Der Schriftzug "Justizzentrum Hildesheim - Amtsgericht - Landgericht - Staatsanwaltschaft" ist auf einem Schild zu lesen. © picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg Foto: Moritz Frankenberg

Millionenbetrug in Hameln: Haftstrafen für drei Angeklagte

Stand: 02.09.2023 13:29 Uhr

In einem der größten Wirtschafts-Strafverfahren der vergangenen Jahre hat das Landgericht Hildesheim drei Angeklagte aus Hameln zu Haftstrafen verurteilt. Die Kammer blieb unter der Forderung der Staatsanwaltschaft.

Die Beschuldigten in dem Prozess um Millionenbetrug müssen neun, viereinhalb und vier Jahre ins Gefängnis, wie das Landgericht am Samstag entschied. Die Anklage gegen die Männer im Alter zwischen 38 und 57 Jahren lautete Subventionsbetrug in einem besonders schweren Fall in Tateinheit mit Urkundenfälschung von Mai 2010 bis November 2013. Außerdem sollen sie zwischen November 2016 und Januar 2019 mehrere Fälle von bandenmäßigem Betrug mit Urkundenfälschung begangen haben. Die Staatsanwaltschaft hatte Haftstrafen von zehn, sechs beziehungsweise sieben Jahren für die Angeklagten gefordert. Der Anwalt des zu viereinhalb Jahren Haft Verurteilten kündigte am Samstag an, in Revision gehen zu wollen. Alle drei sind derzeit auf freiem Fuß.

Urkunden, Rechnungen und Kontoauszüge gefälscht

Zahlreiche Rechnungen, Kontoauszüge und weitere Urkunden seien gefälscht worden, um an die Fördergelder zu gelangen, begründete die Große Wirtschaftsstrafkammer das Urteil. Dabei ging es um den Bau eines neuen Rechenzentrums in Hameln, für das Dutzende neuer Server und IT-Systeme angeschafft werden sollten. 37 neue Arbeitsplätze sollten dort entstehen. In Wirklichkeit sei aber nur ein kleiner Teil der Hardware gekauft worden, so der Richter. Auch die 37 Arbeitsplätze seien nicht geschaffen worden. Die staatliche NBank wurde so um rund sechs Millionen Euro betrogen.

Nicht vorhandene Server verkauft - für elf Millionen Euro

In einem zweiten Komplex, über den verhandelt wurde, ging es um knapp elf Millionen Euro: Die Männer sollen Server an Leasinggesellschaften verkauft haben - diese Server besaßen sie allerdings gar nicht. Das Unternehmen der Angeklagten strich damit fast elf Millionen Euro ein, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft.

Urteil ausnahmsweise am Wochenende

Dass das Urteil an einem Samstag verkündet wurde, hing laut Gericht mit terminlichen Schwierigkeiten in dem äußerst komplexen Fall mit drei Angeklagten zusammen. Um gesetzlich vorgegebene Fristen einzuhalten, habe man sich ausnahmsweise für den Termin am Wochenende entschieden.

Das Verfahren gegen einen ursprünglich ebenfalls angeklagten 82-Jährigen wurde wegen gesundheitlicher Probleme des Mannes abgetrennt und soll später verhandelt werden.

Weitere Informationen
Geldscheine liegen nebeneinander. © picture alliance / dpa Foto: Jens Wolf

Panne: NBank überweist einem Kunden 40 Millionen Euro

Das Geld sollte eigentlich zwischen zwei Konten der Bank transferiert werden. Das ging schief. (07.07.2023) mehr

Ein Stift liegt auf einem Antrag für den Corona-Soforthilfe-Zuschuss des Bundes. © Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa Foto: Robert Michael

Betrug mit Corona-Hilfen: Rund 19 Millionen Euro Schaden

Niedersächsische Fahnder haben Ermittlungen gegen mehr als 2.100 Personen eingeleitet. 770 wurden bereits angeklagt. (05.01.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 02.09.2023 | 12:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Ein Clown mit Trommel steht in der Mitte der Bühne, um ihn herum weitere Darstellende. © Tim Müller

Liebe, Eifersucht und Rache: "Der Bajazzo" in Hannover

Kurzes Werk, früher Vorstellungsbeginn: Mit dem Zweiakter startet die Staatsoper Hannover ihre After-Work-Reihe. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen