Weil: "Werden Energiekrise nach zwei Jahren überwunden haben"
Stephan Weil von der SPD spricht beim Tischtennis-Spiel über die Chancen für Niedersachsen nach der Energiekrise und über seine Arbeitstage als Ministerpräsident.
Stephan Weil hat ein bisschen geübt, gibt er zu. "Fürs Ballgefühl", wie er sagt. Dabei lässt er den Ping-Pong-Ball lässig auf seinem Schläger auf und ab hüpfen - das Ballgefühl ist da. Dabei ist Tischtennis eigentlich nicht seine Sportart, gibt Weil zu. Seit 20 Jahren habe er nicht mehr gespielt. Der Ministerpräsident tritt im sportlichen Sommerinterview gegen Martina Thorausch an, Leiterin der Redaktion Landespolitik beim NDR in Niedersachsen. Am Ende wird Weil das Spiel haushoch gewinnen - es ist ihm fast unangenehm. Wichtiger ist im Sommerinterview aber ja das Gespräch.
Energieversorgung: Zentrale Rolle für Niedersachsen
Und das kreist immer wieder um die aktuelle Energiekrise. Weil zeigt sich aber optimistisch: "Ich glaube, dass wir diese Energiekrise nach zwei Jahren überwunden haben werden." Schon in einem Jahr um diese Zeit werde man im Wesentlichen in der Lage sein, "über niedersächsische Häfen alles das an Flüssiggas zu importieren, was Deutschland bis jetzt an Erdgas aus Russland bezogen hat." In der jetzigen Phase müsse unheimlich hart dafür gearbeitet werden, dass diese Projekte voran gingen, so Weil. Niedersachsen spielt dabei aus seiner Sicht künftig eine hervorgehobene Rolle: "Wenn diese Klemme bei der Gasversorgung behoben werden soll, dann wird das nur über Niedersachsen funktionieren, wir sind da deutlich weiter als andere Länder."
Mehr Windenergie und Vorteile für Anwohner
Auch bei den Erneuerbaren Energien sieht Weil deutliche Chancen für das Land. Offshore Windparks in der Nordsee etwa würden "die eigentliche Grundlage für die erneuerbare Versorgung bei uns in Niedersachsen und ganz Deutschland." Und auch an Land müsse es mehr Windkraftanlagen geben. "Das wird nicht nur Freude auslösen, insbesondere bei den unmittelbar Betroffenen", räumt Weil ein. Bürgerinnen und Bürger müssten etwas davon haben, dass in ihrer Nähe Windräder stehen - finanzielle Vorteile etwa, so Weil.
Weil lehnt Fracking weiter ab
Der Frage nach Erdgas-Fracking in Niedersachsen erteilt Weil dagegen im Sommerinterview erneut eine Absage: "Unter dem Druck der Verhältnisse wird jeder Strohhalm zu einer tragenden Säule stilisiert." Das Fracking aufzunehmen würde jedoch zu jahrelange Streitigkeiten führen - obwohl dann der Gasmangel mit Sicherheit durch Erneuerbare Energien kompensiert wäre.
Wahlkampf im Zeichen der Krise
Auch der Wahlkampf vor der Landtagswahl am 9. Oktober sei geprägt von den derzeitigen Krisen, erzählt Weil, der dann als Ministerpräsident wiedergewählt werden will. Er sei überzeugt, dass der Ausgang der Wahlen im Wesentlichen eine Vertrauensfrage sein wird: "Dass ganz viele Menschen sich fragen werden, wem kann ich Macht anvertrauen, darum geht es ja, wem traue ich zu, Aufgaben zu lösen." Er zeigt sich zuversichtlich, dass die SPD erneut stärkste Kraft im Land wird.
Sonntag möglichst politikfrei
Weil gibt im NDR Sommerinterview auch Einblicke in seinen Arbeitsalltag als Ministerpräsident. Morgens verlasse er das Haus um kurz vor 7 Uhr - zurück sei er meist gegen 22 Uhr. Dazwischen sei Arbeitszeit. Das Privatleben leide darunter natürlich, das finde dann am Wochenende oder im Urlaub statt. Und auch wenn die Wahlkampfzeit da nochmal speziell sei, der Sonntag soll möglichst politikfrei bleiben, so Weil. Für Sport bleibt dem 63-jährigen Politiker kaum Zeit. "Ich gebe mir aber Mühe, mich möglichst viel zu bewegen, ich bevorzuge immer die Treppe gegenüber dem Fahrstuhl." Auch seine Grundkondition komme ihm dabei sicherlich zugute, so Weil.
Zusammen gewinnen und zusammen verlieren
Wie gesagt - das Tischtennisspiel im NDR Sommerinterview hat Weil gewonnen. Aber auch mit sportlichen Niederlagen kann er umgehen, betont der SPD-Politiker. Seit seiner Kindheit sei er eigentlich immer Mitglied in irgendeinem Sportverein gewesen, erzählt Weil. Insbesondere bei Mannschaftssportarten "lernt man zusammen zu gewinnen und zusammen zu verlieren". Das sei auch für die Politik eine gute Erfahrung, da sei es nämlich genauso. Aktuell gebe die SPD alles dafür, bei der Landtagswahl zu gewinnen. Einen möglichen Plan B für den Fall, dass das nicht gelingt, habe er nicht. Darüber müsste er erst einmal genauer mit seiner Frau sprechen. Als Rechtsanwalt werde er jedoch wohl nicht arbeiten.
Hintergrund: Der NDR in Niedersachsen bittet die Spitzenpolitiker*innen der im Landtag vertretenen Parteien in Fraktionsstärke zum Sommerinterview. Der letzte Veröffentlichungstermin ist am 11. August mit Stefan Birkner (FDP).
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