Fall Bergisch Gladbach: 33-jähriger Lüneburger in U-Haft
Im Zusammenhang mit dem Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach sitzt auch ein 33-jähriger Familienvater aus Lüneburg in Untersuchungshaft.
Er stehe in Verdacht, seine Tochter missbraucht zu haben, heißt es von der Polizei. Wie erst heute bekannt wurde, hat das Amtsgericht Braunschweig bereits am 10. Dezember Untersuchungshaft gegen den Mann angeordnet. Bei dem Fall, der in Bergisch Gladbach (Nordhrein-Westfalen) seinen Ursprung nahm, handelt es sich um eines der größten Netzwerke von Kinderpornografie- und missbrauch in Deutschland.
Beschuldigter nutzte offenbar Daten seines Bruders
Im Fall des Lüneburgers war eine klassische Verwechslung vorausgegangen: Auf den Dateien des Hauptverdächtigen aus Bergisch Gladbach war auch ein etwa drei- bis vierjähriges Mädchen zu sehen, das missbraucht wurde. "Diese Spur führte nach Wolfsburg", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig NDR.de am Dienstag. Die Ermittler durchsuchten die infrage kommende Wohnung - doch hier lebte ganz offensichtlich nicht der Täter. "Der 31-Jährige, der dort lebte, konnte uns glaubhaft versichern, dass er nichts mit der Sache zu tun hat", so der Sprecher weiter.
"Opfer ist leibliches Kind"
Doch die Behörde wurde auf den 33-jährigen Bruder des Mannes aufmerksam, der in Lüneburg lebt. "Er hatte die Daten seines Bruders aus Wolfsburg benutzt, um seine Taten zu verschleiern", sagte der Sprecher. Trotz dieser falschen Fährte ergab eine folgende Durchsuchung der Wohnung in Lüneburg, dass es sich hierbei offensichtlich um den Tatort handele, der auch auf den Dateien zu sehen war. "Das Opfer ist das leibliche Kind des Beschuldigten aus Lüneburg", sagte der Sprecher. Noch ist unklar, ob noch weitere Kinder Opfer des Mannes geworden sind.
Mittlerweile 239 Beschuldigte
In dem Missbrauchsverfahren sind nach Angaben der Polizei inzwischen bundesweit 239 Beschuldigte erfasst. Sieben Tatverdächtige sitzen in Untersuchungshaft, gegen zwölf Personen hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben, neun sind bereits verurteilt. Ausgangspunkt der Ermittlungen war der Fund von Unmengen kinderpornografischer Dateien im Haus eines Familienvaters in Bergisch Gladbach. Die Verdächtigen beschränken sich nicht auf Deutschland: Sieben Verfahren wurden laut Esser in andere Staaten abgegeben - nach Österreich, Frankreich, Finnland, Schweden, in die Schweiz und in die Niederlande.
