Die Grafik zeigt die aktuelle Sonntagsfrage zur Landtagswahl im Oktober im Vergleich zum vorherigen Niedersachsen-Trend im November 2021. © NDR/infratest dimap

NDR Umfrage: SPD trotz Verlusten stärkste Kraft in Niedersachsen

Stand: 06.07.2022 21:32 Uhr

Wenn am Sonntag Landtagswahl in Niedersachsen wäre, würde die SPD trotz herber Verluste weiter führende Kraft im Land bleiben - doch ihr Vorsprung vor der CDU schwindet. Die Grünen verzeichnen deutliche Gewinne.

Das hat eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des NDR ergeben. Ihr zufolge kommt die SPD aktuell noch auf 30 Prozent. Das sind sechs Prozentpunkte weniger als beim vorherigen Niedersachsen-Trend im November. Mit diesem Stand fällt die Niedersachsen-SPD auf ihr Rekordtief aus dem Jahr 2008 zurück. Laut aktueller NDR Umfrage gewinnt die CDU zwar vier Prozentpunkte dazu und kommt jetzt auf 27 Prozent. Das aber wäre dennoch ihr schlechtestes Wahlergebnis seit 1955. Die Grünen legen unterdessen deutlich zu: Sie liegen jetzt bei 22 Prozent. Für ein Flächenland ist das ein gutes Ergebnis, zumal die Spitzenkandidatin der Grünen, Julia Willie Hamburg, noch relativ unbekannt ist. FDP und AfD verlieren laut Niedersachsen-Trend Prozentpunkte, die Linke wäre weiterhin nicht im Landesparlament vertreten.

Sonntagsfrage: So reagieren die Parteien in Niedersachsen

 

Landtagswahl 2022: Ministerpräsident Weil wäre bei Direktwahl vorn

Wenn die Wählerinnen und Wähler in Niedersachsen den Ministerpräsidenten direkt wählen könnten, würden sie sich für Amtsinhaber Stephan Weil (SPD) entscheiden. Wie seine Partei verliert auch er persönlich deutlich an Zustimmung, bleibt mit 52 Prozent aber weiterhin der populärste Politiker im Land. Wirtschaftsminister Bernd Althusmann - als CDU-Landeschef auch Spitzenkandidat und Weils direkter Konkurrent - würden nur 22 Prozent zu ihrem Ministerpräsidenten wählen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Landesregierung?

Bereits beim vergangenen Niedersachsen-Trend hatte sich gezeigt, dass die Zufriedenheit mit der Landesregierung geringer geworden ist. Nun ist die Zustimmung zur Arbeit der rot-schwarzen Koalition noch weiter gesunken. Dennoch sind die Befragten mehrheitlich "sehr zufrieden" oder "zufrieden".

Welche Partei soll die Landesregierung führen?

Am Ende des Wahlabends am Sonntag, dem 9. Oktober, wird eine oder einer der Kandidierenden einen Regierungsauftrag aus dem Votum der Niedersachsen für sich beanspruchen. Die Befragten sehen dabei deutlich die SPD vorn. Sie trauen der Landespartei um Stephan Weil die Führungsaufgabe in der Regierung eher zu als der CDU, die seit Oktober 2017 als Koalitionspartner mitregiert.

44 Prozent beurteilen Althusmanns Arbeit positiv

Nicht nur die SPD büßt an Zustimmung ein, auch die von SPD-Ministerpräsident Weil bröckelt. Überzeugte er bei der letzten Umfrage noch knapp zwei Drittel der Wahlberechtigten, sind aktuell noch 56 Prozent zufrieden mit seiner Arbeit - ein Minus von 9 Prozentpunkten. Die Arbeit des Wirtschaftsministers und stellvertretenden Ministerpräsidenten Bernd Althusmann beurteilen 44 Prozent der Wahlberechtigten positiv - unverändert. Mit der Arbeit der Grünen-Fraktionsvorsitzenden und Spitzenkandidatin Julia Willie Hamburg sind 10 Prozent (plus 1 Prozentpunkt) zufrieden. Sie ist allerdings mehr als drei Viertel der Wahlberechtigten unbekannt.

Befragte bevorzugen Rot-Grün

Laut der NDR Umfrage wäre rechnerisch eine Neuauflage von Rot-Grün möglich, das erklärte Wunschbündnis des amtierenden Ministerpräsidenten Weil. Diese Koalition zerbrach 2017, als die Grünen-Abgeordnete Elke Twesten zur CDU übertrat. Auch eine Koalition aus CDU und Grünen hätte eine Mehrheit. Rechnerisch könnte ebenso die bestehende Große Koalition aus SPD und CDU fortgesetzt werden. Bei den Wahlberechtigten findet ein künftiges rot-grünes Bündnis derweil den größten Anklang, 45 Prozent bezeichnen es als "sehr gut" beziehungsweise "gut".  Eine künftige Große Koalition aus SPD und CDU, wie seit 2017 regiert, bewerten nur noch 33 Prozent positiv.

Energiepolitik fast so wichtig wie Bildung und Schule

Bei der Frage nach den wichtigsten Herausforderungen in Niedersachsen zeigt sich die weltpolitische Entwicklung: So werden "Energiepolitik/Energiewende" und "Inflation/steigende Preise" von den Wahlberechtigten als wichtig benannt. Es sind Themen, die bei der letzten Landtagswahl keine große Rolle spielten. Auf Platz eins der wichtigen Themen bleiben - wenn auch weit weniger wichtig wahrgenommen als zuletzt - die Bereiche Bildung und Schule. Also Unterrichtsausfall, Lehrermangel, Probleme beim Distanzlernen, das bewegt die Niedersachsen trotz der Weltlage nach wie vor sehr.

Noch 48 Prozent sind zufrieden mit Wirtschaftslage

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundenen Preissteigerungen und Folgen für die wirtschaftlichen Aussichten spiegeln sich auch im Niedersachsen-Trend wider. So beurteilen die Wahlberechtigten die wirtschaftliche Lage in Niedersachsen derzeit negativer als bei der vorherigen Umfrage im November. Noch 48 Prozent sind mit der wirtschaftlichen Situation im Bundesland zufrieden (minus 14 Prozentpunkte gegenüber der Umfrage vom November), 47 Prozent bewerten die Lage als "weniger gut" oder "schlecht" (plus 13 Prozentpunkte).

Niedersachsen zeigen sich pessimistischer

51 Prozent der Befragten in Niedersachsen glauben, dass sich ihre wirtschaftliche Situation in einem Jahr verschlechtern wird. Damit sind die Niedersachsen so pessimistisch wie seit rund 15 Jahren nicht mehr.

Infratest dimap hat vom 29. Juni bis zum 4. Juli insgesamt 1.154 wahlberechtigte Personen in Niedersachsen per Telefon oder Online befragt. Die Schwankungsbreite liegt zwischen 2 Prozentpunkten (bei einem Anteilswert von 10 Prozent) und drei Prozentpunkten (bei einem Anteilswert von 50 Prozent).

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 06.07.2022 | 06:00 Uhr

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