"Gelbe Engel": ADAC bedrängt Kritiker
Im März berichtete Panorama 3 von der Schlammschlacht beim ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt. Dort bekämpften sich Geschäftsführung und Betriebsrat mit offensichtlich nicht mehr legalen Mitteln. Eine ehemalige Mitarbeiterin der IT-Abteilung packte bei Panorama 3 aus. Sie erzählte, die Geschäftsleitung habe sie beauftragt, Mitglieder des Betriebsrats zu bespitzeln. Daraufhin stellte der Betriebsrat Strafanzeige.
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen. Im Gegenzug beantragte die Geschäftsführung beim Arbeitsgericht Hannover die Auflösung des Betriebsrats wegen "grober Pflichtverletzungen". Das Auffällige: 49 Mitarbeiter der Laatzener Zentrale reichten ebenfalls einen gleichlautenden Antrag ein.
Wollen die Mitarbeiter tatsächlich die Ablösung ihres Betriebsrats?
Aussagen von Mitarbeitern gegenüber Panorama 3 wecken zumindest Zweifel - von Druck ist die Rede. Aus Angst vor Repressalien ihres Arbeitgebers möchte Frau K., langjährige Mitarbeiterin beim ADAC, unerkannt bleiben. Sie erinnert sich beispielsweise genau, dass beim Sammeln der Unterschriften in der Belegschaft Druck ausgeübt wurde.
Besonders für Auszubildende und Mitarbeiter mit befristeten Verträgen seien die Listen eine heikle Angelegenheit gewesen: Bei Gesprächen sei es immer wieder zu unterschwelligen Drohungen gekommen: "Diese Gespräche wurden größtenteils mit Vorgesetzten oder der Personalchefin geführt, wo dann eben auch die Worte gefallen sind: 'Bedenken sie doch mal, wer ihren nächsten Arbeitsvertrag unterschreiben wird.'"
Der ADAC hält dagegen und erklärt gegenüber dem NDR: "Weder Vorstand noch Geschäftsführung des ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt e. V. ist bekannt, dass Mitarbeiter unter Druck gesetzt wurden, um sich an der Unterschriftenliste gegen den Betriebsrat zu beteiligen."
Werden Kritiker unter Druck gesetzt?
Doch auch Journalisten berichten von Druck durch den ADAC bei kritischer Berichterstattung. Uwe Ritzer von der Süddeutschen Zeitung (SZ) beobachtet den ADAC seit langem, schrieb 2011 einen kritischen Artikel über die "Gelben Bengel" und sah sich umgehend mit 14 Unterlassungserklärungen konfrontiert. Sein Fazit: "Ich glaube, dass es leichter ist, über Missstände in der evangelischen oder in der katholischen Kirche zu schreiben, als über Missstände beim ADAC. Man ist beim ADAC, wenn es um Kritik am eigenen Laden geht, höchst sensibel - und man lässt das Journalisten auch schnell spüren. Es ist so, dass sie sofort irgendeinen Anwalt am Hals haben."
Für Mitarbeiter kann es schon riskant sein, sich überhaupt mit dem Betriebsrat blicken zu lassen. Frau K. erklärt dazu: "Generell mit dem Betriebsrat zu reden, ist schon ein Verbot ohne Ende. Sobald man mit dem Betriebsrat gesehen wird, kommen Fragen auf: Warum hat man sich mit denen unterhalten? Was ist dort vorgefallen, wieso, weshalb und warum? Und das natürlich von Vorgesetzten."
Frau K. arbeitete einst leidenschaftlich gern für den ADAC, sie meint, in ihren Adern sei "gelbes Flut geflossen", doch nun will sie nur noch eins: Endlich wieder in Frieden arbeiten können. Doch dieser fromme Wunsch wird bei den "Gelben Engeln" wohl so schnell nicht in Erfüllung gehen.