Landtagswahl: Wie tickt AfD-Politiker Stefan Marzischewski?
Bei der Landtagswahl am 9. Oktober will Stefan Marzischewski zum ersten Mal ins niedersächsische Parlament einziehen. Doch wer ist der Spitzenkandidat der AfD und welche Ziele verfolgt er?
Stefan Marzischewski ist für viele Niedersachsen vermutlich noch nicht so bekannt - denn der AfD-Politiker wurde relativ überraschend zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl. Im Wahlkampf muss er sich deshalb stärker vermarkten als die Spitzenkandidierenden der anderen Parteien.
Marzischewski: "Nicht immer nur bellen"
Der 57-jährige Radiologe aus Gifhorn gilt als gemäßigt. Er tritt bodenständig und sortiert auf. Damit unterscheidet er sich von vielen niedersächsischen Parteimitgliedern. Deren Impulsivität hat der AfD turbulente Zeiten beschert - Auflösung der Fraktion, Zerschlagung der Parteispitze. Doch auch Marzischewski kann austeilen - in internen Sitzungen schießt er zum Teil massiv gegen seine politischen Gegnerinnen und Gegner, heißt es. Doch im persönlichen Kontakt mit den Menschen gibt er sich ruhig: "Einen Hund, der immer nur bellt, nimmt keiner ernst."
Spitzenkandidat kritisiert Beobachtung durch Verfassungsschutz
Marzischewski hat es im Wahlkampf nicht leicht - er stößt zwar auch auf Zustimmung, aber kommt es zu Ablehnung ist die umso deutlicher. Weit verbreitet ist die Überzeugung, unter den AfD-Mitgliedern seien Nazis vertreten. So richtig verneinen kann der Spitzenkandidat das nicht. "Sie verlangen von mir etwas auszuschließen, was ich nicht kann", sagt er auf die Frage, ob er von Mitgliedern wisse, die der rechtsextremen Szene nahestehen. Die AfD Niedersachsen wird wegen Kontakten und Verbindungen zu rechtsextremen Organisationen vom Verfassungsschutz beobachtet. Marzischewski sieht dafür keinen Anlass. Er ist davon überzeugt, es handele sich um "einen Missbrauch staatlicher Organisation".
Kritisiert Corona-Regeln, gilt aber nicht als Leugner der Pandemie
Marzischewski pflegt Kontakte in die Querdenker-Szene. Er will dort Stimmen mobilisieren - die Menschen überzeugen, die nicht zur Wahl gehen. Er selbst gehört nicht zu den Menschen, die Corona leugnen, kritisiert die Eingriffe der Bundes- und Landesregierung aber scharf. Dass beim Oktoberfest keine Masken getragen werden müssen, auf dem Weg dorthin aber schon, sei beispielsweise nicht nachvollziehbar, macht er deutlich.
AfD in Umfragen bei neun Prozent
Ob es dieser Kurs ist, der der Partei auch in Niedersachsen Aufschwung verleiht, lässt sich nur mutmaßen. In der jüngsten Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des NDR legt die AfD zwei Punkte zu und kommt auf neun Prozent. Bei der Wahl 2017 zog die Partei mit 6,2 Prozent in den Landtag ein. Marzischewskis Ziel: Die AfD soll auf zwölf Prozent plus x kommen.
