Konzept zu ändern, traf der Gastwirt vor knapp zwei Wochen. Ein Kind sprang seinem Vater immer wieder von der Treppe in den Nacken und der Vater sagte, es sei doch nichts passiert, schildert der Gastronom. Da schloss er kurzerhand den Laden im laufenden Betrieb. Seither dürfen sich Kinder im entsprechenden Alter nur noch auf der Terrasse an der Straße aufhalten. Da müssten die Eltern nämlich aufpassen. Der Betreiber sagt, er hätte nichts gegen Kinder - im Gegenteil. Wohl aber gegen Eltern, die sich nicht um ihre Kinder kümmerten.

Dehoga: Kinder ausschließen darf nur letztes Mittel sein

Erich Wagner, Ostfriesland-Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Niedersachsen, zeigt Verständnis, sagt aber auch: Kinder draußen zu lassen, dürfe nur das letzte Mittel sein. Eigentlich sei die Maxime, dass die ganze Familie zusammen bewirtet werden soll. Dennoch: Es komme immer häufiger vor, dass Eltern ihren Kindern keine Aufmerksamkeit schenkten, ihnen dann langweilig werde und sie sich im Restaurant selbstständig machen würden. Und dann könne es gefährlich werden. Auch das wenige Service-Personal sei zunehmend genervt und fordere immer wieder vom Chef, etwas gegen Kindertrubel zu unternehmen, sagte Wagner. Viele Betriebe setzen inzwischen auf Spielecken oder zumindest Buntstifte.

Kinderschutzbund hält Ausschluss für problematisch

Der Kinderschutzbund sieht das Ganze problematisch: Kinder seien Teil der Gesellschaft. Wenn das Café aber große Sicherheitsbedenken habe oder ein klares Konzept als Café für Ältere oder Ruhesuchende vorweisen kann, sei der Ausschluss von Kindern nicht diskriminierend, sagte eine Sprecherin. Die Reaktionen in Esens sind gemischt - sie reichen von Verständnis bis hin zu verärgerten Gästen.

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Blick auf den Lappan, das Wahrzeichen der Stadt Oldenburg. © NDR Foto: Julius Matuschik
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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Funkbilder - der Tag | 02.08.2022 | 16:00 Uhr

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