Stand: 20.01.2013 23:43 Uhr

Enttäuschung und Frust bei den Linken

Der Spitzenkandidat der Partei Die Linke, Manfred Sohn, gibt in Edemissen (Niedersachsen) seine Stimme für die Landtagswahl 2013 in Niedersachsen ab. © dpa - Bildfunk Foto: Michael Kappeler
Der Spitzenkandidat der Partei Die Linke, Manfred Sohn, ist einer der Verlierer der Wahl.

Die Linke hat am Sonntag eine bittere Niederlage bei der Wahl in Niedersachsen einstecken müssen. Die Partei verpasste den erhofften Wiedereinzug in den Landtag deutlich, liegt laut vorläufigem amtlichen Endergebnis nur bei 3,1 Prozent. Von den 2008 erreichten 7,1 Prozent ist die Partei weit entfernt.

Die Linke machte vor allem den Lagerwahlkampf zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb verantwortlich für ihr schlechtes Abschneiden. Die mediale Zuspitzung auf die Frage, ob Rot-Grün oder Schwarz-Gelb regieren soll, habe Stimmen gekostet, sagte die Spitzenkandidatin und stellvertretende Fraktionschefin in Niedersachsen, Ursula Weisser-Roelle. "Viele Wähler hat das abgehalten. Sie haben gedacht, dass eine Stimme für die Linke eine verlorene Stimme ist." Sie lobte dennoch den Wahlkampf ihrer Partei und sieht ihre Partei gestärkt: "Die Linke ist nicht auf dem Weg zur Splitterpartei. Wir werden gestärkt in den Bundestagswahlkampf gehen, und der wird heute beginnen." Einen Politikwechsel hätte es ihrer Meinung nach nur mit den Linken gegeben. "Das haben die Wähler nicht gemerkt, werden es aber noch schmerzhaft merken", sagte Weisser-Roelle. "Wir lagen mit unseren Themen richtig."

Auch der zweite Spitzenkandidat Manfred Sohn war frustriert. Die SPD habe ihr unausgesprochenes Wahlziel erreicht: Die Linke ist nicht mehr im Landtag. "Dreieinhalb Prozent sind ziemlich scheiße", gab er unumwunden zu.

Die Linkspartei-Spitze reagierte enttäuscht. "Es gibt nichts zu beschönigen, das Ergebnis ist für uns schmerzhaft", sagte der Bundesvorsitzende Bernd Riexinger. "Wir hatten uns mehr erhofft." Es habe sich gezeigt, dass Vertrauen bei der Wahlbevölkerung schneller verspielt als zurückerobert werden könne.

Die Linke hatte die Landtagswahl ganz bewusst zu einer bundespolitischen Angelegenheit gemacht, indem sie die stellvertretende Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht als Spitzenfrau für den Endspurt ins Rennen schickte. Die 43-Jährige wurde vorzeitig zur Verhandlungsführerin für Koalitionsgespräche gekürt und als künftige Ministerin ins Gespräch gebracht. Die frühere Wortführerin der radikalen Kommunistische Plattform in der Linken steht jetzt als Verliererin da.

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NDR//Aktuell | 20.01.2013 | 17:45 Uhr

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