Benjamin Evers, Andreas Böttcher, Guus Jenniskens, Dr. Boy Possen und Kerstin Geier (Forstamt Fuhrberg) nehmen eine Bodenprobe, um die Feuchtigkeit zu ermitteln. © Niedersächsische Landesforsten

Die Wege des Wassers

Stand: 09.08.2022 16:40 Uhr

Die Trockenheit ist nicht neu, die Waldbrandgefahr auch nicht. Neu ist, dass man im Wald in den Boden bohrt, um herauszufinden, wie man ihn retten könnte. Eine Reportage aus Uetze.

von Jasmin Janosch

Leises Rascheln, als wir uns durch die hohen Halme der Seggen (Gräser) zu einer freien Stelle im Wald vorschlagen. Eigentlich bräuchte man hier Gummistiefel. Doch der meistens nasse Torfboden im Erlenbruchwald in der Region Hannover ist trocken. Jetzt schützen die hohen Schäfte der Schuhe nur noch vor den Dornen der Brombeersträucher und Brennnesseln. Diese Pflanzen sind ein Zeichen dafür, dass hier im Wald etwas nicht stimmt.

Trockener Torfboden macht Bäume instabil

Förster Andreas Böttcher zeigt, wie hoch der Wasserstand üblicherweise in dem Wald ist. © Niedersächsische Landesforsten
Förster Andreas Böttcher zeigt, wie hoch der Wasserstand üblicherweise in dem Wald ist.

Forstamtsleiter Hans-Martin Roese sieht die Folgen des Wassermangels. Der Niedermoortorf fange an, sich zu zersetzen und die Oberfläche des Bodens sinke ab. "Klimaschädliche Gase werden frei - einerseits", sagt Roese. "Auf der anderen Seite werden die Bäume dadurch instabil." Der Boden ist bereits um einen Meter abgesunken. Die Wurzeln der meterhohen Erlen sind sichtbar. Vereinzelt sind Bäume bereits umgekippt. In vielen Wäldern trocknet die Oberfläche aus. Auch der Grundwasserpegel sinkt ab.

Die Wege des Wassers untersuchen

Das Problem hier im Wald ist kein seltenes, erzählt Försterin Kerstin Geier: "Wald und Wasser ist nicht nur hier, in einem ursprünglich feuchten Wald, ein Thema. Auch an trockeneren Standorten merken wir, dass das Wasser fehlt und der Wald darunter leidet." Um dem Erlenbruchwald bei Uetze helfen zu können, muss erst einmal der Boden untersucht werden. Man müsse feststellen, woher das Wasser kommt und wohin es geht, erklärt die Försterin. "Daraus können wir dann Rückschlüsse ziehen, wie wir dem Schilfbruch helfen können."

Forstamt arbeitet mit Expertenteam aus den Niederlanden zusammen

Das Niedersächsische Forstamt Fuhrberg und ein Expertenteam aus den Niederlanden waren dafür drei Tage im Wald unterwegs. Alle 50 bis 100 Meter haben sie mit einem Handbohrer ein Loch ausgehoben. Kerstin Geier berichtet, was auf den ersten Blick festzustellen war: "Die oberen Torfschichten, die hier noch vorhanden sind, sind sehr stark zersetzt, weil wenig Wasser vorhanden ist. Wir haben zwischendrin aber auch immer mal wieder Lehmeinschlüsse, was eigentlich ein gutes Zeichen ist." Lehm staue Wasser. "Also besteht noch die Chance, mehr Wasser in den Schilfbruch zu bekommen und die einzigartige Vegetation zu retten", sagt die Försterin.

Forstamt: Alle, die Wasser benötigen, sollten zusammen arbeiten

Für Forstamtsleiter Hans-Martin Roese ist es ein Herzensprojekt. Zum Abschluss des Treffens im Wald appelliert er an alle: "Alle Gruppen, die Wasser benötigen, müssen zusammenarbeiten und sich Gedanken machen: Wie können wir unsere Versickerungsrate für das Trinkwasser erhöhen und wie können wir Wasser in der Landschaft halten, um es nicht in die Nordsee ins Salzwasser abzuführen. Wir alle zusammen sind gefragt."

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Blick vom Eckberg bei Bodenwerder © picture alliance/Bildagentur-online/Schoening

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Hannover | 09.08.2022 | 13:30 Uhr

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Klimaschutz

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