Niedersachsentrend: Naht das Ende der Großen Koalition?
Nach derzeitigem Stand sind mehrere Koalitionen möglich, wie eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des NDR ergab. Wie reagieren die Parteien auf die neuesten Prognosen?
Der aktuelle Niedersachsentrend sieht die SPD mit 31 Prozent der Wählerstimmen vorn, die CDU verharrt bei 27 Prozent. Die Grünen sacken zwar um drei Punkte auf 19 Prozent ab, würden aber immer noch ihr stärkstes Ergebnis in Niedersachsen einfahren, wenn es dabei bliebe. Die FDP sind mit 6,0 und die AfD mit 7,0 Prozent sicher im neuen Landtag vertreten. Die Linke legt um einen Punkt zu, bleibt aber noch unterhalb der Schwelle zum Landtagseinzug und kommt auf 4,0 Prozent.
Mehrere Regierungskoalitionen sind möglich
Bliebe es so, wären rein rechnerisch in Niedersachsen verschiedene Regierungskoalitionen möglich. Eine Neuauflage von Rot-Grün hätte die größte Mehrheit im Parlament, aber auch ein Bündnis aus CDU und Grünen könnte die Regierung stellen. Eine Fortführung der Großen Koalition aus SPD und CDU unter der Federführung der Sozialdemokraten gilt als nahezu ausgeschlossen. Die CDU hat wiederholt betont, dass man als stärkste politische Kraft in Niedersachsen zuerst das Gespräch mit den Grünen würde suchen wollen, um ein rot-grünes Bündnis zu verhindern.
CDU-Generalsekretär Sebastian Lechner sagte als Reaktion auf den Niedersachsentrend, seine Partei sei zuversichtlich, dass die CDU am 9. Oktober als Sieger aus der Landtagswahl hervorgehen werde. "Wir spüren neuen Zuspruch und steigenden Zuspruch für unseren Spitzenkandidaten und für die CDU", so Lechner.
Die SPD setzt auf ihr Zugpferd Weil
Die SPD liegt in Niedersachsen weiter vor der CDU und den Grünen. Die Partei sieht sich durch die aktuellen Wahl-Umfragewerte bestätigt. Das Ergebnis zeige, dass die Menschen in Niedersachsen weiterhin Stephan Weil als Ministerpräsident wollten, sagte die Landtagsabgeordnete Hanna Naber. In diesen Zeiten seien Verlässlichkeit und Kompetenz wichtig, beides strahle Weil aus, so Naber.
Die Grünen könnten zum Königsmacher werden
Bei den Grünen herrscht trotz leichter Verluste Vorfreude auf die Wahl, nach Lage der Dinge wird die Partei höchstwahrscheinlich einer Regierungskoalition angehören. "Ich werde zumindest dafür kämpfen, SPD und CDU auf Augenhöhe begegnen zu können. Und am Ende werden wir nach der Wahl entscheiden, mit welcher Partei wir am meisten umsetzen können", sagte Spitzenkandidatin Julia Willie Hamburg am Mittwoch.
Auch die FDP hofft auf eine Regierungsbeteiligung
Auch die FDP hofft auf eine Regierungsbeteiligung nach dem 9. Oktober. "Jede Koalition, an der die FDP beteiligt ist, ist besser als eine Koalition, an der die FDP nicht beteiligt ist", sagte FDP-Generalsekretär Christian Grascha dem NDR in Niedersachsen.
Die AfD sieht sich auf dem Weg in die Zweistelligkeit
Die AfD konnte im jüngsten Niedersachsentrend auf 7,0 Prozent zulegen, ist damit also relativ sicher im nächsten Landtag vertreten. "Es ist ein ermutigender kleiner Schritt auf dem Weg zur Zweistelligkeit. Ich hoffe, dass meine Mitstreiter das auch so ermutigend auffassen wie ich", sagte AfD-Spitzenkandidat Stefan Marzischewski am Mittwoch.