Ein Stalker beobachtet eine Frau beim Telefonieren © dpa/ Picture-Alliance Foto: Frank Kleefeldt

Stalking in Niedersachsen: So viele Fälle wie seit 15 Jahren nicht

Stand: 30.04.2025 15:58 Uhr

In Niedersachsen haben die Fallzahlen im Stalking 2024 ein 15-Jahres-Hoch erreicht. Das geht aus der neuen Polizeilichen Kriminalstatistik hervor. 80 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen waren demnach männlich.

Das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) erfasste im vergangenen Jahr insgesamt 2.389 Stalking-Fälle. Das ist der höchste Wert seit 15 Jahren - 2010 hatten 2.692 Stalking-Betroffene bei der Polizei Anzeige erstattet. Wie aus der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht, klärte die Polizei im vergangenen Jahr 2.226 Fälle auf. Das entspricht einer Quote von rund 93 Prozent. Die Tatverdächtigen sind laut der Statistik zumeist Männer. So waren von insgesamt 2.108 ermittelten Tatverdächtigen 1.723 männlich und 385 weiblich. 439 Tatverdächtige hatten demnach keinen deutschen Pass (21 Prozent).

Opfer häufig suizidgefährdet

Stalking oder "Nachstellung" ist seit 2007 ein eigener Straftatbestand, der ein breites Spektrum von Handlungen abdeckt. Darunter etwa wiederholtes Kontaktieren über soziale Medien, Telefon oder E-Mail, Drohungen und körperliche Gewalt. Betroffene stünden oftmals unter einer anhaltenden Belastung und litten unter Angstzuständen, Depressionen posttraumatischen Belastungsstörungen oder selbstverletzendem Verhalten, so das LKA. Häufig seien sie zudem suizidgefährdet. Besonders betroffen seien demnach Frauen bis 34 Jahre.

Betroffene sollen frühzeitig Anzeige erstatten

Das LKA Niedersachsen rät Betroffenen, folgende Maßnahmen zu ergreifen:

  • Frühzeitig Anzeige erstatten. Wer das Gefühl habe, verfolgt oder belästigt zu werden, solle sich direkt an eine Polizeidienststelle wenden.
  • Vorfälle dokumentieren: Betroffene sollten Kontaktversuche, Drohungen oder andere verdächtige Aktivitäten schriftlich festhalten. Auch Screenshots von Nachrichten oder Fotos von Sachbeschädigungen könnten demnach wichtig sein. Die von der WEISSER RING-Stiftung unterstützte App "No Stalk" könne dabei hilfreich sein. Die App wird allerdings zum 1. Juni 2025 eingestellt.
  • Unterstützung suchen: Neben der Polizei gibt es auch spezialisierte Beratungsstellen, an die sich Betroffene wenden können.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 22.04.2024 | 12:00 Uhr

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