Tot nach Gewahrsam: 38-Jähriger zu Unrecht beschuldigt

Stand: 22.05.2023 12:46 Uhr

Im Januar ist ein 38-Jähriger in einer Klinik gestorben, nachdem er in einer Zelle der Polizei Braunschweig bewusstlos geworden war. Doch jetzt ist klar: Der Mann aus Guinea war zu Unrecht beschuldigt worden.

Der Ingewahrsamnahme des 38-Jährigen war am Neujahrsmorgen das Versprühen von Pfefferspray in einer Gaststätte vorausgegangen. Die Staatsanwaltschaft hat ermittelt, dass der Verstorbene gar nicht der Täter, sondern ein Opfer der Pfeffersprayattacke gewesen ist. Darüber hatte zunächst die "Braunschweiger Zeitung" berichtet.

Staatsanwaltschaft: Ingewahrsamnahme "völlig in Ordnung"

Es seien Videoaufnahmen ausgewertet worden, die das belegen, sagte der Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft, Hans Christian Wolters, dem NDR Niedersachsen. Demnach hatten drei Männer mit dem Pfefferspray gesprüht. Die Polizisten hatten nach entsprechenden Zeugenaussagen aber seinerzeit den 38-Jährigen als Täter ausgemacht. Als die Beamten den Mann vor Ort befragen wollten, sei dieser aggressiv geworden und habe sich gewehrt, so Wolters. Die Ingewahrsamnahme sei nach derzeitiger Einschätzung aber "völlig in Ordnung" gewesen. "Zwar war der später Verstorbene nicht Täter, sondern Opfer der vorangegangen Pfeffersprayattacke, aber die Ingewahrsamnahme beruhte auf dem unkooperativen und aggressiven Verhalten des 38-Jährigen gegenüber der Polizei, weshalb er zur Vermeidung weiterer Straftaten in Verhütungsgewahrsam genommen wurde", sagte Wolters auf Nachfrage.

Staatsanwaltschaft schließt Gewalt als Todesursache aus

Als eine Ärztin dem Mann damals in Polizeigewahrsam Blut abnehmen wollte, soll sie den 38 Jahre alten Mann bewusstlos in der Zelle aufgefunden haben. Er starb zwei Tage später im Krankenhaus. Woran der 38-jährige Mann gestorben ist, ist fast fünf Monate nach seinem Tod allerdings noch immer nicht klar. Es stünden noch die Ergebnisse eines neuropathologischen Gutachtens aus, mit dem etwa mögliche Schäden im Gehirn festgestellt werden könnten. Dass der 38-Jährige an Gewalt gestorben ist, könne aber ausgeschlossen werden, darauf gibt es laut Obduktion keine Hinweise, so die Staatsanwaltschaft. Bei einer Demonstration am Wochenende forderte der Verein für afrikanische Kultur, dass die Todesumstände aufgeklärt werden.

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Hallo Niedersachsen | 22.05.2023 | 19:30 Uhr

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