Wir ziehen Bilanz: Europa-Ministerin Birgit Honé
Als Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und regionale Entwicklung weiß Birgit Honé, welche EU-Gelder Niedersachsen zugutekommen können. Dafür aber brauche es kein Ministerium, sagen manche.
Honé (SPD) hat einen bunten Strauß von Aufgaben. Sie dürfte das Regierungsmitglied sein, das am meisten unterwegs ist: zwischen Hannover, Berlin und Brüssel. Die einen nennen sie "Miss Innenstadt" - für die anderen ist sie als "Außenministerin" am Start. Niedersachsens Interessen im Bund und auf EU-Ebene zu vertreten, das ist ihr Job.
Größte Erfolge
Birgit Honé - sie ist diejenige, die einen direkten Draht hat zur EU-Kommission, die weiß, wo es Fördergelder gibt und wie sie am effektivsten eingesetzt werden können. Die umtriebige Ministerin sorgte dafür, dass Niedersachsen als erstes Bundesland ein Programm aus EU-Mitteln zusammenstellen konnte, um die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Mit dem Sofortprogramm "Perspektive Innenstadt!" soll der Erhalt von Innenstädten und Ortszentren gefördert werden. Immerhin 120 Millionen Euro für 207 Kommunen. Dabei geht es unter anderem um den Ausbau umweltfreundlicher Verkehrskonzepte oder attraktiver Tourismusangebote. Mit Blick auf die Gesundheitsversorgung auf dem Land sind mittlerweile fünf Regionale Versorgungszentren an den Start gegangen. Ärztliche Versorgung, Tagespflege, Hebammenangebote oder einfach nur ein Café als Treffpunkt - alles unter einem Dach, um die Versorgung auf dem Land besser zu gewährleisten.
Zu jeder Bilanz einer Amtszeit gehören auch Bilder. Wir haben deshalb die Ministerin gebeten, uns Fotos aus ihrer Amtszeit zur Verfügung zu stellen, die ihr - aus welchen Gründen auch immer - wichtig sind.
Größte Angriffsfläche
Als Ministerin hat Birgit Honé seit 2017 genau die gleichen Aufgaben, die sie zuvor auch schon hatte - als Staatssekretärin, "angedockt" an die Staatskanzlei von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Braucht es für die Vertretung Niedersachsens in Berlin und Brüssel tatsächlich ein eigenes Ministerium? Das ist umstritten. Deutliche Kritik kommt vom Bund der Steuerzahler: Sachlich und fachlich hätte alles beim Alten bleiben können, heißt es. Das Ministerium sei nur geschaffen worden, damit CDU und SPD in der Koalition gleich viele Ministerinnen und Minister auf der Regierungsbank sitzen haben. Auch CDU und FDP haben schon angekündigt, dass sie das Ministerium auflösen werden, sollten sie in der nächsten Regierung das Sagen haben.
Sympathiepunkte
Dass sie mal Ministerin wird, hätte sich Birgit Honé nie träumen lassen. Ihr Jura-Studium musste sie sich mit Nebenjobs selbst verdienen. Ihre Einkäufe erledigt sie am liebsten in dem kleinen Dorfladen, den sie als Mitglied einer Kooperative mitgegründet hat. Entspannung und Rückzug bietet ihr "Dreimädelhaus": Honé lebt mit Mutter und Tochter in einer "Mehrgenerationen-WG".
Kommunikation
Honé ist eine interessierte Zuhörerin, aber keine Frau für einfache Formeln. Sie arbeitet sich tief in Fakten ein, hochintelligent, schnell denkend und formulierend. Dabei gilt sie als perfekte Strippenzieherin im Hintergrund mit vielen Kontakten. Im Rampenlicht zu stehen, ist ihr Ding nicht. Das fällt ihren Kabinetts-Kolleginnen und -Kollegen leichter.
Karriereaussichten
Diese hängen vom kommenden Wahlergebnis ab. Sie könnte dank ihrer guten Vernetzung Ministerin bleiben, wenn die SPD erneut stärkste Kraft wird. Ansonsten stehen soziales Engagement, Regionalpolitik und Klimaschutz auf ihrer Agenda. Als Botschafterin des Europäischen Klimapaktes arbeitet sie an Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz. Auch in diesem Bereich könnten sich Türen öffnen.
Und sonst so?
Birgit Honé kann gut und gern als "Workaholic" bezeichnet werden, die ihre Aufgaben wichtiger nimmt als ihre Gesundheit. Kürzer zu treten, fällt ihr schwer.
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