Stand: 10.02.2020 18:26 Uhr

Zur Sonne, zur Weisheit: "Solar Orbiter" gestartet

Eine Atlas-V-Rakete der United Launch Alliance hebt vom Startkomplex 41 der Cape Canaveral Air Force Station ab. © Jared Frankle/NASA/AP/dpa
Am Montagmorgen ist die Mission "Solar Orbiter" in Cape Canaveral (Florida) gestartet.

Am Montagmorgen haben Punkt 5.03 Uhr nach europäischer Zeit vier Instrumente aus Göttingen eine lange Reise angetreten. Eine sehr lange Reise. Der "Solar Orbiter" startete in Cape Canaveral (Florida, USA). Das Ziel der Mission: Neue Bilder und vor allem neue Erkenntnisgewinne von dem Stern, um den sich alles dreht: der Sonne. 150 Millionen Kilometer liegt die Sonne von der Erde entfernt; der "Solar Orbiter" nähert sich bis auf 42 Millionen Kilometer. Die größte Distanz zur Erde während der Mission beträgt 300 Millionen Kilometer. Um das etwas zu veranschaulichen: Ein Radiosignal von dort braucht 16,5 Minuten, um hier empfangen zu werden.

"Können keine Vorhersagen machen"

"Wir wissen einiges, was auf der Sonne passiert und wir wissen einiges, was in der Sonne passiert, auch dass sie die Erde in vielfacher Hinsicht beeinflusst", sagt der Direktor des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPI) in Göttingen, Professor Sami Solanki. Man wisse aber bei Vielem nicht, wie es funktioniere und was dahinterstecke. "Dementsprechend können wir keine Vorhersagen machen. Das heißt, ich kann nicht sagen, morgen wird es eine Sonneneruption geben, die zwei Tage später dieses oder jenes auf der Erde auslösen wird", sagt der Wissenschaftler.

Vier Instrumente aus Göttingen

Das MPI ist mit vier der zehn wissenschaftlichen Instrumente an Bord beteiligt. Mit dabei ist etwa das rund 100 Millionen Euro teure Doppelteleskop PHI (Polarimetric and Helioseismic Imager), dessen Aufnahmen Rückschlüsse auf das Magnetfeld der Sonnenoberfläche zulassen sollen. Die Wissenschaftler erhoffen sich Erkenntnisse, wie das Magnetfeld funktioniert. "Die Pole sind der Schlüssel zum Magnetfeld", so Solanki. Dieses Feld treibe alles an - auch die Sonnenwinde. Diese haben Auswirkungen auf der Erde. Sie können Satelliten außer Gefecht setzen oder auch Energieversorgung, GPS-Navigation und Handyempfang stören. Und: Sie erzeugen die Polarlichter.

Die ersten acht Minuten

Der 1,8 Tonnen schwere "Orbiter" startet an Bord einer Atlas V 411-Rakete. Gesteuert wird das geschätzt 1,5 Milliarden Euro teure Gemeinschaftsprojekt von ESA und NASA aus Darmstadt (Hessen). "Das Kritische sind die ersten acht Minuten", sagte der verantwortliche Flugdirektor im Kontrollzentrum, Andrea Accomazzo, bei den Vorbereitungen seines Teams auf den Start. Über Wochen hatten er und seine Crew trainiert, um einem Scheitern der Mission vorzubeugen. Zu dem Zeitpunkt, wenn sich der "Solar Orbiter" von der Rakete löst, ist das Team im Kontrollzentrum Auge, Hirn und Navigator.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 02.02.2020 | 08:00 Uhr

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Wissenschaft

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